Systematische Angriffe auf Christen im Heiligen Land

König Abdullah II. und die christlichen Kirchen Jerusalems protestieren gegen die wachsende Siedler-Gewalt im Westjordanland

Quelle

14.07.2025

Meldung

Gegen die anhaltende Gewalt radikaler israelischer Siedler, die im Westjordanland ein christliches Dorf überfielen, haben sich am Montag die Patriarchen und Oberhäupter der Kirchen von Jerusalem gewandt, die in Taybeh zusammenkamen, um sich mit der örtlichen Gemeinde zu solidarisieren. Die Kirchenhäupter sprechen von einer “Welle systematischer und gezielter Angriffe” und bitten die Welt, insbesondere die Christen weltweit, um Gebete, Aufmerksamkeit und Handeln.

Vor einer Woche legten radikale Israelis aus nahegelegenen Siedlungen vorsätzlich in der Nähe des örtlichen Friedhofs und der aus dem 5. Jahrhundert stammenden Kirche des Heiligen Georg Feuer. Taybeh ist die letzte noch rein christliche Stadt im Westjordanland. Diese Handlungen sind nach Ansicht der Patriarchen “in erster Linie eine direkte und vorsätzliche Bedrohung unserer lokalen Gemeinde, aber auch des historischen und religiösen Erbes unserer Vorfahren und heiligen Stätten”.

Keine Zukunft für Christen?

Auch wenn die Feuerwehr das Feuer löschen konnte, bevor die heiligen Stätten zerstört wurden, bitten die Häupter der griechisch-orthodoxen, lateinischen und melkitischen Kirche um Unterstützung angesichts “wiederholter, systematischer Angriffe dieser Radikalen, die immer häufiger werden”. Wörtlich heißt es in ihrem Appell: “In den letzten Monaten trieben die Radikalen ihr Vieh auf die Farmen der Christen im Osten von Taybeh und machten diese damit bestenfalls unzugänglich, schlimmstenfalls zerstörten sie die Olivenhaine, von denen Familien abhängig sind.”

Im Vormonat seien mehrere Häuser angegriffen worden, auch sei ein Schild aufgestellt worden mit der Aufschrift: “Für Euch gibt es hier keine Zukunft”. Dazu schreiben die Kirchenhäupter: “Die Kirche ist seit fast 2.000 Jahren treu in dieser Region präsent. Wir weisen diese Botschaft der Ausgrenzung entschieden zurück und bekräftigen unser Bekenntnis zu einem Heiligen Land, das ein Mosaik verschiedener Glaubensrichtungen ist, die in Würde und Sicherheit friedlich zusammenleben.”

Der Rat der Patriarchen und Oberhäupter der Kirchen fordert, dass die gewalttätigen Radikalen von den israelischen Behörden zur Rechenschaft gezogen werden. Selbst in Kriegszeiten müssten heilige Stätten geschützt werden. “Wir fordern eine sofortige und transparente Untersuchung darüber, warum die israelische Polizei nicht auf Notrufe der lokalen Gemeinde reagierte und warum diese abscheulichen Handlungen weiterhin ungestraft bleiben. Die Angriffe von Siedlern gegen unsere friedliche Gemeinde müssen aufhören – sowohl hier in Taybeh als auch andernorts im Westjordanland.”

Es handle sich eindeutig um “systematische Angriffe gegen Christen, die wir in der gesamten Region beobachten”. Diplomaten, Politiker und Kirchenvertreter mögen weltweit “für unsere ökumenische Gemeinde in Taybeh mit Gebet und deutlicher Stimme eintreten, damit ihre Präsenz gesichert ist und sie in Frieden leben, frei beten, ohne Gefahr Feldfrüchte anbauen und in einem Frieden leben können, der viel zu selten zu sein scheint“.

Tägliche Terrorisierung

Auch der König von Jordanien, Abdullah II., verurteilt die Angriffe extremistischer Siedler auf die St.-Georgs-Kirche und den historischen christlichen Friedhof in der Stadt Taybeh. Das Anzünden von Bäumen auf dem Friedhof durch Siedler sei “eine eklatante Verletzung der Heiligkeit der Toten, der christlichen heiligen Stätten und der christlichen Präsenz im Heiligen Land”.

König Abdullah erklärte am Montag, “dass die Schwere der Angriffe der Siedler, ihre tägliche Terrorisierung der Palästinenser und ihre systematische Aggression gegen Dutzende von Dörfern, Städte und Lager in den besetzten palästinensischen Gebieten eine sofortige, entschlossene internationale Reaktion erfordern, um diese Angriffe zu stoppen”. Es sei wichtig, die palästinensische Zivilbevölkerung zu schützen, ihre heiligen Stätten zu sichern und ihr Recht auf ein Leben in Freiheit und Würde zu wahren.

DT/sba

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