Frankreich erlebt einen Tauf-Boom
Neues Interesse am Glauben – Fast 18.000 Personen lassen sich an Ostern in Frankreich taufen – so viele wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die meisten sind jünger als 35. Viele von ihnen haben über die sozialen Medien zum Glauben gefunden
Quelle
Erwachsenentaufe: jedes Jahr ein starkes Zeichen des Glaubens/Übersetzung
Volle Kirchenbänke: Jugendliche strömen zu Aschermittwochsmessen in Frankreich| Nationales katholisches Register/Übersetzung
Jahrelanger Rückgang des Christentums “flacht” in den USA ab, zeigt Pew-Umfrage | Katholische Nachrichtenagentur/Übersetzung
Frankreich erwartet zu Ostern mehr als 10.000 Erwachsenentaufen
Notre Dame Paris
14.04.2025
Meldung
In der Osternacht 2025 werden in Frankreich 10.384 Erwachsene und über 7.400 Jugendliche zwischen elf und 17 Jahren das Sakrament der katholischen Taufe empfangen. Damit liegt die Gesamtzahl der Katechumenen – also Menschen, die sich auf die Taufe vorbereiten – bei über 17.800. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Zuwachs von 45 Prozent bei den Erwachsenen. Auch bei den Jugendlichen ist die Dynamik ungebrochen: In den Diözesen mit fortlaufender Statistik ist ein Anstieg um 33 Prozent zu verzeichnen.
Besonders auffällig ist das wachsende Interesse junger Menschen. Laut einer Umfrage der katholischen Magazine “Famille Chrétienne” und “Aleteia” unter 900 Katechumenen sind 73 Prozent der Befragten zwischen 17 und 35 Jahre alt, fast die Hälfte ist jünger als 25. Diese Zahlen bestätigen den starken Anstieg der letzten Jahre: Allein im Fünfjahresvergleich hat sich die Zahl der 18- bis 25-jährigen Taufbewerber um 150 Prozent erhöht.
Persönliche Suche statt religiöser Sozialisation
Bemerkenswert ist: Die große Mehrheit der Katechumenen stammt nicht aus religiös geprägten Familien. Zwei Drittel geben an, ohne Glaubensbezug aufgewachsen zu sein. Nur sieben Prozent berichten von einer regelmäßigen religiösen Praxis im Elternhaus. Stattdessen haben viele den Glauben aus eigenem Antrieb entdeckt: 40 Prozent nennen die eigene geistliche Suche als entscheidenden Anstoß, 14 Prozent wurden durch Freunde inspiriert. Zwar spielten in manchen Fällen auch Großeltern, der Partner oder die Eltern eine unterstützende Rolle, doch fast ein Viertel der Befragten berichtet, völlig allein ihren Weg zum Glauben gegangen zu sein.
Was führt so viele junge Menschen auf diesen Weg? Für 40 Prozent war eine tiefgreifende spirituelle Erfahrung ausschlaggebend. Andere geben an, durch die Geburt eines Kindes oder ein geplantes kirchliches Hochzeitsfest zum Glauben gefunden zu haben. Immer wieder taucht jedoch ein Aspekt auf, der sich als gemeinsamer Nenner vieler Bekehrungen herausstellt: die Teilnahme an der Messe.
Die heilige Messe – Sprungbrett zum Glauben
83 Prozent der Katechumenen haben bereits vor Beginn ihrer Taufvorbereitung eine Messe besucht. Für viele war dies der erste konkrete Kontakt mit dem katholischen Glauben – und oft der entscheidende Impuls, sich taufen zu lassen. Zwar gibt fast die Hälfte an, nur selten an Gottesdiensten teilgenommen zu haben, doch 38 Prozent blicken auf eine regelmäßige Praxis zurück. Bemerkenswert ist auch die Eigeninitiative: 42 Prozent gingen allein zur Messe, ohne Begleitung durch Familie oder Freunde.
Doch trotz der großen Bedeutung des Gottesdienstbesuchs gibt es Hürden: Drei Viertel geben an, Schwierigkeiten beim Verständnis der liturgischen Abläufe zu haben. Gewünscht wird mehr Hilfe – etwa durch Erklärungen von Katecheten, durch persönliche Begleitung oder durch Informationsangebote im Internet.
Glaube im digitalen Raum: Die Macht der christlichen Influencer
Eine weitere Schlüsselfunktion bei der Entdeckung des Glaubens kommt den sozialen Medien zu. 78 Prozent der Befragten geben an, dass Plattformen wie YouTube, Instagram oder TikTok eine Rolle in ihrem Weg zur Taufe gespielt haben. Für 46 Prozent war dieser Einfluss sogar “sehr bedeutend”. Insgesamt folgen 84 Prozent der Befragten christlichen Influencern, 58 Prozent davon regelmäßig.
Die Zahlen zeigen: Digitale Räume haben sich zu zentralen Orten der Evangelisierung entwickelt. Während früher Familie und Gemeinde die wichtigsten Vermittler des Glaubens waren, treten heute digitale Stimmen an ihre Stelle. Der virtuelle Raum wird offenbar zu einem Ort echter religiöser Bildung und Begegnung.
Kann die Kirche die Erwartungen der Neugetauften erfüllen?
Gleichzeitig bleibt der unmittelbare Kontakt zur kirchlichen Gemeinschaft zentral: 54 Prozent der Katechumenen berichten, dass ein Priester, ein Ordensmitglied oder ein Katechet ihnen auf ihrem Glaubensweg am meisten geholfen habe. Freunde sind für ein Drittel eine wichtige Stütze.
Die große Mehrheit der Katechumenen – 95 Prozent – will nach der Taufe ihren Glauben aktiv praktizieren. Doch damit dies gelingt, sehen viele einen Bedarf an Unterstützung: 38 Prozent wünschen sich eine geistliche Begleitung, 27 Prozent mehr Informationen über den Glauben und die Liturgie, 16 Prozent hoffen auf Jugendgruppen. Besonders betont wird das Bedürfnis nach Gemeinschaft: 57 Prozent wünschen sich christliche Freunde, mit denen sie ihren Glauben teilen können.
DT/fha
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