Eine Wüste wird zum Symbol geistlichen Neuanfangs

Von wegen, der Glaube ist tot: Der katholische Fernsehsender KTV bringt eine beeindruckende Dokumentation über den Aufbruch der Kirche im Osten Deutschlands heraus

Quelle
Thomas Kiesebrink: Neuevangelisierung statt neue Gremien | Die Tagespost

19.07.202

Dorothea Schmidt

Diesen Sonntag feiert eine Dokumentation des katholischen Fernsehsenders KTV über geistliche Aufbrüche im Osten Deutschland Premiere. Sie zeigt die “lebendige und mutmachende Seite der Kirche im Osten”, wie es in einer Pressemitteilung heißt und so ist es auch: Ganz gegen den allgemeinen Trend der Glaubenserosion werden Orte gleichsam herangezoomt, in denen Christsein noch vor wenigen Jahrzehnten eine mutige Entscheidung war — “gegen Sicherheit, Karriere und Anpassung”, wie Moderatorin Tini Brüning es im Film sagt —, die heute aber zu echten geistlichen Oasen geworden sind.

Fernab aller kirchenpolitischen Debatten legt die Doku einen Fokus auf Menschen, die zum Glauben gefunden haben, katholisch geworden sind und dann selber Initiativen gegründet haben, mit denen sie den Glauben weitergeben, Kirche heute gestalten, sie zum Blühen bringen und so wiederum Menschen für Gott und die Kirche gewinnen; besonders junge Menschen reißen andere junge Menschen mit, so dass der Strom des Glaubens immer größer wird; ein Dominoeffekt des Evangeliums gewissermaßen.

Atheisten, die an Pfarrheimtüren klopfen

Die Dokumentation führt nach Erfurt, Potsdam, Nordhausen und Berlin; nicht nur zu Menschen, die ihren Glauben nicht verstecken, auch wenn sie wenige sind — auch zu solchen, die oftmals seit Generationen konfessionslos ohne kirchliche Wurzeln gelebt haben und jetzt an Pfarrheimtüren klopfen, weil sie nach Sinn und geistlicher Orientierung suchen — und zu Glaubenden werden.

Ein junger Mann erzählt beispielsweise, wie seine Sehnsucht und die Suche nach Antworten auf philosophische Fragen ihn in die Kirche getrieben hatte. Ihn sei alles “fremd” gewesen, “aber ich hatte das Gefühl, zu Hause zu sein”, erzählt er. Er fand Antworten auf alle seine Fragen und ließ sich taufen.

Ein “Wasserfall der Liebe” hat Maria verändert

Die 20-jährige Maria Peter berichtet, dass sie atheistisch aufgewachsen ist, Gott dann bei einem Nightfever-Event erfahren durfte. Heute ist sie eine Jüngerin Jesu und leitet einen Lobpreisabend in Erfurt. Begonnen hat sie “mit nur fünf Broten und zwei Fischen” und dank eines Priesters, Thomas, Gehlfuß, der die Initiativen der Jugend unterstützt und geholfen hat , dass sich die Jugendlichen untereinander vernetzen.

Maria möchte weitergeben, was sie selbst erlebt hat als ein “Wasserfall der Liebe” sich über die ergoss: Gottes Liebe. Alte, oberflächliche Freundschaften tauschte sie durch tiefe Freundschaften im Glauben ein. Und wie ihr, geht es vielen anderen. “Menschen, die atheistisch aufgewachsen sind, finden Zugang zum Glauben, weil sie wichtige Fragen im Leben stellen”, sagt Maria.

Gefühl, wie neu geboren

Tobias Mannewitz, einem Unternehmer aus Berlin mit evangelischer Prägung, ging es so. Er hatte dem Glauben den Rücken gekehrt und ist nun auf dem Weg zum katholischen Glauben. Wie er Zufall — oder die Vorsehung — es wollte, konvertierte er bei einem ehemaligen Kindheits- und Jugendfreund, der nun Pater ist. Mannewitz habe einfach auf einmal vor seiner Tür gestanden, erzählt der Pater.

Die Frage des Konvertiten war: “Wenn man nur eine Kirche auf der Welt haben könnte, welche müsste es sein?” Für ihn war es “nicht die evangelische”. Jetzt fühle er sich wie “neu geboren”. Seine Konvertitengruppe hat inzwischen eine neue Gruppe ins Leben gerufen, um noch mehr über den Glauben zu lernen und voranzukommen. Und so reißt jeder Bekehrte weitere mit sich.

Wüsten als Orte der Gottesbegegnung

Diese und andere Menschen stehen exemplarisch für viele andere Aufbrüche in Ostdeutschland und geben Zeugnis für eine Generation, die lange in der geistlichen Wüste leben musste, bei der aber die zeitlose Botschaft des Evangeliums auf fruchtbaren Boden fällt. Wüsten waren schon immer Orte der Gottesbegegnung, erklärt Pater Marc-Stephan Giese aus Potsdam, etwa bei Mose, Jesus und Paulus nach seinem Damaskuserlebnis. So auch heute in der ehemaligen DDR: Dort wird die Wüste zum ermutigenden Symbol des Neuanfangs, indem Menschen berührt werden.

Auch ein Zeitzeugen aus der DDR und dessen Freund aus der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland (BRD) kommen zu Wort. Fast plauderhaft lassen sie die Geschichte der Unterdrückung neu aufleben, jene “säkularisierte Heilsgeschichte”, die der Kommunismus gewesen ist, so der Priester Florian Erlenmeyer aus der ehemaligen BRD, der die Unbefangenheit der Gläubigen im Osten von heute lobt.

Gott findet immer Wege zu den Menschen

Und DDR- Zeitzeuge Thomas Brose erzählt, wie die führende Partei vorgab, alles besser zu wissen, wie sie Hass schürte auf den Westen und die Kirche und alles für ihren Machterhalt tat. Die Freunde ordnen die heutigen Neuaufbrüche in die Geschichte der kirchlichen Marginalisierung ein und zeigen damit, das für Gott wirklich nichts unmöglich ist. Gott findet immer Wege zu den Herzen der Menschen. Maria Peter formulierte es so: “Wir können nie weit genug entfernt sein, ohne das Gott uns durch seinen heiligen Geist erreichen kann.”

Dies zeigt die Dokumentation auf beeindruckende Weise, wenn sie einen Blick wirft auf eine Kirche im Aufbruch, auf den Mut einer Generation, die den Glauben neu entdeckt, Gemeinschaft und Spiritualität lebt — eine lebendige Kirche, die sich den Herausforderungen der Gegenwart stellt — und einfach Freude hat am Herrn hat und damit attraktiv ist. Aber Worte genügen hier nicht: Diese überaus ermutigende Doku muss man einfach anschauen, denn sie zeigt: “Wasser bringt Wüste zum Blühen, auch heute noch. Die Zeit der Ernte, sie kommt”, wie Pfarrer Gehlfuß es am Ende formuliert.

Sendetermine dieser Recherchereise in den Osten Deutschlands bei K-TV www.k-tv.org sind :

Sonntag, 20. Juli 2025 20:15 Uhr
Montag, 21. Juli 2025 07:45 Uhr
Mittwoch, 23. Juli 2025 10:15 Uhr

Katholischen Journalismus stärken

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!

Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:

Die Tagespost Stiftung- Spenden

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Hier kostenlos erhalten!

Themen & Autoren

Dorothea Schmidt
Evangelische Kirche
Evangelium
Glaube
Jesus Christus
K-TV
Katholizismus
Konvertiten
Pfarrer und Pastoren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel