Ist es nur noch Routine?

Damaskus: Anschläge mit mindestens 34 Toten im Christenviertel

Vatikanbotschafter Erzbischof Zenari erschüttert über Zahl der Opfer

Damaskus-Rom, kath.net/KAP, 29. November 2012

Mindestens 34 Menschen wurden am Mittwoch durch explodierende Sprengsätze in einem vorwiegend von Christen und Drusen bewohnten Viertel von Damaskus getötet. In Jaramana im Südosten der syrischen Hauptstadt detonierten vier Bomben – zwei davon in Autos versteckt. Mindestens 83 weitere Personen wurden schwer verletzt. Vatikanbotschafter Erzbischof Mario Zenari beklagte gegenüber dem römischen Pressedienst “AsiaNews” die täglich anwachsende Zahl der Opfer. Aber “niemand sagt mehr etwas, es ist zur Routine geworden”.

Zwei Autobomben sollen nach Angabe des regierungstreuen TV-Senders Addounia kurz nach 6.40 Uhr Ortszeit explodiert sein. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana nannte die Tat einen “terroristischen Bombenanschlag”. Die oppositionelle Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von 29 Toten. Kurz danach detonierten in dem Stadtteil zwei weitere Sprengkörper.

In Jaramana wohnen vor allem Christen und Drusen. Dort lebende Anhänger der Regierung von Präsident Baschar al Assad, den Aufständische seit März des vergangenen Jahres bekämpfen, sollen mehrere bewaffnete Gruppen organisiert haben. Einem Reporter des britischen Fernsehsenders BBC zufolge soll es unmittelbar vor den Explosionen zur Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen gekommen sein.

Das staatliche syrische Fernsehen zeigte Bilder von Feuerwehrleuten, die brennende Autowracks löschten. Herunterfallende Trümmer von umliegenden Häusern zerstörten Fahrzeuge. Die Rebellen in Syrien hatten in den vergangenen Wochen mehrere wichtige Militär-Stützpunkte vor Damaskus erobert. Daraufhin griff die syrische Luftwaffe die Oppositionellen im Umland von Damaskus – dem östlich gelegenen Ghouta-Gebiet – an.

Nuntius: Konflikt droht Routine zu werden

Der Apostolische Nuntius in Syrien, Erzbischof Mario Zenari, zeigte sich erschüttert über die täglich wachsende Zahl der Opfer. Zugleich kritisierte er, dass der syrische Bürgerkrieg zur “Routine” zu werden drohe.
Seit November habe sich die humanitäre Situation in der syrischen Hauptstadt Damaskus wegen des Handelsembargos und der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen extrem verschlimmert, so Zenari. Ein wachsendes Problem sind dem Nuntius zufolge Entführungen, die beide Seiten begehen, um Gefangene freizubekommen oder Lösegeld zu erpressen.
Die Kirchen sind nach den Worten des Vatikanbotschafters die einzigen noch intakten Institutionen in Syrien. “Aus jeder Gruppe wenden sich ihr Menschen zu: Christen, Muslime, Alawiten.” Priester und Ordensleute bemühten sich vielfach darum, zwischen verfeindeten Teilen der Bevölkerung Versöhnung zu stiften, und riskierten dabei nicht selten ihr Leben.

Aus Sicht Zenaris verschärft eine starke Einmischung aus dem Ausland den syrischen Bürgerkrieg. Dies halte den Krieg am Leben und verhindere eine freiheitliche Entwicklung wie in anderen arabischen Staaten.

“Die Bevölkerung hat keine Stimme und sehnt sich nur danach, ins normale Leben zurückzukehren.”

Fides-Dienst: Beiträge zur Lage in Syrien

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