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Eher Tiger als Bettvorleger’ – der provokante Stil des Redaktionsleiters von kath.ch

Vor seiner Tätigkeit als Redaktionsleiter für das Schweizer katholische Nachrichtenportal kath.ch ist der Journalist und Theologe Raphael Rauch mit Artikeln aufgefallen, die im Gegensatz zur katholischen Lehre stehen.

Zürich, kath.net/jg, 18. Dezember 2020

Das Schweizer katholische Nachrichtenportal kath.ch ist in den letzten Monaten mehrmals in die Schlagzeilen gekommen. Im März 2020 attestierte es dem Churer Weihbischof Marian Eleganti wörtlich „das Potential zum virtuellen Horrorclown“.

Autor des Beitrages war Raphael Rauch, der seit dem 1. April offizieller Redaktionsleiter von kath.ch ist. Das Nachrichtenportal wird vom Katholischen Medienzentrum betrieben, welches im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz und dem Zusammenschluss der Regionalkirchen (RKZ) tätig ist.

Rauch ist nach Eigendefinition „eher Tiger als Bettvorleger“, wie er der Neuen Zürcher Zeitung verriet (NZZ-Online vom 7.12.2020). Die Verantwortlichen hätten das gewusst, als sie sich für ihn als neuen Redaktionsleiter entschieden hätten, fügte er hinzu. Der Vorstand des Katholischen Medienzentrums gab im Dezember 2019 bekannt, es wolle „den journalistischen Zugang zu Religion, Politik und Gesellschaft mit einer stärkeren Relevanz von kath.ch“ verbinden. Das solle „durch kompetente und kritische Einordnung geschehen – durch Kommentar und Hintergründe aus katholischer Sicht.“ Raphael Rauch solle diese Aufgabe in Angriff nehmen.

Rauch sah bereits damals „Religionsgeschichten mit Sprengstoff“ in der Schweiz und nannte den Frauenkirchenstreik und die Piusbruderschaft als Beispiele.

Für den gebürtigen Deutschen, der in Leutkirch im Allgäu aufgewachsen ist, ist die Situation in der Schweiz nicht unbekannt. Nach dem Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Theologie, das er mit einer Promotion abschloss, arbeitete er für die ARD, das ZDF und in der Religionsredaktion des SRF.

Kritik am Bistum Chur gab es schon damals. Im SRF stellte er ein Buch einer Fotojournalistin über lesbische Frauen in der Schweiz vor. Der Untertitel lautet: „Lesben sind oft unsichtbar, kritisiert die Fotojournalistin Elisabeth Real. Nun hat sie ein Buch über lesbische Frauen in der Schweiz veröffentlicht – und kritisiert den Bischof von Chur.“ (SRF-Online vom 30.6. 2018) Rauch verweist gegen Ende seines Artikels auf die „kirchenpolitische Schlagseite“, die das Buch auch habe. Er zitiert die Erlebnisse eines lesbischen Paares, das sich von einem römisch-katholischen Priester segnen liess. Der Priester wurde dann zu Bischof Huonder gerufen. Rauch zitiert aus seinem Bericht über das Gespräch, das nach Aussage des Priesters „schrecklich“ gewesen sei. Der Bischof sei „sehr besorgt, sehr in sich gekehrt, sehr verschlossen“ gewesen, heisst es im Artikel.

Bereits im Februar 2018 hat Rauch über die Segnung der beiden lesbischen Frauen berichtet. „Ein Pfarrer, der Herz zeigt und sich mit dem Bischof anlegt: Bucheli hätte das Zeug, zu einem Helden der Schweizer Schulen- und Lesbenbewegung zu werden“, schreibt er wörtlich. Er werde sich an das Versprechen halten, das er Bischof Huonder gegeben habe und keine Schwulen und Lesben segnen, sagte Bucheli. Allerdings sei Huonder nur mehr bis Ostern 2019 Bischof von Chur, fügte er hinzu. „Ein stiller Held“, schreibt Raphael Rauch.

Im Mai 2018 nahm er das die Segnung Homosexueller erneut auf. In einem Beitrag für den SRF zum „Internationalen Tag gegen Homo-, Trans* und Bi-Phobie“ zeichnet er für den Teil „Die Kirchen und der ‚Segen für alle’“ verantwortlich. Auch hier kommt Pfarrer Bucheli an prominenter Stelle vor. Stimmen, die einer Segnung homosexueller Paare kritisch gegenüber stehen, sind in dem 13 Minuten langen Beitrag fast nicht zu finden.

Ähnlich ist es in einem Interview, das Raphael Rauch für die Redaktion ZDF-heute am 7. Juli 2019 veröffentlicht hat. Er sprach mit Stefanie Pawlak, einer Soziologin an der Universität Bamberg, die im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland (LSVD) ist.

Ebenfalls für ZDF-heute machte Rauch einen Artikel über „50 Jahre Sexualkunde-Atlas“. „Es ging um Gesundheit, nicht um Lust“, lautete der Titel für den Beitrag vom 10. Juni 2019. Darunter waren Kondome abgebildet, die teilweise über Nachbildungen männlicher Geschlechtsorgane gezogen waren. Rauch portraitiert die in der „weitgehend prüden Bundesrepublik“ der 1970er Jahren begonnene Sexualaufklärung an Schulen durchwegs positiv. Negativ an der sexuellen Revolution wird die „Sextortion“, also Erpressung mit Nacktfotos erwähnt. Diese gehöre in Zeiten der Smartphones zum Alltag vieler Jugendlicher, schreibt Rauch.

Für einen redaktionellen Mitarbeiter eines katholischen Mediums ist die Einstellung zur Abtreibung eine wichtige Frage. Raphael Rauch hat zu diesem Thema im Juni einen Beitrag für die Sendung „Kultur Kompakt“ des SRF gemacht. Die Schlagzeile lautet: „In Liechtenstein gehört der Mutterbauch dem Fürsten“. Das strenge Abtreibungsrecht des Fürstentums, das von Fürst Hans Adam II. unterstützt wird, kommt dabei nicht gut weg. Zu Wort kommt eine Politikerin, die 2011 eine Volksabstimmung zur Liberalisierung der Abtreibungsregelung initiiert hat. Die Bevölkerung stimmte mit 52 Prozent für die Beibehaltung der strengen Regelung. Liechtenstein müsse sich „von der UNO vorhalten lassen, ein wichtiges Frauenrecht zu verweigern“, schreibt Rauch.

Alle zitierten Artikel hat Raphael Rauch vor seiner Bestellung zum Redaktionsleiter von kath.ch verfasst. In den acht Monaten, die er als Redaktionsleiter bei kath.ch verbracht hat, gab es bereits mehrere aufsehenerregende Artikel aus seiner Feder. Ein Interview mit einem Besatzungsmitglied der Sea-Watch4, die Migranten aus dem Mittelmeer rettet, führte zu einer Kontroverse über das Verhältnis zur Antifa. Ein Artikel vom November in dem Rauch die Konzern-Initiative ausdrücklich unterstützte und sogar einen Bezug zum Holocaust herstellte, war dann sogar der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) zu viel. Die SBK stellte „eine gewisse Aggressivität in der Arbeit von Raphael Rauch“ fest. Dieser ruderte zurück und bat um Entschuldigung, nicht ausreichend auf die „berechtigten Sensibilitäten“ in dieser Causa geachtet zu haben. In einem Interview mit Rauch erklärte Jonathan Kreutner vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, warum Holocaust-Vergleiche meistens schief gehen. Das Thema Homosexualität griff Rauch Anfang Dezember wieder auf. „Katholiken hoffen auf die ‚Ehe für alle’“ überschrieb er einen Artikel, in dem nur Katholiken zu Wort kommen, welche die „Ehe für alle“ befürworten. Auch hier regte sich Kritik an der einseitigen Darstellung.

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