Das Jahr fängt gut an – Mit Maria

Impuls zum 1. Januar 2015, Lesejahr B – Hochfest der Gottesmutter Maria

Münster, 2. Januar 2015, zenit.org, Msgr. Dr. Peter von Steinitz

Mit der an Festen reichen Weihnachtszeit verhält es sich eigenartigerweise so, dass manche Gedenktage das Heilsgeschehen in “Echtzeit” wiedergeben, andere aber gewissermassen im “Zeitraffer”.

Das Gedenken der Unschuldigen Kinder, das in diesem Jahr durch das Hochfest der Heiligen Familie verdrängt wurde, müsste zeitlich mit dem Hochfest der Hl. Drei Könige zusammen gehen, da der Mord an den Kindern, mit dem Herodes den Knaben Jesus treffen wollte, mit dem Auftreten der drei Sterndeuter zu tun hat.

Diese wiederum sind nicht eine oder zwei Wochen nach der Geburt Jesu in Jerusalem angekommen, vielmehr muss zwischen dem Besuch der Hirten und dem der drei Weisen ein Zeitraum von bis zu zwei Jahren gelegen haben (daher die Tötung der Knaben im Alter von bis zu zwei Jahren in Bethlehem).

Dann wiederum ist das Fest des 6. Januar erst in zweiter Linie den drei Sterndeutern gewidmet. Dieser Tag, der eigentlich Epiphanie (Erscheinung des Herrn) heisst, ist das alte Weihnachtsfest, das heute noch für die Orthodoxen das eigentliche Fest der Geburt Christi ist. Im Anschluss daran allerdings wird die Abfolge der Feste in atemberaubender Geschwindigkeit weiter geführt: wenige Tage nach Dreikönige, zu welchem Zeitpunkt der Jesusknabe etwa zwei Jahre alt sein mag, wird das Fest der Taufe Jesu gefeiert, in diesem Jahr am 11. Januar, mit dem die Weihnachtszeit auch offiziell abschliesst. Bei der Taufe aber ist Jesus bereits etwa dreissig Jahre alt.

Dennoch ist dieses Gedenken im Weihnachtsfestkreis am rechten Platz, denn es bildet, zusammen mit dem Gedenken an die Hochzeit zu Kana (die kein eigenes Fest hat) einen weiteren Aspekt der “Erscheinung des Herrn”.

Am Hochfest der Hl. Drei Könige denken wir an die Erscheinung des Erlösers vor den Vertretern der Heidenwelt.

Bei der Taufe im Jordan wird Jesus sozusagen der Welt vorgestellt, er beginnt sein öffentliches Wirken.

Aber auch bei der Hochzeit zu Kana ist der Gedanke der Epiphanie mit im Spiel: hier wird Jesus zum ersten Mal in der Öffentlichkeit ein Wunder wirken, das ihn als den wahren Messias ausweist. Daher heisst es bei Johannes: “und seine Jünger glaubten an ihn“ (Joh 2,11).

Bevor wir uns nun dem heutigen Fest zuwenden, sei nur kurz der 2. Februar erwähnt, der gewissermassen als Nachzügler die Weihnachtszeit noch einmal in Erinnerung ruft. Hier wieder in “Echtzeit“. Die Darstellung Jesu im Tempel erfolgte entsprechend der Vorschrift vierzig Tage nach seiner Geburt, und das entsprechende Fest Darstellung des Herrn bzw. Maria Lichtmess ist ebenfalls vierzig Tage nach Weihnachten.

Wenn wir unter diesem auf den ersten Blick etwas verwirrenden Zusammenhang das heutige Fest des Jahresbeginns betrachten, können wir darin den Wunsch der Kirche wieder erkennen, die Geheimnisse des Heils in einer möglichst zeitgleichen Abfolge wieder zu geben, gleichzeitig aber je nach Bedeutung durchaus belebende Akzente zu setzen, die das exakte Zeitschema gelegentlich verlassen: Nach der zeitlichen Abfolge liegt der 1. Januar genau eine Woche nach der Geburt Jesu, und zu diesem Zeitpunkt fand in Jerusalem der Ritus der Beschneidung Jesu statt. Auf der anderen Seite erscheint dieses Ereignis nicht von so grosser Bedeutung, als dass man damit ein ganzes neues Jahr beginnen sollte, auch wenn es das Kalenderjahr und nicht das Kirchenjahr ist.

So hat Papst Paul VI. im Jahre 1969 eine weise und vor allem auch liebenswerte Entscheidung getroffen, als er verfügte, dass jedes Jahr mit dem Hochfest der Gottesmutter Maria beginnen sollte.

Da Maria nach dem wunderbaren Ratschluss Gottes nicht nur seine, sondern auch unsere Mutter ist, liegt es sicherlich nahe, für uns den Schluss zu ziehen, dass wir gut beraten sind, wenn wir das ganze Jahr, noch besser unser ganzes Leben unter den Schutz der Gottesmutter stellen.

Der Evangelist Johannes macht es uns vor. Er selber schreibt bei der Schilderung der Kreuzigung Jesu: “von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich” (Joh 19,27). In der Vulgata heisst es im Lateinischen “accepit illam in sua”. Das ist noch umfassender gemeint: “in sua” (Plural Neutrum) heisst eigentlich: ‘er nahm sie in alles Seine auf’, d.h. in sein Haus, in sein Leben, in sein Denken und in sein Lieben.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz, war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: “Pantaleon der Arzt“ und “Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich).

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