Caritas warnt vor Doppelmoral
Kampf um Mosul: Caritas warnt vor Doppelmoral
Die Caritas warnt vor erheblichen zivilen Opfern beim Kampf um Mosul. Seit Anfang der Woche versucht die irakische Armee die Stadt Mosul vom sogenannten „Islamischen Staat“ [oder auch Daesh genannt] zurückzuerobern, sie werden unterstützt von schiitischen und sunnitischen Milizen und kurdischen Peschmerga-Kämpfern. Auch mindestens 1.500 irreguläre türkische Kämpfer nehmen an der Offensive teil.
Nun befürchten Hilfsorganisationen, dass die Zivilbevölkerung zwischen die Fronten geraten wird, so wie Michel Roy, Generalsekretär von Caritas Internationalis. „Wir wissen, dass 1.250.000 Zivilisten in Mossul sind und der Krieg, der jetzt in der Stadt beginnt, wahrscheinlich länger dauern wird. Und wir vergessen, dass dort auch Zivilisten sind, nicht nur Daesh Kämpfer, die die Stadt beherrschen. Gegen Daesh zu kämpfen bedeutet also auch gegen die anderen Leute in der Stadt zu kämpfen. Das bedeutet wiederum, es werden sehr, sehr viele Menschen in Mosul umgebracht.“ Bis zu 700.000 Menschen könnten laut UNHCR mittelfristig als Binnenflüchtlinge auf Hilfe angewiesen sein, manche Quellen befürchten noch mehr.
Doch die Situation der Zivilbevölkerung ist nicht das einzige, was Roy Sorge bereitet. Er sieht nicht, dass dieser Kampf um Mosul ein sauberer sein wird, es werde ein rein interessengeleiteter Kampf. Und er erinnert an Aleppo, die syrische Stadt, die schon lange zwischen den kämpfenden Parteien steckt. „Wir dürfen keine Doppelmoral haben, wenn wir schauen, was passiert. Menschen sterben, Menschen leiden in Aleppo, da sind Kriegsverbrechen in Aleppo. Und genauso werden Menschen in Mosul sterben und leiden und Kriegsverbrechen werden von der anderen Seite begangen. Wir fühlen nichts mehr, was wir aber tun sollten im Anbetracht dessen, was da passiert. Wir werden gleichgültig. “
Caritas Internationalis appelliert an die Grossmächte, die USA, die EU und Russland, nicht diesen Weg als den Weg der Zukunft Mosuls zu wählen. Die Kämpfe müssten aufhören, mahnt Roy. „Ich weiss, dass ISIS ein grosses Thema des Terrors ist, auch wenn sie sich irgendwann, und da bin ich mir sicher, sich hinsetzen und sprechen wollen. Aber wir müssen das alles von einer anderen Seite sehen, von der Seite, der Menschen vor Ort. Was die USA im Nahen Osten will, was Russland im Nahen Osten will, ist nicht zum Wohl des Nahen Ostens, es ist für ihre eigenen Interessen und das muss aufhören.“ Dafür müssten die kriegführenden Parteien sich an einen Tisch setzen und verhandeln, fordert Roy. Zum Wohl der Menschen. Der Generalsekretär von Caritas Internationalis sieht im Ende des libanesischen Bürgerkriegs in den 90er Jahren ein Beispiel, wie dem gesamten Nahen Osten zum Frieden verholfen werden könne.
rv 20.10.2016 pdy
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