Chrisammesse 2012 update

Homilie von Vitus Bischof Huonder Bistum Chur

Meine lieben Mitbrüder,

in meinem Schreiben an die Priester zum Hohen Donnerstag 2012 habe ich die Feier der heiligen Eucharistie als Mitte und Höhepunkt der priesterlichen Existenz bezeichnet. Sie ist der Höhepunkt des priesterlichen Auftrages, die Menschen und die Welt zu heiligen. Der Priester ist nie so sehr Priester, als wenn er am Altar das heilige Opfer darbringt. Er vollzieht nie so sehr das Werk der Heiligung als bei der Eucharistiefeier. Doch steht dieser Auftrag in engstem Zusammenhang mit den anderen Aufgaben, welche dem Priester mit der Weihe anvertraut werden, namentlich mit der Verantwortung und Vollmacht für die Verkündigung und die Leitung.

Der Vollzug der heiligen Eucharistie ist Höhepunkt, aber auch Teil der weiterreichenden Vollmacht zur Heiligung. Der Priester übt diese Vollmacht durch die Spendung der Sakramente und der Segnungen aus. Gerne möchte ich heute jene Vollmacht unterstreichen, welche mit der Spendung der Katechumenensalbung zusammenhängt. Der Priester ist dazu berufen, den Menschen auch auf den Empfang der Taufe hin zu heiligen. In dieser Feier wird das Öl für die Kranken, das Öl für den Chrisam, aber auch das Öl für die Katechumenen bereitet, das heisst für jene Menschen, die sich auf die Taufe vorbereiten. Das Weihegebet des Öls für die Katechumenen lautet: “Allmächtiger und starker Gott, du hast das Öl geschaffen und zu einem Zeichen der Lebenskraft gemacht. Segne dieses Öl und gib den Taufbewerbern, die wir damit salben, Kraft, Entschlossenheit und Weisheit, damit sie das Evangelium Christi, deines Gesalbten, tiefer erfassen und die Mühen und Aufgaben eines christlichen Lebens hochherzig auf sich nehmen. Mache sie zu deinen Kindern, schenke ihnen die Freude der Taufe und des Lebens in deiner Kirche.” Die Katechumenensalbung bewirkt die Stärkung, Ermutigung und Kräftigung des Taufbewerbers. Sie kann deshalb, was bei der Taufe von Erwachsenen deutlich wird, auch mehrere Male gespendet werden.

Die Katechumenensalbung steht in engstem Zusammenhang mit dem Widersagen. Bei der Taufe fragt der Zelebrant die Täuflinge beziehungsweise die Eltern und Paten: “Widersagt ihr dem Satan… Und all seinen Werken… Und all seinen Verlockungen.” In der Osternacht werden wir dieses Versprechen erneuern. Die Katechumenensalbung, mit Blick auf das Widersagen gespendet, ist eine Salbung zum Schutze des Taufbewerbers. Sie beschirmt ihn auf dem Weg des Glaubens, hält von ihm die Macht des Bösen ab und bereitet ihn für das Bekenntnis des einen und Dreifaltigen Gottes vor. In diesem Sinn geht der Salbung mit dem Öl der Katechumenen das Gebet um Befreiung vom Bösen voraus, und bei der Salbung selber spricht der Priester die Worte: “Durch diese Salbung stärke und schütze dich die Kraft Christi, des Erlösers.” Nichts soll den Bewerber von der Taufe abhalten. Das Gebet der Kirche soll ihn helfend umgeben und begleiten sowie die Macht Satans von ihm fernhalten.

Ich möchte die Katechumenensalbung auch in den Zusammenhang des kommenden Glaubensjahres stellen. Es gibt einen Weg hin zum Glauben, es gibt alsdann einen Weg vom Glauben hin zum ewigen Ziel des Menschen. Die Katechumenensalbung ist eine Begleitung hin zum Glauben und bringt ins Bewusstsein, dass der Glaube nur dann entstehen und wachsen kann, wenn wir ihn verkünden, wenn wir ihn lehren, wenn wir ihn den Menschen offenlegen. Hier kommt die priesterliche Vollmacht der Lehre zum Zug. Denn der Glaube ist letzlich die Zustimmung zu dem, was Gott uns zu unserem Heil offenbart. Er ist ein Akt der Vernunft, der sich durch den Akt des Willens in ein Leben aus dem Glauben umsetzt. Deshalb sagt uns der Heilige Vater im Schreiben, mit welchem er das Jahr des Glaubens ausgerufen hat – Porta fidei – : “Wie man feststellen kann, ist die Kenntnis der Glaubensinhalte wesentlich, um die eigene Zustimmung zu geben, das heisst um sich dem, was von der Kirche vorgelegt wird, mit Verstand und Willen völlig anzuschliessen. Die Kenntnis des Glaubens führt in das Ganze des von Gott offenbarten Heilsgeheimnisses ein” (10). So nimmt die Verkündigung, die Belehrung im priesterlichen Dienst eine wichtige Stellung ein.

Es ist eine der ganz wichtigen Aufgaben des Priesters, in die Kenntnis der Glaubensinhalte einzuführen und den Taufbewerbern diese Kenntnis zu vermitteln, aber nicht nur den Taufbewerbern sondern auch den Getauften. In diesem Sinn hört der Auftrag der Heiligung, der durch die Katechumenensalbung bezeichnet wird, nie auf. Denn der Gläubige ist – und da schliesse ich uns alle ein – in etwa ständig, ein Leben lang, ein “Katechumene” – ein Glaubensschüler, insofern die Bemühungen, sich immer mehr in den Glauben einzuleben und zu vertiefen, nie aufhören. “Der Glaube ist die Entscheidung, beim Herrn zu sein und mit ihm zu leben”, sagt der Heilige Vater im erwähnten Schreiben (10). Diese Entscheidung muss der Mensch ein Leben lang treffen, er muss ein Leben lang von jener Salbung zehren, welche ihn auf die Taufe vorbereitete. Er muss ein Leben lang Glaubensschüler bleiben. Diese Einsicht helfe uns, auf Jesus, unseren Lehrer, zu hören, die heiligen Zeichen gläubig zu vollziehen, aber auch die einmal Gesalbten im Glauben zu begleiten.

Amen

Quelle
PortaFidei: Apostolisches Schreiben zum Jahr des Glaubens

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