In den USA verrohen die Sitten

Gewaltsame Ausschreitungen in Los Angeles, tödliche Schüsse auf Politiker: Die Gefahr eines Bürgerkriegs in den USA wächst. Gerade Trump ist nun zur Deeskalation aufgerufen

Quelle

17.06.2025

Maximilian Lutz

Die USA gleichen einem Pulverfass: Zwei Attentate auf Donald Trump im vergangenen Jahr, die tödlichen Schüsse auf zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington im Mai, das Schusswaffen-Attentat vergangene Woche im Bundesstaat Minnesota, das die Parlamentsabgeordnete Melissa Hortman und ihr Ehemann mit dem Leben bezahlten. Einzelfälle, deren politischer Hintergrund zwar jeweils ein anderer ist. Einzelfälle jedoch, die sich in beängstigender Zahl häufen.

Bislang nicht tödlich, in ihrem gewaltsamen Eskalationspotenzial allerdings kaum weniger erschreckend, kommen zu alldem die seit mehr als einer Woche andauernden Ausschreitungen in Los Angeles hinzu. Was als ganz überwiegend friedlicher Protest gegen die strikte Einwanderungspolitik Trumps begann, artete häufig in Brandstiftung, Plünderung und Zerstörung aus. Zu allem Überfluss sitzt mit Trump ein Präsident im Weißen Haus, der nicht deeskaliert, sondern am liebsten weiter Öl ins Feuer gießt. Eine Entschuldigung für das Verhalten gewaltbereiter Demonstranten ist das allerdings nicht. Genauso wenig, wie sich die Attentate des Todesschützen von Minnesota mit den zahlreichen ungeborenen Kindern rechtfertigen lassen, für deren Tod er wohl die demokratischen Politiker verantwortlich sah, auf die er es abgesehen hatte.

Das Land vor dem Untergang retten

In den Vereinigten Staaten verrohen die Sitten: Gewaltbereitschaft, blinder Hass bis hin zur Mordlust greifen über die politischen Lager hinweg um sich. Zwar hatte es schon während Trumps erster Präsidentschaft gewaltsame Ausschreitungen gegeben. Man denke an den Aufmarsch rechtsextremer Splittergruppen 2017 in Charlottesville im Staat Virginia – oder die eskalierenden “Black-Lives-Matter”-Proteste 2020. Doch in einem wichtigen Punkt unterscheidet sich die Lage heute von damals: Innerhalb der verfeindeten Lager kursiert das Gefühl, an einem Scheideweg zu stehen. Das Land muss vor dem Untergang gerettet werden, sei es vor dem demokratieverachtenden Despoten Trump oder einer abgehobenen, woken, ultraprogressiven Elite. Jetzt oder nie – ansonsten droht das Amerika, das man kannte und liebte, für immer verloren zu sein.

Das Wort “Bürgerkrieg”, vor dem viele Beobachter nun wieder warnen, sollte man nicht leichtfertig in den Mund nehmen. Gleichzeitig lässt sich nicht leugnen: Die Lage war schon lange nicht mehr so ernst. Was es jetzt bräuchte, wären Zurückhaltung und Mäßigung, im Ton wie im Handeln. Vielleicht lässt es sich schon als ein erstes positives Signal werten, dass Trumps Rede bei der Parade zum 250. Geburtstag der US-Armee am Wochenende auffallend kurz ausfiel – und er sich Spitzen in Richtung der politischen Gegner verkniff. Solch schwache Zeichen sind es bereits, die in diesen hitzigen Tagen für ein wenig Hoffnung sorgen.

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