Glaube als Waffe gegen Aberglaube

Rückblick auf das Podium über den Freitag, den Dreizehnten

Pater Hans BuobQuelle

“Sind Sie wahnsinnig, den Kongress an einem Freitag, den Dreizehnten zu eröffnen?” André Stiefenhofer, der Moderator des Podiums “Aberglaube im aufgeklärten Europa und die christliche Sicht”, hatte dies vor Beginn des Kongresses “Treffpunkt Weltkirche” in Würzburg häufiger gehört.

Doch offenbar hatte dies die Planer des Kongresses nicht weiter bekümmert – zu Recht, wie die Gäste des Podiums bestätigten. “Der Freitag ist der Tag, an dem wir des Erlösertodes des Herrn gedenken. Das ist immer ein guter Tag”, meinte Pater Hans Buob, Leiter des Exerzitienhauses Sankt Ulrich in der Nähe von Nördlingen.

Der Historiker Michael Hesemann ergänzte mit dem Hinweis auf den Fatimatag, der in der katholischen Welt an einem 13. eines jeden Monats begangen werde, “und das ist immer ein segensreicher Tag. Ausserdem wurde heute vor zwei Jahren Papst Franziskus gewählt. Das ist ja wohl auch ein freudiges Ereignis für einen Katholiken.”

Hesemann relativierte die abergläubische Aufregung um das Datum weiter: “Dass wir Freitag, den 13., mit Unglück verbinden, ist keine hundert Jahre alt. In Italien gilt Dienstag der 17. als problematischer Tag. In Spanien soll Dienstag der Dreizehnte Unglück bringen.” Schon vorher aber hätten bedeutende Männer den Freitag als Unglückstag betrachtet. Napoleon schlug keine Schlachten an ihm, Bismarck schloss keine Verträge.

Wie aber, fragt Moderator Stiefenhofer, kommt es, dass Aberglaube im aufgeklärten Europa des 21. Jahrhunderts noch soviel Platz hat? Erzbischof Zbignevs Stankevics von Riga, sieht die Ursache im Rückgang des christlichen Glaubens. “Da, wo der Glaube schwindet, wird der Aberglaube stark”, so der Erzbischof. “Wo der Mensch sich von Gott abwendet, sucht er einen anderen Weg, um seine religiösen Bedürfnisse zu befriedigen.” Aber das, so der Erzbischof von Riga, gehe notwendigerweise schief.

Der Esoterik-Experte und Priester Clemens Pilar griff dies zustimmend auf, unterschied aber die Esoterik vom Aberglauben. “Das ist nicht dasselbe. Beide aber eint, dass ich die Kontrolle über mein Leben haben möchte.” Der Weg der Esoterik sei die Selbsterlösung. Das Individuum versuche sich aus Eigenem das Heil zu geben. “Der christliche Weg hingegen ist der Weg des Vertrauens. Ich muss mich riskieren. Aber ich darf auf Gott aus guten Gründen vertrauen.”

Esoterik sei insgesamt eine Art “Containerbegriff”, der Vieles beinhalte. “Aber das Streben nach Gesundheit ist in der Regel der Einstiegsbereich der Esoterik”, so Pilar, der als Buchautor zum Thema aufgetreten ist.

“Mit dem Esoterikboom aber findet eine Kulturtransfer statt, der das Christliche aushöhlt.” Man müsse den Geist der Unterscheidung haben. “Auf dem Weg der Esoterik versucht der Mensch, sich zu Gott aufzublähen. Im christlichen Glauben hingegen wird der Mensch von Gott erfüllt. Das ist etwas völlig anderes.”

Erzbischof Stankevics konnte dies aus eigener Erfahrung bestätigen. “Ich habe jahrelang Joga praktiziert und dabei Gott gesucht. Ich habe ihn aber nicht gefunden. Zum Ende habe ich sogar gesehen, dass ich weiter weg von Gott war als zu Beginn. Im Joga versuchte ich Gott aus eigener Kraft zu erreichen. Das Christentum aber ist Geschenk. So gibt es Freiheit, weil es Gnade ist und nicht vom Eigenen abhängt.”

Er sei so am Scheidepunkt gestanden. “Ich sagte zu Gott: Ich kann dich nicht selbst erreichen. Ich habe im Grunde genommen vor ihm kapituliert.” Joga habe ihm aber geholfen, sein Ziel, die Einheit mit Gott zu formulieren. Erreichen habe er es mittels Joga indes nicht können.

Pallottiner-Pater Buob erklärte, dass ein falsches Gottesbild die Ursache aller Probleme sei. Oft herrsche ein angstmachendes, ja dämonisches Gottesbild vor, ein Gott, auf den man letztlich nicht vollständig vertrauen könne. “Ich muss aber glauben, dass Gott absolut treu ist, dass ich mich zu jederzeit blind auf ihn verlassen kann.” Ein fehlerhaftes Gottesbild habe oft mit biografischen Verwundungen zu tun.

Aberglaube ist Ausdruck der Desorientierung

Doch wie kann eine christliche Antwort auf diese Herausforderungen aussehen? Erzbischof Stankevics glaubt, dass die europäische Kultur zu der sie ausmachenden Synthese von Glauben und Rationalität zurückfinden müsse. “Wir müssen zurück zur wahren Rationalität, von der Papst Benedikt XVI. gesprochen hat. Der Aberglaube ist der Ausdruck der Desorientierung bezüglich unserer prinzipiellen Werte wie der Menschenwürde.”

Pilar stimmte zu. “Wir müssen weg von dem materialistischen Denken, das die Naturwissenschaft und ihre Methode für allzuständig erklärt. Der Glaube ist eine Beziehungsgeschehen. Für Beziehungen aber gelten andere Gesetze als für die Materie.” Hesemann sagte, dass der Glaube, Gott sei tot, sei der grösste Aberglaube unserer Zeit. Den Glauben stärken ist die beste Waffe gegen den Aberglauben.”

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