Sudan: Angriff auf Moschee, mindestens 70 Tote
Ein Drohnenangriff, der der paramilitärischen Gruppe “Rapid Support Forces” (RSF) zugeschrieben wird, hat am Freitag während des Gebets eine Moschee in der Region Nord-Darfur getroffen
Quelle
Sudan – Zwölf Millionen Vertriebene: Eine der schlimmsten humanitären Krisen des 21. Jahrhunderts – Agenzia Fides
Dabei kamen mindestens 70 Gläubige ums Leben, wie Helfer und die sudanesische Armee mitteilten. Der Angriff in der belagerten Stadt El Fasher zerstörte die Moschee vollständig. Die Zahl der Todesopfer dürfte noch steigen, da noch Leichen unter den Trümmern begraben sind, sagte ein Mitarbeiter der lokalen Hilfsorganisation “Emergency Response Rooms”. Der Mitarbeiter sprach unter der Bedingung der Anonymität, aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen durch die RSF.
Die sudanesische Armee, die seit April 2023 in eskalierenden Kämpfen gegen die RSF kämpft, erklärte in einer Stellungnahme, sie trauere um die Opfer des Angriffs. “Die ungerechtfertigte Bekämpfung von Zivilisten ist das Motto dieser Rebellenmiliz, und sie tut dies weiterhin vor den Augen der ganzen Welt”, hieß es in der Erklärung. Weitere Details zu dem Angriff waren schwer zu erfahren, da er sich in einem Gebiet ereignete, aus dem sich viele internationale Organisationen aufgrund der Sicherheitsrisiken zurückgezogen haben.
Krieg hat mindestens 40.000 Todesopfer gefordert
Der Kampf zwischen der staatlichen Armee und der RSF ist zu einem Bürgerkrieg eskaliert, der laut Weltgesundheitsorganisation mindestens 40.000 Menschen das Leben gekostet, bis zu 12 Millionen weitere Menschen vertrieben und viele an den Rand einer Hungersnot gebracht hat. Die Widerstandskomitees in El Fasher, eine Gruppe lokaler Aktivisten, veröffentlichten am Freitag ein Video, das angeblich Teile der Moschee zeigt, die in Schutt und Asche liegen, mit mehreren verstreuten Leichen. Das Filmmaterial ließ sich nicht unabhängig überprüfen.
Die “Darfur Victims Support Organization”, die Menschenrechtsverletzungen gegen Zivilisten überwacht, sagte unter Berufung auf Zeugen, dass der Angriff gegen 5 Uhr morgens Ortszeit stattfand. Der Drohnenangriff war der jüngste in einer Reihe von Angriffen während der schweren Zusammenstöße zwischen den beiden Seiten in El Fasher in der vergangenen Woche. Satellitenbilder, die am Freitag vom “Humanitarian Research Lab” der US-Universität Yale veröffentlicht wurden, zeigten Anzeichen von Drohnenaktivitäten und die Auswirkungen von Explosionen in der Region El Fasher zu Beginn der Woche. Die Bilder zeigen Schäden an mehreren Gebäuden im von Hungersnot heimgesuchten Flüchtlingslager Abu Shouk. Das außerhalb von El Fasher gelegene Lager beherbergt 450.000 Vertriebene und wurde während des gesamten Krieges wiederholt angegriffen.
Dramatische Lage in El Fasher
“El Fasher fällt an die RSF-Truppen”, die nun das Lager Abu Shouk kontrollieren und das lokale Einsatzhauptquartier der Armee eingenommen haben, so die in Yale ansässige Gruppe. Das Widerstandskomitee in El Fasher erklärte am Donnerstag in einer Stellungnahme, dass die RSF mehrere unbewaffnete Zivilisten, darunter Frauen und ältere Menschen, in Flüchtlingsunterkünften in der Stadt angegriffen habe.
Am Dienstag hatte das “Sudan Doctors Network” berichtet, dass die RSF in El Fasher 18 Menschen getötet und 14 weitere, darunter drei Mädchen, entführt habe. Ein Bericht des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) vom Freitag verzeichnete zwischen Januar und Juni mindestens 3.384 zivile Todesopfer im Sudan, vor allem in Darfur. Das entspricht fast 80 Prozent der im Jahr 2024 registrierten zivilen Opfer. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer dürfte deutlich höher liegen.
Anfang April hatten sich die Kämpfe in El Fasher um die Kontrolle über die Stadt und die umliegenden Gebiete in Nord-Darfur verschärft. Seit dem 10. April wurden bei Angriffen der RSF in der Region mehr als 400 Zivilisten getötet. Die meisten von ihnen kamen bei einer Großoffensive ums Leben, bei der das nahe gelegene Flüchtlingslager Zamzam eingenommen wurde. Dem Bericht zufolge wurde das Lager in eine Militärbasis der RSF umgewandelt, von der aus Angriffe auf El Fasher gestartet wurden.
Die Offensiven der RSF haben laut OHCHR viele Verletzte gefordert und waren mit sexueller Gewalt, summarischen Hinrichtungen von Einwohnern und humanitären Helfern sowie Angriffen auf Zivilisten verbunden, die sich in improvisierten Luftschutzbunkern versteckt hatten oder zu fliehen versuchten.
Keine sicheren Fluchtwege aus der belagerten Stadt
Unter der Belagerung von El Fasher ist die medizinische Versorgung nach wie vor weitgehend unzugänglich, sagte der Arzt Ezzeldin Asow vom “El Fasher South Hospital” in einer vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz veröffentlichten Sprachaufzeichnung. Er berichtete, dass Patienten zu Fuß oder mit Eselskarren gebracht werden, während medizinisches Personal trotz der Gefahr für das eigene Leben weiterhin Leben rettet. Das Krankenhaus ist das einzige funktionierende in der Stadt, das Operationen anbietet.
Der Vertreter des UN-Menschenrechtsbüros für den Sudan, Li Fung, warnte am Freitag bei einer UN-Pressekonferenz in Genf, dass sich die Lage in El Fasher “weiter rapide verschlechtert”, da die anhaltende Belagerung zu einem gravierenden Mangel an Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten führt. “Die Realität vor Ort in El Fasher ist schrecklich”, sagte Fung. “Wir erhalten weiterhin Berichte über Zivilisten, die getötet, entführt oder sexueller Gewalt ausgesetzt werden, während sie versuchen, El Fasher zu verlassen.”
“Es gibt keine sicheren Fluchtwege aus der Stadt, und die Zivilbevölkerung ist in einer Situation gefangen, in der sie vor einer unmöglichen Wahl steht: entweder in El Fasher zu bleiben und Bombardierungen, Hunger und Gräueltaten zu riskieren, wenn die RSF die Stadt einnimmt, oder zu fliehen und das Risiko einer summarischen Hinrichtung, sexueller Gewalt und Entführung einzugehen.”
ap – sk, 20. September 2025
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