Adoptionsverbot aufheben

“Dank Euch ist Zürich weniger zwinglianisch”

NZZ Online, 18. Juni 2011

Schwule und Lesben gehen beim Zurich Pride Festival auf die Strasse

Mehrere tausend Personen sind am Samstagnachmittag an der Parade des Zurich Pride Festivals mitgelaufen. Lesben, Schwule und Bisexuelle demonstrierten unter anderem für den Abbau von Vorurteilen und Ängsten sowie für mehr Toleranz in der Gesellschaft.

(sda) Weder vom kalten Wetter noch von kräftigen Regenschauern liessen sich die Teilnehmenden abschrecken: Eine Gruppe Schwuler trug nur Unterhosen und darüber eine durchsichtige Pellerine. In der Menge war auch eine fein herausgeputzte Dragqueen auszumachen, die mit rosa Perücke in High Heels über den Zürcher Helvetiaplatz stöckelte.

Dort setzte sich der Demonstrationszug kurz nach 14 Uhr 30 in Bewegung. An der Spitze marschierte der Zürcher Polizeivorsteher und Stadtrat Daniel Leupi (Grüne) mit. Er sei stolz, dass die Demonstration für die Freiheit so fröhlich und friedlich sei, sagte Leupi in einer Ansprache.

Als Polizeivorsteher erlaube er Anlässe lieber, als sie zu verbieten. “Dank der Pride ist Zürich deutlich weniger zwinglianisch.” Das Verhältnis zwischen der Lesben-Schwulen-Szene und der Polizei sei nicht immer gut gewesen. Es habe sich in der letzten Zeit aber deutlich gewandelt und verbessert.

Das Zurich Pride Festival sei mehr als nur ein “Carneval pinkgefärbert Locken”, sagte Nathalie Schaltegger, Präsidentin des Zurich Pride Festivals, in ihrer Rede. Der Anlass verfüge über politischen Tiefgang. “Brust raus, Bauch rein”, rief sie die Teilnehmenden auf. “Seid stolz auf euch!”

Festival dauert drei Tage

Gemäss den Organisatoren nahmen 15’000 Menschen am Umzug teil. Auf den Strassen entlang der Parade beobachteten zahlreiche Zaungäste die Demonstranten. Insgesamt liefen 36 Gruppen mit, darunter Menschenrechts-, Schwulen- und Lesbenorganisationen. Dieses Jahr stand der Anlass unter dem Motto “live with the difference”.

Die rund zweistündige Parade führte die Umzugsteilnehmer vom Helvetiaplatz über den Stauffacher, den Paradeplatz und die Bahnhofstrasse bis zum Werdmühleplatz. Nach der Parade feierten die Schwulen und Lesben auf dem Festgelände am Turbinenplatz weiter. Dort wandte sich der Zürcher FDP-Ständerat Felix Gutzwiller an die Menge. In der Schweiz habe die nationale Aids-Präventionskampagne der Szene viel gebracht. Es bleibe aus gesundheitspolitischer Sicht dennoch viel zu tun.

Es gelte, die Unterschiede in der Gesellschaft nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu leben und als eigentlichen Reichtum zu verstehen. “Dazu braucht es das Engagement von jedem Einzelnen von uns.” Eine Ansprache hielt auch der Zürcher Gesundheitsdirektor und FDP-Regierungsrat Thomas Heiniger. Er wisse nicht, ob manche seiner engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lesbisch oder schwul seien.

Adoptionsverbot aufheben

“Es spielt auch überhaupt keine Rolle für die Arbeit, die sie leisten”, sagte Heiniger. Um einen Menschen zu schätzen, müsse man nicht wissen, ob er hetero- oder homosexuell sei. Heiniger plädierte weiter für eine Abschaffung des Adoptionsverbotes für gleichgeschlechtliche Paare. Er rief die Anwesenden dazu auf, zu zeigen, dass auch Lesben und Schwule gute Eltern sein könnten, wenn sie es denn offiziell dürften.

Die politischen Ansprachen waren mit der Parade der Höhepunkt des dreitägigen Festivals. Dieses ist aus dem Christopher Street Day entstanden. Die Feierlichkeiten dauern noch bis Sonntagabend. Am Sonntag gibt es einen grossen Brunch im Zeughaus und danach einen ökumenischen Gottesdienst.

Liebe.wie.du.willst
Sind.wir.noch.zu.retten

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