Himmel und Erde werden vergehen

Impuls zum 33. Sonntag im Jahreskreis B – 15.11.2015

Die SchöpfungChristus Pantokrator, 13. Jahrhundert. Kloster Hilandar, AthosDas Sonnenwunder von Fatima

Münster, 14. November 2015, zenit.org, Msgr. Dr. Peter von Steinitz

Es wird ernst. Der Herr spricht, am Ende des Kirchenjahres, über das Ende der Welt, das einmal – wir wissen nicht, wann – kommen wird.

Die meisten Menschen empfinden einen Schauder, wenn sie daran denken, wie sich dann die Elemente auflösen werden, und alles Leben zerstört werden wird.

Erstaunliche Dinge werden geschehen. “Die Sonne wird sich verfinstern, der Mond wird nicht mehr scheinen, die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden” (Mk 13,24).

Aber ist es wirklich so zu verstehen, geht es dem Herrn um Zerstörung seiner eigenen Schöpfung?

Denken wir kurz daran, warum Gott die Erde und das ganze Universum geschaffen hat. Er schuf diesen Planeten als sehr geeigneten Aufenthaltsort für uns Menschen. Wobei dieser Aufenthalt hier aber nur ein vorübergehender sein sollte. Die Menschen sollten hier auf Erden eine gewisse Zeit lang leben, um dann in die selige Anschauung Gottes hinüber zu gehen, die die Erfüllung aller erdenklichen Sehnsüchte sein sollte.

Da Gott den Menschen als selbständiges Wesen liebt, gab er ihm die Freiheit, selber zu entscheiden, ob er diese selige Erfüllung haben wollte oder nicht. Man würde, wenn man die Frage so stellt, meinen, dass es ja der reine Irrsinn ist, dieses Glück nicht zu wollen. Zumal die Alternative Tod und Verzweiflung ist.

Der wunderbare Plan Gottes wurde aber durch falschen Gebrauch der Freiheit, durch die Sünde der Menschen, zunichte gemacht. Die vollkommene Harmonie des Anfangs wurde zerstört. Hass, Streit, Leid und Tod kamen in die Welt.

Aber mit den Plänen Gottes ist es so: am Anfang kann der Mensch sie vorübergehend vermasseln, aber am Ende geschieht doch, was Gott will: “so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.” (Jes 55,11) Am Ende, wenn durch die Torheit der Menschen fast alles zu Bruch gegangen ist, dann wird Gott selber kommen und sagen: “Seht, ich mache alles neu“ (Off 21,5). Dann wird das, was einst im Paradies war, wieder hergestellt, ja sogar noch besser und schöner, als es am Anfang war. “Ein neuer Himmel und eine neue Erde” (Off 21,1) Dann wird das wieder sein, was wir immer an Weihnachten in der Liturgie der Kirche hören, was uns oft geradezu märchenhaft vorkommt und doch einmal real war und wieder sein wird: “Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Löwe frisst Stroh wie das Rind” (Jes 11,6). Keine Grausamkeit, kein Leid, kein Tod.

Bevor aber diese wunderbare Erneuerung kommt, wird Christus ein zweites Mal auf Erden erscheinen, diesmal nicht als demütiger Rabbi, sondern als der Weltenrichter, der König der Könige. Und buchstäblich alle Menschen aller Zeiten und Völker werden vor seinem Richterstuhl erscheinen. Dann wird in umfassender Weise alles, was je durch Menschen geschehen ist, aufgedeckt und nach göttlicher Gerechtigkeit geahndet oder belohnt werden.

Vor der Wiederkunft Christi wird aber der grosse Abfall kommen. Am gestrigen Samstag hörten wir im Tagesevangelium diese bestürzenden Worte: “Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?“ (Lk 18,8).

Ob das jetzt ist (die Frage kann man ja angesichts der Situation der Christenheit stellen) oder in einigen hundert Jahren, wissen wir nicht.

Ein weiteres Zeichen der nahen Wiederkunft ist die Bekehrung des jüdischen Volkes zu Christus. Manche sagen, dass das Entstehen eines jüdischen Staatswesens nach fast zweitausend Jahren der Zerstreuung, auf dieses Zeichen hinweist, denn ein ganzes Volk kann sich wohl nur dem Glauben an Christus zuwenden, wenn es nicht mehr nur Einzelne sind, die das tun. Auch das Phänomen der so genannten Messianischen Juden kann man in diesem Zusammenhang sehen. Erstaunlich viele gläubige Juden erkennen in unserer Zeit in Jesus den lange verheissenen Messias.

Und noch ein Zeichen, das uns viel mehr ängstigen kann als all die Naturkatastrophen und Kriege: Das Auftreten des Antichrist. Nach den Voraussagen bei Daniel, Paulus und im Evangelium selbst, wird dies ein Mensch sein, der von Satan bestens ausgestattet, alle Welt von Gott wegführen wird. Er wird Christus imitieren, Wunder wirken und zunächst als der ganz grosse Friedensstifter auftreten. Er wird eine neue humanistische Religion ohne Gott gründen und sich selbst in den Tempel Gottes setzen. Nach anfänglichen menschenfreundlichen Handlungen wird er eine globale Schreckensherrschaft aufrichten. Und man kann nur hoffen, dass sich auch das erfüllt: “Wenn jene Tage nicht abgekürzt würden, würde kein Mensch gerettet werden“ (Matth 24,15).

Der Antichrist wird seit den Tagen der Apostel erwartet. Es gibt aber, wie Paulus etwas geheimnisvoll sagt, etwas, das ihn noch aufhält: “Denn zuerst muss der Abfall von Gott kommen und der Mensch der Gesetzwidrigkeit erscheinen, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles, was Gott oder Heiligtum heisst, so sehr erhebt, dass er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und sich als Gott ausgibt…Ihr wisst auch, was ihn jetzt noch zurückhält, damit er erst zur fest gesetzten Zeit offenbar wird” (2 Thess 2,3-6). Und wenig später: “….nur muss erst der beseitigt werden, der sie bis jetzt noch zurückhält. Dann wird der gesetzwidrige Mensch (der Antichrist) allen sichtbar werden (2 Thess 2,8).

Was ist das, was den Antichristen “zurückhält“, was muss da zuerst “beseitigt werden“? Hugo Rahner gibt dazu eine interessante Deutung: was den Antichristen, also die Entfesselung der bösen Macht, zurückhält, ist der Papst bzw. das Papsttum.

In der folgenden Voraussage Jesu, die er kurz vor seinem irdischen Ende ausspricht, klingt noch einmal die grosse Enttäuschung des Herrn über uns Menschen: “Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, und doch lehnt ihr mich ab. Wenn aber ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, dann werdet ihr ihn anerkennen“ (Joh 5,43). Mit fliegenden Fahnen werden sie dem Antichristen nachlaufen.

Ist dies alles zu pessimistisch gesehen? Im Gegenteil, was als Verheissung über diesem zukünftigen Geschehen steht, die unübertreffliche Herrlichkeit, wird Christus jedem geben, der zu ihm hält. Erwarten wir nicht zu viel von den Menschen, dafür aber von ihm alles. Nicht wir Menschen bringen wirkliche Erneuerung. Christus sagt: “Siehe, ICH mache alles neu!“ (Off 21,5). Und die Fürbitte der Allerseligsten Jungfrau wird immer die Barmherzigkeit Gottes zum Leuchten bringen.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.

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