Prof. Gerl-Falkovitz sieht ‘Austrocknung christlicher Lebenswelt’

Einhergehen eines ethischen Bruchs mit dem Glaubensverlust *UPDATE

*Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
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Dresdener Religionsphilosophin Gerl-Falkovitz bei St. Pöltner Priestertagung: Gegen “dampfende Religiosität” und neuheidnische Renaissance deutliches christliches Zeugnis geben

St. Pölten, kath.net/KAP, 1. März 2012

Vor einer “Austrocknung christlicher Lebenswelten” warnt die Dresdener Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz. Zeichen einer solchen Austrocknung könne man etwa in Ostdeutschland beobachten, wo eine atheistische Lebensweise “als Frucht atheistischer Politik und Diktaturen heute zur allgemeinen Kultur geworden” sei, so Gerl-Falkovitz bei der am Mittwoch im Bildungshaus St. Hippolyt zu Ende gegangenen Priesterstudientagung der Diözese St. Pölten. Dass mit dem Glaubensverlust auch ein ethischer Bruch einhergehe, zeige sich der Philosophin zufolge etwa in der Kehrtwende von den biblischen Zehn Geboten hin zu sozialistischen Geboten in der DDR-Zeit.

Die Austrocknung christlicher Lebenswelten gehe jedoch laut Gerl-Falkovitz mit dem irritierenden Befund einer Renaissance neuheidnischer Rituale einher. Diese “dampfende Religiosität” reiche von Esoterik über Steinheilungen bis hin zu Formen des Satanismus. Auch zeige diese Wiederkehr deutlich den Irrtum aller Vorhersagen über ein Ende der Religion durch eine fortschreitende Säkularisierung, so Gerl-Falkovitz. Religiosität nehme weltweit zu – mit Ausnahme Europas. Sie sei aber optimistisch, dass es auch hier zu einer neuen Blüte der Kirchen kommen werde, da gerade die katholische Kirche – im Unterschied etwa zu protestantischen Freikirchen – “institutionenmässig im Vorteil” sei und die Zeit der Austrocknung überstehen könne.

Dennoch stelle sich in dieser Situation die Frage nach der Vermittlung des christlichen Glaubens neu und in verschärfter Form: Erste Instanz der Glaubensvermittlung bleibe laut Gerl-Falkovitz der jeweilige Christ und sein je eigenes christliches Zeugnis: Es gebe “keinen Christenmangel”, so die Religionsphilosophin, sondern “Christenmängel, die uns hindern, andere zu erreichen”. Dabei gelte es für Christen, in ihrem Glauben möglichst gefestigt zu sein, um glaubhaft Rede und Antwort zu stehen und “Zeugnis von der Hoffnung geben zu können, wenn sie angesprochen werden”.

Konkret empfahl Gerl-Falkovitz etwa eine vertiefte religiöse Bildung junger Katholiken mit Hilfe des Jugendkatechismus “YouCat”. Sie regte aber auch an, verstärkt auf Nicht-Christen zuzugehen, wie es etwa der Erfurter Bischof Joachim Wanke eindrucksvoll unternehme, wenn er im Vorfeld christlicher Feste auch Veranstaltungen für nichtgläubige Menschen organisiere und ihnen so kirchliche Räume neu erschliesse.

Seit ihrer Emeritierung an der Universität Dresden lehrt Gerl-Falkovitz u.a. als Honorarprofessorin am “Europäischen Institut für Philosophie und Religion” (EUPHRat) der “Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI.” des Stiftes Heiligenkreuz.

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