Mehr kirchliche Selbstkritik bitte!
Erstmals in der Geschichte Deutschlands gibt es mehr konfessionslose Menschen als Kirchenmitglieder. Doch wirklich zu interessieren scheint dies “Gottes Bodenpersonal” nicht
Quelle
Übersetzung/Nicht Hagiographie oder Bitterkeit und Verachtung, sondern Respekt und Unterscheidung
Betroffeneninitiative: “Viele gute Impulse” – Vatican News
18.04.2025
Kristina Ballova
Erstmals in der Geschichte Deutschlands gibt es mehr konfessionslose Menschen als Kirchenmitglieder. Diese Studienergebnisse wurden Anfang April von der “Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland” veröffentlicht und in zahlreichen Medien verbreitet. Doch wo bleiben die Analysen und die Selbstreflexion der Kirche(n) selbst? Wo sind neue Ansätze und Lösungsvorschläge zu erkennen?
Lieber schlecht TikToken als gut den Glauben weitergeben
Die katholische Kirche in Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern eine wohlhabende Organisation mit viel Personal und finanziellen Ressourcen. Sie unterscheidet sich jedoch von anderen Unternehmen dadurch, dass sie mit Verlusten und negativen Entwicklungen erstaunlich gelassen und unbekümmert umgeht. Wenn ein Unternehmen in eine Krise gerät, sind Bewertung, Problemanalyse und anschließende Neupositionierung unumgänglich. Doch entweder ist dieses Unternehmen der katholischen Kirche in Deutschland so komplex und unflexibel geworden, dass eine inhaltliche Neuorientierung gar nicht möglich ist, oder sie hat sich selbst aufgegeben.
Auf eine Krise kann man reagieren, indem man richtig reagiert, falsch reagiert oder – und das ist die schlechteste Lösung – gar nicht reagiert. Im Idealfall würde die Kirche ihre inhaltliche Entkernung hinterfragen und die Verkündung des Offenbarungsglauben wieder ins Zentrum rücken. Sie würde Strategien entwickeln, um jungen Menschen einen Anker und eine Gemeinschaft zu bieten. Sie würde stärker missionieren und geistliche Berufungen fördern, anstatt junge Menschen zu verprellen, die eine unerwünschte politische Präferenz haben.Im schlechteren Fall könnte die Kirche auch falsch reagieren und beispielsweise eine Tik-Tok-Offensive und spannende Videos produzieren, um einen modernen und liberalen theologischen Ansatz zu bewerben.
Keine Reaktion ist auch eine Reaktion
Doch was wir beobachten, ist eine Nicht-Reaktion. Die Kirche schaut dem Verlust der Gläubigen tatenlos und sprachlos zu, ja sie wirkt mit sich selbst und dem Erhalt des eigenen Komforts zufrieden. Das Medium der katholischen Bischofskonferenz, katholisch.de, scheint auch keine Krise bemerkt zu haben. Im Gegenteil, mit Titeln wie “Synodaler Weg half Weltkirche, Synodalität zu verstehen”, “Der Papst ohne Soutane sendet ein wichtiges Signal” oder “Was Jesus von Paw Patrol lernen kann”, dürfte das Potential an Reflexion und Glaubensverkündung vermutlich ausgeschöpft haben.
Selbstverständlich, Deutschland ist nicht das einzige Land in Europa und auf der Welt, wo sich immer mehr Menschen von der Kirche und vom Glauben abwenden. Doch, nirgends hat die Kirche so offensichtlich ihren Auftrag der Glaubensverkündigung so sichtbar aufgegeben, wie in Deutschland. Dadurch verwundert es auch nicht, dass so eine Kirche auch keine relevante Rolle mehr für die Einzelnen und erst recht nicht mehr für die Gesellschaft spielt.
Eine “Kirchensteuerorganisation” wird die Sehnsucht der Menschen nach Sinn und Orientierung nicht befriedigen können. Sie wird auch kaum eine Rolle in der Gesellschaft spielen, weil sie sich weigert, mutig gegen den Zeitgeist und für den Glauben einzutreten. Nur eine Kirche, die eine Vision hat und den lebendigen Glauben verkündet, kann eine Zukunft haben.
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