Eine singende Nation für den Herrn
Rekord-Konzert in Zagreb – Eine halbe Million Menschen pilgerte am Wochenende zum Konzert des Musikers “Thompson” in die kroatische Hauptstadt Zagreb – um zu singen, zu beten und der Geschichte ihres leidgeprüften Volkes zu gedenken
Eine singende Nation für den Herrn | Die Tagespost
Zagreber Erzbischof: Christentum als “Herz der Kultur” wahren
08.07.2025
Theresa Toljanić
“Hvaljen Isus i Marija – Gelobt seien Jesus und Maria!” So begrüßte der kroatische Musiker Marko Perković seine Fans am Samstagabend mit einem traditionellen christlichen Gruß. Vom Kämpfer mit einer “Thompson”, einem amerikanischen Maschinengewehr, im Schützengraben des kroatischen Heimatkrieges, zum Sänger mit Gitarre auf der Bühne: Marko Perković alias Thompson gilt in Kroatien als musikalische Legende. Seine Lieder sind seit dem Unabhängigkeitskrieg der 1990er Jahre Teil des kroatischen Kulturerbes. Mit den meistverkauften Eintrittskarten für ein europäisches Musikevent knackte er am vergangenen Samstag den Rekord: Rund 500.000 Fans strömten aus dem In- und Ausland in die kroatische Hauptstadt. Kein anderes europäisches Event hat so viele Menschen live mobilisiert.
Die europäischen Medien haben Kroatien eher selten auf dem Radar, doch am Samstagabend richteten sich viele, zumeist skeptische Blicke auf das Land der tausend Inseln. Bereits im Voraus wurde von Medien wie dem österreichischen Staatsfernsehen ORF in seiner Hauptnachrichtensendung ZIB-2 Stimmung gegen das Mega-Event gemacht. Thompson, meist als rechtsextremer Nationalist abgestempelt, möchte jedoch die Geschichte Kroatiens erzählen, das traditionelle Werte wie Heimat- und Gottesliebe pflegt. An seine Fans appelliert er: “Kehrt zurück zu euren Wurzeln, zu eurer Tradition, zu euren christlichen Fundamenten.”
Patriotismus und katholischer Glaube
Was in weiten Teilen Europas derzeit verpönt scheint, wird unter Kroaten gefeiert. Denn in den dunkelsten Zeiten waren es der Patriotismus und der katholische Glaube, die Thompson im Unabhängigkeitskrieg von 1991 bis 1995 besang, die dem von Serbien und der Jugoslawischen Bundesarmee überfallenen jungen Staat halfen, seine Freiheit zu erringen, einen demokratischen Rechtsstaat aufzubauen und den Weg in die Europäische Union zu finden. Selbst an der Verteidigung seines Heimatlandes beteiligt, sang der 1966 geborene Marko Perković damals vor allem patriotische Motivationslieder, während er heute für sein christliches Bekenntnis berühmt ist.
Der junge Familienvater Stjepan T. erklärt: “Bei diesem Konzert ging es keineswegs um die Verherrlichung von Sieg und Blutvergießen. Ganz im Gegenteil. Wir wurden aufgerufen, in Demut auf die erkämpfte Freiheit zu schauen, die durch Gottes Gnade errungen wurde.”
Himmlische Ausrichtung
Die negative mediale Propaganda berührte die Fans wenig. Sie hielt die 25-jährige Anita D. nicht davon ab, extra anzureisen. “Es war selbstverständlich für mich zu kommen, denn so ein Konzert werde ich nie wieder erleben. Thompson singt davon, wie Gott uns in der Geschichte durchgetragen hat und immer führen wird. ”
“Die friedliche Atmosphäre und die reibungslose Organisation, die dort herrschte, grenzte bei einer Menschenmasse dieser Größe an ein Wunder!”, meint der 21-jährige Frane im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Jurastudent aus Rijeka berichtet, dass Thompson sich diesen Erfolg nicht selbst zuschrieb. “Zu Beginn erklärte er, dass das Konzert ein Werk Gottes sei und ihm auch geweiht ist.” Wie übrigens auch das Land selbst: Erst am zurückliegenden Herz-Jesu-Festtag, dem 27. Juni, weihten die katholischen Bischöfe des Landes Kroatien dem Heiligsten Herzen Jesu.
Getragen von diesem Segen versammelten sich die Konzertbesucher im Hippodrom von Zagreb. Es waren nicht das spektakuläre Bühnenbild, das Feuerwerk oder die Tanzeinlagen, die begeisterten, sondern die einheitliche Ausrichtung – himmelwärts. Buchstäblich: Über dem Konzertplatz schmückten hunderte Drohnen den Himmel und formten Bilder der Muttergottes und eines Kreuzes. Auch für die Österreicherin Elisabeth N. war dies der ergreifendste Moment des Abends: “Die zuerst mit Leib und Seele singende Menschenmenge verstummte und erhob ihre Hände im Gebet, manche auch ihre Rosenkränze. Das war ein zutiefst beeindruckender Anblick und gab mir einen unbeschreiblichen inneren Frieden.” Sie selbst hat keinerlei kroatische Wurzeln, kam jedoch in der Freude, Gott gemeinsam mit einer halben Million Gläubigen zu preisen.
Genreübergreifende Musik für Jung und Alt
“Am faszinierendsten fand ich die Atmosphäre. Man konnte die spirituelle Begeisterung regelrecht spüren. Viele hatten Tränen in den Augen, besonders als Symbole des Glaubens und der Heimat am Himmel erschienen”, schwärmt der 17-jährige Gabriel, der mit Freunden stundenlang im Bus angereist war, im Gespräch mit der “Tagespost”. Gegen 22 Uhr veränderte sich das Bühnenbild und die Projektion einer brennenden Kerze und eines Kirchenfensters vermittelten den Eindruck, in einer gotischen Kirche zu stehen. Der emeritierte Bischof von Sibenik, Ante Ivas, kam auf die Bühne und rezitierte das Gebet “Maranatha – Komm Herr!”
Thompsons Musik kann nicht klar einem Genre wie Metal, Folklore oder Rock zugeteilt werden. Seine Lieder vereinen mit ihren theatralischen Klängen und berührenden Texten in Kroatien Jung und Alt, Nonne und Hippie, Fußballanhänger von Rijeka und Hajduk-Split. Sie geben eine verbindende, klare Botschaft von Verlust, Heimat- und Gottesliebe. Besungen wird ein Volk, das seine Geschichte nicht verdrängt, sondern stolz lehrt, das seinen Glauben nicht vertuscht, sondern authentisch lebt, und das gerade deshalb Zukunft hat.
Auch Ilija D. hat den Krieg aus erster Hand miterlebt und kam mit seinen Kindern zum Konzert. Er ist dankbar, dass sie wahrheitsgetreu die Geschichte seiner Heimat kennen und sicher sind, “keinen Schritt ohne Gott zu machen”. Zum Schluss seines Konzertes richtete der Sänger sich an ein Volk, das gewillt ist, seine christlichen Werte weiterzutragen: “Kroatien ist in den richtigen Händen. Wir Alten können nun in Frieden sterben. Seid weiterhin wachsam!”
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