Theologie des Leibes – Sehnsucht nach Liebe ohne Ende

Der zweite Kongress zur Theologie des Leibes in Aschaffenburg zeigte: Der menschliche Leib ist ein Ort göttlicher Gnade – und christliche Spiritualität stets eine Spiritualität des Leibes

Quelle
Der Himmel in deinem Leib
Theologie des Leibes
Ein Interview mit dem Mann, der jetzt Papst ist – Vatican News
Radio Horeb | radio horeb Leben mit Gott …
Kardinal Wim Eijk

18.09.2025

Sina Hartert

Die tiefste Sehnsucht des Menschen, sein Schrei nach Liebe, die niemals endet – dieses Leitmotiv kam während des zweiten Kongresses zur Theologie des Leibes vom 12. bis 14. September in Aschaffenburg in verschiedensten Variationen – in Vorträgen von Corbin und Birgit Gams sowie Christopher West und dessen musikalischer Begleitung durch Mike Mangione – zum Klingen und erreichte oft ungeahnte Tiefen, die viele der 350 Teilnehmer aller Altersgruppen staunen ließ.

“Ich habe immer wieder an diesem Wochenende von Kongressteilnehmern gehört: ‘So etwas habe ich noch nie gehört!'”, erzählt Pater Nicola Curcio, Veranstalter des Kongresses. “Das erinnerte mich an die Reaktionen mancher, die Jesus predigen hörten: ‘Noch nie hat ein Mensch so gesprochen.'”

“Der Leib, und nur er, kann das Unsichtbare sichtbar machen: das Geistliche und das Göttliche”, so der heilige Papst Johannes Paul II., auf den die Theologie des Leibes zurückgeht.

Lernen zu lieben, wie Gott liebt

Das Ehepaar Gams aus Österreich, das gemeinsam die Theologie des Leibes im deutschsprachigen Raum maßgeblich bekannt gemacht hat, erklärte: “Unser Leib als Mann oder als Frau zeigt uns, dass wir dafür gemacht sind, aus unserem Leben ein Geschenk zu machen”, und gibt zu bedenken: “Wir können kein Glück finden, bis wir gelernt haben, zu lieben, wie Gott liebt” – diese Liebe sei, im Gegensatz zur “modernen Sexualität”, frei, bedingungslos, treu und lebenspendend.

Doch eine solche Liebe, die unserem Leben erst Sinn gebe, werde vom Versucher bis aufs Äußerste bekämpft. So erinnerte der Experte für die Theologie des Leibes, Christopher West, an eine Aussage des Psychologen Jordan Peterson: “Schätze und Drachen befinden sich immer am selben Ort.” Laut Johannes Paul II. sei das menschliche Herz “zum Kampfplatz geworden zwischen Liebe und Begierde”.

Doch, so das Ehepaar Gams, die Sehnsucht, wie Gott zu lieben, bleibe in unserem Herzen. Wenn wir sie unbeachtet ließen, richte sie sich jedoch “auf andere Dinge”, wie “exzessiven Sport, Wellness, Sex, Autos” und so würden wir “Fälschungen auf den Leim gehen”.

Christliche Spiritualität ist immer auch eine Spiritualität des Leibes

Aufgrund dieser Gefahr würden manche Christen das “Kind mit dem Bade ausschütten”, erklärte Christopher West, indem sie den menschlichen Leib vorrangig als Ort der Sünde sehen und daher ablehnen würden. Diese Versuchung sei uralt. Monsignore Lorenzo Albacete, persönlicher Berater des späteren Johannes Paul II., habe betont, von Anfang an sei der größte Feind des Christentums der Versuch, Christus vom Fleisch zu trennen.

Doch christliche Spiritualität, unterstrich West, ist immer auch eine Spiritualität des Leibes. Denn die höchste Form der Vereinigung – die bräutliche Verbindung zwischen Gott und den Menschen – wurde in Christus Wirklichkeit, und diese Vereinigung nahm im Schoß Mariens ihren Anfang.

Der menschliche Leib sei also ein Ort der göttlichen Gnade. Der Leib befähige den Menschen zum Schönsten, was man sich vorstellen könne: dass der Mensch in der Zeugung eines Kindes zum Mitschöpfer werden könne. Darauf beziehe sich auch der Neid des Widersachers (Weish 2,24), der als Engel keinen Leib besitzt.

Sexuelle Vereinigung ist eucharistisch

Das Ehepaar Gams vertiefte: Wie der Ehemann seiner Braut seinen Leib schenkt, damit sie durch ihre Vereinigung das Geschenk des Lebens empfangen kann, so wird Christus in der Eucharistie mit seiner Braut, der Kirche, ein Fleisch, um ihr das geistliche und ewige Leben zu schenken.

Auf Gottes ultimative Liebeserklärung, auf sein Geschenk “Dies ist mein Leib, hingegeben für dich”, könnten wir in jeder Situation unseres Lebens mit derselben Hingabe antworten: Bei mühsamen Arbeiten, wenn ein Priester stundenlang Beichte höre, während einer schwierigen Schwangerschaft, könne man immer sagen: “Jesus, das ist mein Leib, hingegeben für dich.”

Diese an sich vom Lebensstand unabhängige Liebesantwort realisiere sich “ganz explizit in der sexuellen Vereinigung”, die somit eucharistisch sei, da sie sich in Dankbarkeit und in sich hingebender Liebe vollziehe.

Theologie des Leibes betrifft jeden, der einen Leib hat

Christopher West betonte, dass die Frau der Prototyp der gesamten Menschheit sei, die für unendliche Liebe offen sei, diese empfange und mit der Welt teile. Der Mann stehe für den Hohepriester, der allein Zutritt zum Tempel hat – doch nur, wenn er dies mit unendlichem Respekt tue und er seine Frau, den Tempel, wie ein “Siegel auf sein Herz gelegt” habe (Hld 8,6).

In einem persönlichen Zeugnis vertieften Birgit und Corbin Gams den Aspekt der menschlichen Fruchtbarkeit, welche nicht auf die körperliche Fruchtbarkeit beschränkt sei. So könnten auch sie als kinderloses Ehepaar – genauso wie Gottgeweihte und Priester – geistliche Kinder haben, wenn sie Menschen zu Christus führen und die Liebe Gottes in die Welt tragen. In diesem Sinne betonte auch Christopher West, dass die Theologie des Leibes nicht nur für Eheleute bestimmt sei, sondern jeden betreffe, der einen Leib habe.

Irrtum über die Geschöpfe verzerrt Gottesbild

Beim Eröffnungsgottesdienst hatte Weihbischof Paul Reder aus der Diözese Würzburg bereits die Tatsache hervorgehoben, dass die Theologie des Leibes “zentral für unser Selbstverständnis als Menschen” sei. Sie reflektiere und erhelle in Beziehung zu Gott “unsere mitschöpferische Kraft in Fruchtbarkeit und Kreativität als göttliche Berufung”. Die Bedeutung der Theologie des Leibes zeigte sich auch in seinem Hinweis, dass kein Geringerer als Thomas von Aquin betont hatte, ein Irrtum über die Geschöpfe führe “zu einer falschen Vorstellung über Gott”.

Pfarrer Robert Stolzenberger, Mitveranstalter des Kongresses, zog eine positive Bilanz des Kongresses – er habe viele dankbare Rückmeldungen von Teilnehmern erhalten – und bekräftigte die Wichtigkeit der Durchformung des Kongresses durch die verschiedenen Gebetszeiten. Besonders hob er die Präsenz des Schirmherrn, Kardinal Wim Eijk aus den Niederlanden, hervor, der durch die Feier der heiligen Messe am Abschluss des Kongresses diesen in die Gesamtkirche einband. “Der Kongress war ein großer Erfolg”, erklärte er, “und ich denke, dass in zwei Jahren die Fortsetzung dieser Kongressreihe stattfinden wird.”

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