Tunesien
Tunesien: Bischof fordert nach Bootsunglück gemeinsame Verantwortung
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Quelle
Erzbischof Nicolas Lhernould wird zum Erzbischof von Tunis ernannt – Katholische Kirche von Algerien
Kirche zur Migration: Neue Perspektiven von Kardinal Tagle bis zur Schweiz – Vatican News
Nach dem Tod von mindestens vierzig Migranten vor der Küste von Salakta hat der Bischof von Tunis, Nicolas Lhernould, zu einem entschlossenen gemeinsamen Handeln aufgerufen. “Wir dürfen uns an solche Tragödien nicht gewöhnen”, sagte er im Interview der katholischen Presseagentur Italiens sir.
Vor der tunesischen Stadt Salakta, nahe Mahdia, war in der Nacht zum 22. Oktober ein Boot mit Migranten auf dem Weg nach Europa gesunken. Die tunesische Küstenwache rettete dreißig Menschen, doch mindestens vierzig kamen ums Leben, darunter mehrere Kinder. “Das sind keine Zahlen, sondern Menschen, Männer, Frauen, Kinder”, betonte Lhernould. Sein Mitgefühl gelte auch den Familien, “die vielleicht nicht einmal wissen, dass ihre Angehörigen im Meer gestorben sind”.
An die politischen Entscheidungsträger Europas richtete Lhernould einen klaren Appell: “Es reicht nicht, sich zu bewegen, wir brauchen gemeinsame und konkrete Maßnahmen.” Die Wurzel des Problems müsse angegangen werden – mit “aufrichtiger Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd”. Nur dann könne aus Angst eine menschliche und vernünftige Beziehung entstehen, “orientiert am Gemeinwohl”
Hinter jeder Flucht: Suche nach Leben
Der französischstämmige Bischof, der seit 2020 die Diözese Tunis leitet, sprach von “einem Schmerz, der alle betrifft – Gläubige wie Nichtgläubige”. Hinter jeder Flucht stehe die Suche nach Leben, Hoffnung und Zukunft. “Doch das kann nicht mit gefährlichen Mitteln erreicht werden, bei denen das Leben selbst auf dem Spiel steht.”
Lhernould erinnerte daran, dass viele Migranten, bevor sie Tunesien erreichen, bereits den Sahara-Durchgang überlebt hätten. Papst Franziskus habe daran erinnert, “dass die Wüste heute der größte Friedhof der Welt ist”, sagte er. Gründe für die gefährliche Überfahrt seien Armut, Unsicherheit und Perspektivlosigkeit, oft auch Täuschung durch Schleuser.
Mit Blick auf die Haltung der tunesischen Behörden erklärte Lhernould, er empfinde Erleichterung darüber, dass die Küstenwache einige Menschen retten konnte. Zugleich kritisierte er die Illegalität solcher Abfahrten: “Niemand sollte gezwungen sein, sein Leben für eine Hoffnung aufs Spiel zu setzen, die sich oft als Illusion erweist.”
Die katholische Kirche in Tunesien zähle rund 30.000 Gläubige aus 80 Nationen. Ihr Engagement beschreibe er mit drei Worten: „Kontemplation, Kultur und Caritas.“ In ihren sozialen Projekten gehe es um konkrete Hilfe, Zuhören und Begleitung – auch für Rückkehrer, die nach gescheiterten Europaerfahrungen in ihr Land zurückkehren.
sir – gs, 25. Oktober 2025
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