Parolin warnt vor Eskalation
Parolin warnt vor Eskalation: “Der Krieg darf nicht weitergehen” – Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat in einem Interview mit der römischen Zeitung Repubblica deutliche Worte zur Ukraine, dem globalen Konfliktklima und dem Rückzug der USA aus dem Multilateralismus gefunden. Die Haltung des Heiligen Stuhls sei eindeutig: Nein zum Krieg – Ja zum Dialog
Quelle
Parolin über neue Reform: “Dialog, Demut und Diplomatie” – Vatican News
Trumps Ukraine-Politik ist gescheitert
USA: Vance will Parolin treffen
US-Vizepräsident Vance nimmt an Karfreitagsliturgie im Petersdom teil
Kardinal Parolin
Mario Galgano – Vatikanstadt
Der Heilige Stuhl hat erneut seine tiefe Sorge angesichts des Krieges in der Ukraine zum Ausdruck gebracht. In einem Interview mit der italienischen Tageszeitung La Repubblica hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin betont, dass eine Eskalation des Konflikts “weitere Leiden und neue Opfer” verursachen würde. Zugleich räumt er ein, dass es “unmenschlich wäre, den Ukrainern das Recht auf Selbstverteidigung abzusprechen”.
“Wie Papst Franziskus mehrfach betont hat, wird Frieden nicht aufgezwungen – er wird Tag für Tag geduldig aufgebaut”, erinnert Parolin. Der Kardinal zeigt sich offen für alle Initiativen, die auf Frieden abzielen. “Dieser Krieg darf nicht weitergehen”, lautet seine klare Botschaft.
“Wie Papst Franziskus mehrfach betont hat, wird Frieden nicht aufgezwungen – er wird Tag für Tag geduldig aufgebaut.“
Ursachen des globalen Konfliktklimas
Die Ursachen des globalen Konfliktklimas sieht Parolin in einem zunehmenden Misstrauen zwischen Staaten sowie in einer “immer stärker individualistischen Sichtweise des Menschen”. Dieses Misstrauen führe zu Aufrüstung, Angst und präventiven Angriffen. In diesem düsteren Kontext sehe sich der Vatikan in der Verantwortung, Zeichen zu setzen – “kleine Lichter”, die auf das fortwährende Nein der Kirche zu Krieg und Waffenwettläufen verweisen.
Parolin stellt klar: Der Vatikan unterstützt die territoriale Integrität der Ukraine. Doch letztlich sei es an den Ukrainern selbst zu entscheiden, wie und worüber verhandelt werden solle. Ein gerechter und dauerhafter Frieden könne nur auf dem Fundament der Gerechtigkeit und des internationalen Rechts entstehen.
Außenpolitik der USA
Auch auf die Außenpolitik der USA geht der Kardinal ein. Der bevorstehende Besuch des US-Vizepräsidenten J. D. Vance in Rom am 19. April gibt Anlass zur Klarstellung: Die Politik der aktuellen US-Regierung unterscheide sich deutlich von der bisherigen. Der Heilige Stuhl hingegen setze konsequent auf einen multilateralen Ansatz und auf das Völkerrecht. Besonders verletzlich seien Menschen, die unter Kürzungen humanitärer Hilfe leiden.
Europa, so Parolin, solle eine tragende Rolle im Einsatz für Frieden übernehmen. Die derzeitige Diskussion über Wiederbewaffnung sehe er jedoch kritisch: Sie sei ein “Vorzeichen für Abschottung und neue Konflikte”.
Rolle des interreligiösen Dialogs
Angesichts der vielen Kriege auf der Welt betont der Kardinal auch die Bedeutung des interreligiösen Dialogs. Man dürfe nicht der Illusion verfallen, es handele sich um Glaubenskriege – vielmehr gehe es um die Manipulation religiöser Werte für politische Zwecke.
“Der größte Beitrag, den der Heilige Stuhl heute leisten kann, ist der Dialog.”
Mit Blick auf die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen bezeichnet Parolin die Lage als “moralisch inakzeptabel”. Selbst wenn das Recht auf Verteidigung bestehe, dürfe dies niemals zur Auslöschung eines ganzen Volkes führen.
Zum Schluss appelliert Parolin eindringlich an die internationale Gemeinschaft, den Weg des Dialogs nicht zu verlassen – auch wenn er unbequem, unpopulär oder scheinbar wirkungslos sei. “Der größte Beitrag, den der Heilige Stuhl heute leisten kann, ist der Dialog – ihn zu bezeugen und ihn zu leben.”
vatican news, 18. April 2025
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.
Themen
Schreibe einen Kommentar