Drei Meister, die Jesu Liebe erfuhren und bezeugten

Patrone für die Mission: Leo XIV. ruft die Kirche Frankreichs dazu auf, das Erbe der Heiligen Jean Eudes, Jean-Marie Vianney und Thérèse von Lisieux fruchtbar zu machen

Quelle
Dilexit nos
Zwei französische Heilige im Dienste der Volksmission: Swiss Cath News
Heiliger Johannes Eudes | Distrikt Österreich

01.06.2025

Redaktion

Mit einem besonderen Schreiben an die Französische Bischofskonferenz hat sich Papst Leo XIV. direkt an die Kirche Frankreichs gewandt. Anlass ist der 100. Jahrestag der Heiligsprechung dreier bedeutender französischer Heiliger: Jean Eudes, Jean-Marie Vianney und Thérèse von Lisieux. Das Gedenkjahr, das ab Mai 2025 begangen wird, sei – so der Papst – nicht nur ein Moment der Erinnerung, sondern ein Aufruf zur Erneuerung und zur Hoffnung. Wir veröffentlichen den Wortlaut des Schreibens, das der Vatikan am Samstag veröffentlicht hat, in einer eigenen Übersetzung.

Ich freue mich, mich zum ersten Mal an Sie, die Hirten der Kirche in Frankreich, und durch Sie an alle Ihre Gläubigen wenden zu können, wenn in diesem Mai 2025 der 100. Jahrestag der Heiligsprechung von drei Heiligen gefeiert wird, die Ihr Land durch die Gnade Gottes der Weltkirche geschenkt hat: Es sind der heilige Jean Eudes (1601-1680), der heilige Jean-Marie Vianney (1786-1859) und die heilige Thérèse vom Kinde Jesu und vom heiligen Antlitz (1873-1897). Als mein Vorgänger Pius XI. sie zur Ehre der Altäre erhob, wollte er sie dem Volk Gottes als Lehrer präsentieren, auf die es zu hören gilt, als Vorbilder, die es nachzuahmen gilt, und als mächtige Stützen, um deren Fürsprache es zu bitten gilt. Die Größe der Herausforderungen, denen sich die Kirche Frankreichs ein Jahrhundert später gegenübersieht, und die immer noch sehr aktuelle Relevanz dieser ihrer drei Heiligen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen, veranlassen mich, Sie einzuladen, diesem Jahrestag ein besonderes Profil zu verleihen.

Ich möchte in dieser kurzen Botschaft nur einen geistlichen Zug herausgreifen, den Johannes Eudes, Johannes Maria Vianney und Thérèse gemeinsam haben und den Männern und Frauen von heute auf sehr anschauliche und ansprechende Weise vorlebten: Sie haben Jesus auf einfache, starke und authentische Weise vorbehaltlos geliebt; sie haben seine Güte und Zärtlichkeit in einer besonderen täglichen Nähe erfahren und sie mit einem bewundernswerten missionarischen Elan bezeugt.

Ein Programm für die Evangelisierung

Der verstorbene Papst Franziskus hat uns, ein wenig wie ein Testament, eine wunderschöne Enzyklika über das Heilige Herz hinterlassen, in der er feststellt: “Aus der Seitenwunde Christi fließt weiterhin jener Strom, der nie versiegt, der nicht vergeht, der sich immer neu denen darbietet, die lieben wollen. Nur seine Liebe wird eine neue Menschheit ermöglichen.” (Dilexit nos, Nr. 219) Es kann kein schöneres und einfacheres Programm für die Evangelisierung und Mission in Ihrem Land geben als dieses: Jeder soll die zärtliche Liebe entdecken, die Jesus für ihn empfindet, und zwar so sehr, dass sie sein Leben verändert.

In diesem Sinne sind unsere drei Heiligen wahrhaftig Meister, deren Leben und Lehre ich Ihnen ans Herz legen möchte, damit Sie sie dem Volk Gottes unermüdlich näherbringen, so dass man sie schätzen lernt. War nicht der heilige Johannes Eudes der Erste, der den liturgischen Kult der Herzen Jesu und Mariens gefeiert hat? War nicht der heilige Johannes Maria Vianney ein leidenschaftlicher Pfarrer, der seinem Amt so sehr ergeben war, dass er sagte: “Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu”? Und schließlich: Ist die heilige Thérèse vom Kinde Jesus und vom heiligen Antlitz nicht die große Lehrerin der “scientia amoris”, die unsere Welt braucht, sie, die in jedem Augenblick ihres Lebens mit Spontaneität und Frische den Namen Jesu „atmete“ und den Kleinsten einen “ganz einfachen” Weg lehrte, um zu ihm zu gelangen?

Das Gedenken an den 100. Jahrestag der Heiligsprechung dieser drei Heiligen ist vor allem eine Einladung, dem Herrn für die Wunder zu danken, die er in Frankreich während der langen Jahrhunderte der Evangelisierung und des christlichen Lebens gewirkt hat. Heilige tauchen nicht spontan auf, sondern dank der Gnade lebendiger christlicher Gemeinschaften, die ihnen den Glauben weitergaben und in ihren Herzen die Liebe zu Jesus und den Wunsch, ihm zu folgen, entfachen konnten. Dieses christliche Erbe gehört noch immer zu Ihnen, durchdringt immer noch tief Ihre Kultur und bleibt in vielen Herzen lebendig.

Der Ruf zum Priestertum

Deshalb hoffe ich, dass diese Feiern nicht nur nostalgisch eine Vergangenheit heraufbeschwören, die vergangen zu sein scheint, sondern dass sie die Hoffnung neu erwecken und einen neuen missionarischen Eifer entfachen werden. Gott kann mit Hilfe der Heiligen, die er euch gegeben hat und die ihr feiert, die Wunder erneuern, die er in der Vergangenheit gewirkt hat. Kann nicht die heilige Thérèse die Patronin der Missionen in der Region sein, in der sie geboren wurde? Können nicht der heilige Johannes Maria Vianney und der heilige Johannes Eudes die Gewissen vieler junger Menschen aufrütteln und diese von der Güte, der Größe und der Fruchtbarkeit des Priestertums überzeugen und in ihnen ein begeistertes Verlangen wecken und den Mut geben, dem Ruf großzügig zu folgen – in einer Zeit, in der der Mangel an Berufungen in euren Diözesen schmerzlich spürbar ist und die Priester immer mehr auf die Probe gestellt werden? Ich nutze diese Gelegenheit, um allen Priestern Frankreichs für ihren mutigen und beharrlichen Einsatz von ganzem Herzen zu danken, und möchte ihnen meine väterliche Zuneigung aussprechen.

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt,

ich rufe die Fürsprache des heiligen Johannes Eudes, des heiligen Johannes Maria Vianney und der heiligen Thérèse vom Kinde Jesu und vom heiligen Antlitz für euer Land und für das Volk Gottes an, das mutig trotz der widrigen und manchmal feindseligen Strömungen der Gleichgültigkeit, des Materialismus und des Individualismus weiter voran pilgert. Mögen sie diesem Volk neuen Mut geben in der Gewissheit, dass Christus, der Erlöser der Welt, wahrhaft auferstanden ist. Ich erbitte für Frankreich den mütterlichen Schutz seiner mächtigen Patronin, Unserer Lieben Frau von der Himmelfahrt, und erteile jedem von Ihnen und allen Menschen, die Ihrer pastoralen Fürsorge anvertraut sind, den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, 28. Mai 2025, Leo XIV.

Übersetzung: DT/gho

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