Leben von Anfang an

Marsch fürs Leben in Wien – Für ein Österreich ohne Abtreibung: Der “Marsch fürs Leben” 2025 in Wien war ein Fest des Lebens, überschattet von einer Bombendrohung

Quelle
Priester für das Leben
Auf die Straße für das Leben | Die Tagespost
Marsch fürs Leben in Wien: 3.000 Menschen demonstrieren gegen Abtreibung
Marsch für das Leben in Vilnius fordert kulturelle Erneuerung

06.10.2025

Alice Pitzinger-Ryba

3.000 Menschen nahmen am Samstag am „Marsch fürs Leben“ in Wien teil. Doch die Demonstration für das Leben wurde von einem Bombenalarm überschattet. Linke Extremisten hatten vor dem Marsch schon mit einem Brandanschlag gedroht. Die Karlskirche musste vorübergehend evakuiert werden.

Dabei hatte alles so schön begonnen am Tag des Marsches in Wien. In der sonnendurchfluteten Wiener Karlskirche fand ein schon traditionell von Bischof Klaus Küng zelebrierter Gottesdienst statt. Der emeritierte Diözesanbischof von St. Pölten und langjährige österreichische Familienbischof rief die Gläubigen dazu auf, mutig für die Würde jedes Menschen von der Empfängnis bis zum Tod einzutreten. In der heutigen Zeit des absoluten Fortschrittsglaubens werde oft das Leben gelebt, als gebe es keinen Gott, so Küng. Dabei sei jeder Mensch ein Verweis auf seinen Schöpfer. Es sei wichtig, Menschen in Krisen- oder Notsituationen Beistand und Zuwendung zu geben und das Gefühl zu vermitteln, nicht allein zu sein und Hilfe erhalten zu können. Das treffe besonders bei einer Schwangerschaft zu. “Wer dies selbst schon durchlebt hat, auf dessen Stimme kommt es hier ganz besonders an”, so Bischof Küng.

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Konzelebrant Manfred M. Müller von der Vereinigung “Priester fürs Leben” bezeichnete die Abtreibung als Bruch mit dem Grundvertrauen, dass Gottes Schöpfung gut sei. In Österreich würden laut öffentlichen Schätzungen – amtliche Statistiken gibt es hierzu nicht – zwischen 30.000 und 60.000 Kinder pro Jahr abgetrieben werden. Das entspreche einer österreichischen Stadt wie Krems, die einfach ausgelöscht werde. “Das sind vier bis acht Schulklassen pro Tag, denen die Existenz abgesprochen wird”, führte Müller als Vergleich an.

Jedes Kind ist ein Segen

Auf der Bühne betonten Vertreter von Lebensschutzorganisationen die Wichtigkeit, die “Stimme der Stimmlosen zu sein”. Den Anfang machte Ruben Avram, Vertreter einer rumänischen Pfingstkirche. Er unterstrich, dass jedes Kind ein Segen sei und ein eigenes Recht auf Leben habe. Österreich könne bessere Wege gehen und Alternativen schaffen. Für Maria Czernin, die Vorsitzende der “Initiative ProLifeEurope”, haben Frauen mehr verdient als die schnelle Lösung einer Abtreibung. Sie forderte alle Anwesenden auf, den Dialog zu suchen, und kritisierte, dass Studenten in Österreich mit ihrem Beitrag für die Arbeit der Hochschülerschaft (ÖH) indirekt auch Abtreibungen mitfinanzieren, da ein Teil in einen Fördertopf für Reproduktion fließe. Leopold Stolberg, Vorsitzender der “Jugend für das Leben”, konnte Positives über die Gebets-Aktion “40 Tage für das Leben” berichten, wo vor der größten Abtreibungsklinik Österreichs 40 Tage lang je 24 Stunden gebetet wird. Die Erlaubnis der Behörde, ursprünglich abgelehnt, wurde nun nach Protesten wegen Verletzung der Meinungsfreiheit endlich gewährt.

Auch Vertreter der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) meldeten sich zu Wort. Landtagsabgeordnete Caroline Hungerländer (ÖVP) versprach, dass sie auf der Seite der Lebensschützer stehe und die Tür für Anliegen immer offenstehe. Für Hubert Keyl (FPÖ) hat auch ein ungeborenes Kind ein Grundrecht auf Leben, das verteidigt werden müsse. Wie in den Vorjahren nahm auch die ÖVP-Parlamentsabgeordnete Gudrun Kugler am “Marsch fürs Leben” teil.

Lachen, Musik und Luftballons

3.000 Menschen zogen mit einem Partywagen, von dem laute Musik gespielt wurde, sowie Plakaten, auf denen zu lesen war “Liebe sie beide” (bezogen auf Mutter und Kind) sowie “Wien ist Pro-life”, von der Karlskirche über die für den Autoverkehr gesperrte Wiener Ringstraße zum Heldenplatz und von dort wieder zum Karlsplatz. Mit Bischof Klaus Küng und den beiden Wiener Weihbischöfen Franz Scharl und Stephan Turnovszky beteiligten sich drei katholische Bischöfe an Österreichs größter Kundgebung für Lebensschutz. Geprägt war die seit 2006 jährlich veranstaltete Demonstration für das Leben von rosa Luftballons, fröhlicher Musik und der Beteiligung von Jugendlichen und jungen Familien. Dank des großen Polizeieinsatzes kam es zu keinen gravierenden Zwischenfällen.

“Die terroristische Antifa mit ihren Gewaltdrohungen und Bombenattrappen schrecken uns zwar nicht, verdeutlichen aber doch eine hässliche Eskalation. Während die Lebensschützer dialogbereit, freundlich und offen ihre Position auf die Straße brachten, werden linksextreme Gefährder hässlicher und extremistischer. Dem setzen wir umso entschiedener unsere Lebensfreude und Veränderungswillen entgegen”, so “Marsch fürs Leben”-Vorsitzende Felicitas Trachta.

Bombendrohung in der Wiener Karlskirche

Unmittelbar nach dem Gottesdienst musste die Karlskirche von der Spezialeinheit Cobra evakuiert werden, nachdem Gläubige in der Kirche zunächst ein tickendes Geräusch aus einer neben dem Opferstock platzierten Tasche vernommen hatten und wenig später hinter einer Säule eine blinkende Tasche entdeckt wurde. Beide erwiesen sich als Attrappen. Offenbar sollte während der Messe eine Massenpanik provoziert und der daran anschließende Marsch beeinträchtigt werden, vermutete der Rektor der Karlskirche, Pater Marek Pučalik.

“Das ist eine neue Stufe der Eskalation, die wir als Gesellschaft nicht hinnehmen dürfen”, meint Gemeinderätin Caroline Hungerländer, Integrationssprecherin der Wiener ÖVP, in einer Pressemitteilung. “Angriffe auf Gotteshäuser sind immer auch Angriffe auf unsere Werte, auf den Respekt und die Freiheit, den eigenen Glauben ohne Angst leben zu können. Wien muss ein sicherer Ort für alle Gläubigen bleiben – besonders auch für Christinnen und Christen.” Hungerländer weiter: “Diese Tat zeigt einmal mehr, dass Wien konsequenten Schutz für Kirchen und Gebetsstätten braucht. Es geht nicht darum, Angst zu schüren, sondern Sicherheit zu geben. Menschen, die beten wollen, sollen dies tun können – in Frieden, ohne Drohungen, ohne Gewalt. Dafür müssen Stadt und Sicherheitsbehörden gemeinsam klare Prioritäten setzen.”

Statistische Erhebung von Abtreibungen gefordert

Dem “Marsch fürs Leben” gingen in der Vorwoche Stellungnahmen von Abtreibungsbefürwortern voraus: So wurden von den Grünen Anträge zum Thema Abtreibung in den Nationalrat eingebracht, die von der österreichischen Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) unterstützt wurden. Gefordert wird die Streichung der Fristenregelung aus dem Strafgesetzbuch, Kostenübernahme für Abtreibungen und Zensurzonen im Bereich von Abtreibungskliniken. Der Abtreibungsarzt Christian Fiala, der auch ein Abtreibungsmuseum betreibt, kritisiert die Ethikkommissionen in den Spitälern, die sich gegen Spätabtreibungen aufgrund einer Behinderung aussprechen.

Die “Jugend für das Leben” spricht sich dagegen für die Streichung der eugenischen Indikation aus, denn zurzeit darf in Österreich ein Kind, bei dem ein ernster Verdacht auf Behinderung besteht, laut Gesetz bis zum Einsetzen der Wehen abgetrieben werden. Auch fordern die Lebensschützer ein völliges Umdenken auf gesetzlicher Ebene. Es müsse endlich eine statistische Erhebung von Abtreibungen sowie eine anonyme Motivforschung geben. Ebenso müsse es ein besseres Beratungsangebot für Frauen im Schwangerschaftskonflikt mit umfangreichen Informationen über Methoden und Folgen von Abtreibungen geben. Die Frau solle zu jedem Zeitpunkt über Alternativen und Hilfsangebote informiert werden. Schließlich solle es eine mindestens dreitägige Bedenkzeit für Frauen geben, die eine Abtreibung in Erwägung ziehen.

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