“Mammutkollegium” – Ausblick auf Konklave
“Mammutkollegium”: Vatikanexperte Ulrich Nersinger blickt voraus auf Konklave
Quelle
Ulrich Nersinger
Vatican News – In Gedenken an Papst Franziskus: Sie… | Facebook
Nutzen Sie unser digitales Kondolenzbuch
Kondolenzbuch – Bistum Chur
Das Wahrzeichen der Sedisvakanz: Ein Schirm mit den gekreuzten Schlüsseln Petri – Vatican News
Kleines ABC der Sedisvakanz – Vatican News
Kardinäle tagen in 3. Sitzung – 34 Reden wurden gehalten – Vatican News
Diese Kardinäle wählen den nächsten Papst
Von Martin Bürger
23. April 2025
Der bekannte Vatikanexperte und Buchautor Ulrich Nersinger äußerte sich im Gespräch mit CNA Deutsch zum Tod von Papst Franziskus, zur Sedisvakanz und zum bevorstehenden Konklave zur Wahl eines neuen Papstes.
Zuletzt wurden die Päpste in der Krypta des Petersdoms bestattet. Papst Franziskus hat verfügt, seine letzte Ruhestätte in der Basilika Santa Maria Maggiore zu finden. Ist das ein Novum?
Keineswegs. In der Neuzeit ließ sich der selige Pius IX. (1846–1878) in San Lorenzo fuori le Mura beisetzen, Papst Leo XIII. (1878–1903) in der Lateranbasilika. Aber auch vor diesen beiden Nachfolgern Petri ist von nicht wenigen Päpsten eine andere Grabstätte als die in Sankt Peter gewählt worden – so die übrigen großen päpstlichen Basiliken Roms oder auch ihre frühere Titelkirche als Kardinal. Und die beiden Borgia-Päpste haben beispielsweise ihre letzte irdische Ruhestätte in einer der spanischen Nationalkirche der Ewigen Stadt gefunden.
Die sterblichen Überreste von Papst Pius IX. wurden 1881 aus dem Petersdom in die Basilika San Lorenzo fuori le Mura übertragen – Sie sprachen es an. Dabei ging es hoch her, da eine Reihe von Kirchenfeinden den Leichnam in den Tiber werfen wollte. Dazu wird es auf dem Weg nach Santa Maria Maggiore eher nicht kommen. Was aber können die Gläubigen erwarten?
Schon in der vergangenen Woche erfuhr ich, dass die Strecke von Sankt Peter nach Santa Maria Maggiore von Verantwortlichen des Vatikans “abgegangen” wurde. So versuchte man unter anderem, die besten Standorte für eine TV-Übertragung auszumachen. Die Gläubigen werden somit den Leichenzug am Fernsehen oder in den Sozialen Medien verfolgen können. Aber sie werden wohl auch die Möglichkeit erhalten, am Straßenrand dem verstorbenen Heiligen Vater die letzte Ehre zu erweisen.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurden die Zeremonien rund um das Papstbegräbnis immer wieder verändert. Warum? Und waren das immer sinnvolle Änderungen?
Nein, nicht immer. Vielfach hieß es, man wolle die päpstlichen Zeremonien von überflüssigem “Pomp” befreien. Einen ersten Schritt setzte Papst Paul VI. (1963–1978) nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. So nahm er die Umwandlung des Päpstlichen Hofes in das Päpstliche Haus vor und schuf die Palastgarden – mit Ausnahme der Schweizergarde – ab. Letztendlich waren die Zeremonien aus Anlass des Todes Papst Johannes XXIII. die letzten cum maxima pompa, die den meisten Gläubigen übrigens durchaus angemessen erschienen und kaum Protest hervorriefen. Mit dem Ableben Papst Pauls VI. wurde ein vereinfachtes Zeremoniell üblich, das auch bei den folgenden Pontifikaten zum Tragen kam.
Eine kürzlich erfolgte Änderung der Zeremonien beim Tod eines Papstes scheint nur schwer zu begründen. Sie dürfte mit dem persönlichen Befinden des verstorbenen Heiligen Vaters zu begründen sein. Der neue Ordo wird noch gründlich zu analysieren sein. Persönlich kann ich mich mit diesem Schritt von Papst Franziskus nicht anfreunden. Er hätte diese Änderungen für sich verfügen können, aber nicht seinen Nachfolgern “vorschreiben” sollen, was diese natürlich letztendlich nicht bindet, aber als Wink mit dem moralischen Zaunpfahl herüberkommt.
Papst Franziskus hat mit vielen Traditionen gebrochen. So erschien er unmittelbar nach seiner Wahl ohne die päpstliche Mozzetta auf der Benediktionsloggia des Petersdoms. Auch seither hat er sie nie getragen. Was hat es mit diesem Gewand auf sich? Sollte der nächste Papst es wieder tragen?
Ich hoffe es. Aber es wird nicht nicht einfach werden. Und es hängt verständlicherweise viel von der Person des neuen Pontifex ab. Ich hoffe auf einen mutigen Nachfolger, der die Mozzetta und andere Gewandstücke wieder mit gebotener Klugheit in Gebrauch nimmt, bei Liturgien und Zeremonien die Geschichte und Tradition zu einem vernünftigen Tragen kommen lässt und sich einer gebotenen Etikette in gesundem Maße verpflichtet fühlt.
Das Konklave erscheint weniger berechenbar als etwa 2005, als Kardinal Joseph Ratzinger gewählt wurde und sich den Namen Benedikt XVI. gab. Ist ein längeres Konklave zu erwarten, zumal die Kardinäle während des Pontifikats von Franziskus kaum Gelegenheit hatten, sich kennenzulernen?
Vielen Kardinäle kennen sich nicht untereinander, viele sind sogar mit der Institution des Kardinalats kaum vertraut. Das bietet die Gefahr, in einem Konklave auf sie Einfluss zu nehmen, ja sie zu manipulieren. Die Länge eines Konklave war, unabhängig von der Größe des Wahlgremiums, schon immer sehr schwer, oft sogar unmöglich einzuschätzen. Heute möchte ich mich da jeglicher Spekulation enthalten.
Es ist – verzeihen Sie mir den Ausdruck – zu einem “Mammutkollegium” geworden. Ein Blick in die Geschichte des Imperium Romanum, des Römischen Reiches, hätte zur Warnung dienen können. Als man in der Antike den römischen Senat (das Vorbild für das Kollegium der Kardinäle) unverhältnismäßig vergrößerte, ihn sozusagen aufblähte, verkam er zur Bedeutungslosigkeit und wurde zur Farce. Wie heißt es doch: “Weniger ist mehr.”
Ist es Ihrer Auffassung nach angemessen, dass die älteren Kardinäle den neuen Papst nicht wählen dürfen, wie es bis zu Papst Paul VI. noch der Fall war?
Natürlich darf man Verständnis für die Entscheidung Papst Pauls VI. haben. Ich denke jedoch, man hätte den über 80-jährigen Purpurträgern mehr Respekt entgegenbringen und ihre Weisheit des Alters schätzen sollen. Aber eine Papstwahlversammlung aller Kardinäle erscheint mir zum jetzigen Zeitpunkt mit Blick auf die enorme Größe dieses Gremiums nicht praktikabel.
Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram
Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Hinweis: Interviews wie dieses spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gesprächspartner wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.
Tags:
Im Gespräch
Ulrich Nersinger
Interview
Papst Franziskus
Sedisvakanz
Konklave
Schreibe einen Kommentar