Ukraine-Krieg – Dramatischer dritter Kriegswinter *UPDATE
Die Ukraine steht vor ihrem dritten und härtesten Kriegswinter
Quelle
Moskaus verdeckte Kriege | Die Tagespost
Dritter Kriegswinter in der Ukraine: “Die Menschen sind erschöpft” – Vatican News
*Harter Winter für die Ukraine: Renovabis ruft zur Winterhilfe auf – Vatican News
07.11.2024
Die Ukraine steht vor ihrem dritten und härtesten Kriegswinter. Militärisch hat der russische Aggressor im Donbass an einer tausend Kilometer langen Front zuletzt Gebietsgewinne gemacht und seine Angriffe deutlich verstärkt. An mehreren Stellen haben die russischen Truppen die zweite Verteidigungslinie der Ukraine durchbrochen. Militärexperten befürchten gar einen Dammbruch, weisen aber auch darauf hin, dass die Soldaten beider Seiten erschöpft sind. Der Abnützungskrieg geht allerdings stärker zulasten der Ukraine, die massive Rekrutierungsprobleme hat.
Etwa 700.000 Soldaten sind derzeit auf russischer Seite im Einsatz. Die Regierung in Kiew versucht angesichts hoher Verluste verzweifelt, neue Soldaten zu rekrutieren; Russland tut dies im eigenen Land viel robuster und bekommt zudem Verstärkung aus Nordkorea. Mindestens 11.000 nordkoreanische Soldaten, darunter auch Generäle, befinden sich bereits in Russland, insbesondere im Grenzgebiet Kursk. Bei einem offiziellen Besuch in Moskau erklärte Nordkoreas Außenministerin Choe Son Hui, ihr Land werde Russland im Krieg bis zum Sieg unterstützen. Schon bisher lieferte Diktator Kim Jong-un an Russland mehrere Millionen Schuss Munition, ballistische Raketen und Soldaten; er hat mit Putin auch einen militärischen Beistandspakt geschlossen.
Alleine könnte Putin den Krieg nicht führen
Die Ukraine braucht, um den Winter militärisch zu überleben, dringend weitere Luftabwehrsysteme und Munition. Russland setzt immer massiver Drohnen iranischer und eigener Bauart sowie Raketen und Gleitbomben ein, vor allem gegen die kritische Infrastruktur der Ukraine, die zum großen Teil bereits zerstört ist. “Russland alleine könnte diesen Krieg weder führen noch gewinnen”, meint etwa Oberst Markus Reisner von der österreichischen Militärakademie. China, der Iran und Teile des “globalen Südens” würden Russland jedoch unterstützen.
Auch der neue NATO-Generalsekretär Mark Rutte sagte jüngst: “Mehr als 600.000 russische Soldaten wurden in Putins Krieg getötet oder verwundet, und er ist nicht in der Lage, seinen Angriff auf die Ukraine ohne ausländische Unterstützung aufrecht zu erhalten.” Die vertiefte militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea sei eine Bedrohung für die Sicherheit im euro-atlantischen Raum und im Indopazifik.
Die Ukraine will in die NATO
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sagte Kiew bei ihrem achten Ukraine-Besuch vor wenigen Tagen eine deutsche Winterhilfe von 200 Millionen Euro zu. Dabei handelt es sich um humanitäre Hilfe, mit der etwa frontnahe Dörfer ohne Energieversorgung mit Brennstoff, Winterkleidung und Decken versorgt werden. Laut Hilfswerken sind 14,6 Millionen Ukrainer auf humanitäre Hilfe angewiesen. Gleichzeitig fordert die Außenministerin von den internationalen Partnern der Ukraine mehr Unterstützung im Kampf gegen die russischen Angriffe. Die Verantwortungsträger in Europa sollten “die Kraft haben, die Ukraine finanziell, humanitär und bei der Selbstverteidigung tagtäglich weiter zu unterstützen”, so Baerbock in der Ukraine.
Sie bekräftigte, dass die Zukunft der Ukraine in der Europäischen Union und in der NATO liege. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha forderte, die NATO müsse “jetzt ohne Verzögerung” eine Einladung zur Mitgliedschaft an die Ukraine aussprechen, “um Putin die Illusionen zu nehmen und zu einem Ende der Aggression zu motivieren”. Diesem Wunsch jedoch hat Bundeskanzler Olaf Scholz – anders als seine Außenministerin – vor wenigen Tagen eine Absage erteilt. “Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, sich klarzumachen, dass ein Land, das im Krieg ist, gar nicht NATO-Mitglied werden kann”, sagte Scholz im ZDF.
Doch wie viel sind vergangene Äußerungen aus der Bundesregierung nach dem Koalitions-Aus überhaupt noch wert? Zumindest die von Scholz jetzt mit Berufung auf den Ukraine-Krieg angekündigte Aussetzung der Schuldenbremse dürfte reine Rhetorik bleiben. Schon einfache Mehrheiten, die den Kanzler bei dieser Politik unterstützen könnten, existieren nicht mehr. Für die Änderung der Schuldenbremse bedürfte es einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag.
Wahr bleibt also zu Beginn des dritten Kriegswinters das Diktum des erfahrenen Kriegsreporters Christian Wehrschütz, der Westen gebe der Ukraine “zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel”. Laut Außenminister Sybiha haben die USA der Ukraine bis Ende August Militärhilfe im Umfang von 56,8 Milliarden Euro bereitgestellt, die europäischen Staaten 54,6 Milliarden Euro. Doch wie geht es weiter? Nicht nur die deutschen Zusagen sind in Frage gestellt. Wenn Donald Trump 2025 das Weiße Haus übernimmt, dürfte es auch mit der amerikanischen Hilfe vorbei sein. Durchaus möglich, dass das kommende Jahr das Ende der eigenständigen Ukraine mit sich bringt.
Katholischen Journalismus stärken
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!
Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.
Themen & Autoren
Stephan Baier
Annalena Baerbock
Kim Chŏngŭn
Mark Rutte
Olaf Scholz
Wladimir Wladimirowitsch Putin
Schreibe einen Kommentar