Meine Erfahrung mit der ewigen eucharistischen Anbetung

Persönliches Zeugnis – Unser Autor stärkte durch die eucharistische Anbetung seine Beziehung zu Jesus Christus. Ein Zeugnis eines amerikanischen Benediktineroblaten

Quelle
Unsere Welt wird eucharistisch transformiert | Die Tagespost (die-tagespost.de)

06.07.2024

David Craig

Die Entscheidung, häufig anzubeten, ist eine Berufung. Ich erinnere mich an meine Erstkommunion. Ich kniete neben meinem besten Freund ganz rechts am langen Altargeländer und flüsterte ihm zu: “Ich bin der Nächste”, als der Priester auf uns zukam und die heilige Hostie in der Hand hielt. Dies war keine respektlose Bemerkung. Es war die Aufregung in meinem jungen Herzen, die sprach.

Ein paar Jahre später, es war wahrscheinlich im Alter von zehn oder elf Jahren, wurde ich eines Abends von einem unserer Priester gebeten, die Kirchentüren abzuschließen. Nachdem die letzten Beter hinausgegangen waren, schloss ich die Türen hinter ihnen ab. Als ich am Tabernakel vorbeikam, legte ich meine Handfläche auf die Tabernakeltür. Die lieben Nonnen unserer katholischen Schule hatten uns beigebracht, was man unter Realpräsenz versteht, aber ich war mir nicht sicher, ob das Gelernte Sinn ergab. Wie konnte etwas, das wie ein Stück Brot aussah und sich wie ein Stück Brot anfühlte und wie ein Stück Brot schmeckte, der Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus sein? Ich betete: “Jesus, wenn Du wirklich da bist, hilf mir, das zu glauben.” Sehr bald erhörte Jesus dieses aufrichtige Gebet eines Kindes und prägte mir unauslöschlich den Glauben an Seine wahre Gegenwart ein. Er gebrauchte meinen Großvater als Werkzeug, um mein Gebet zu erhören.

Novenen: Eine New Yorker Selbstverständlichkeit

Am nächsten Tag besuchte ich meine Großeltern, bei denen ich oft und gerne übernachtete. Sie waren beide gläubige Katholiken. Meine Großmutter bat mich, etwas aus ihrem Schlafzimmer zu holen. Ohne anzuklopfen, öffnete ich die Schlafzimmertür meiner Großeltern und sah zu meiner Überraschung meinen Großvater, der kniend den Rosenkranz betete. Er hatte mir den Rücken zugewandt. Langsam und leise trat ich einen Schritt zurück und machte die Tür wieder zu. An diesem Abend schaute ich im Bett an die Decke und betete: “Mein Großvater glaubt wirklich an Dich, nicht wahr, Jesus? Ich möchte wie er glauben.” Gott antwortete sofort und gab mir einen Glauben, der mich nie mehr verlassen hat. Ich erinnere mich, dass ich in dieser Nacht so friedlich schlief wie nie zuvor, weil ich wusste, dass Er mich kannte und immer bei mir sein würde.

In meiner Teenagerzeit waren die jährlich stattfindenden vierzigstündigen Andachten in jeder Gemeinde und die monatliche nächtliche Anbetung am Herz-Jesu-Freitag die am weitesten verbreitete Form der Anbetung. Wenn man als guter Katholik an einer katholischen Kirche vorbeikam, war es üblich, kurz hineinzugehen, um Jesus einen Besuch abzustatten. Man betete vor dem Tabernakel und zündete eine Kerze an. Wenn man wie ich in New York City lebte, wo es quasi an jeder Ecke eine katholische Kirche gibt, war das leicht machbar. Die Teilnahme an den montags um 19 Uhr stattfindenden Novenen zu Unserer Lieben Frau von der Wundertätigen Medaille mit anschließendem eucharistischen Segen waren für die meisten katholischen Familien in unseren Pfarreien eine Selbstverständlichkeit.

Nach dem Abitur trat ich in die US-Armee ein und verbrachte zwei Jahre in Deutschland. Ich erinnere mich an den Besuch einiger wunderschöner Kathedralen in Deutschland und Frankreich. Schöne Kirchen bringen uns Gott näher. Es fiel mir schwer, an einer katholischen Kirche vorbeizugehen, ohne kurz bei Ihm vorbeizuschauen. 1965 heiratete ich Bridie, eine gebürtige Irin und überzeugte Katholikin. Sie hat die Gabe, durch ihre Worte und Taten Herzen für Christus zu gewinnen. Sie war immer viel besser als ich und ermutigte andere, sich dazu zu verpflichten, eine Heilige Stunde zu halten. Als ich Bridie beobachtete, wurde mir auch klar, dass es einen großen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Geschenken unseres Gottes gibt. Die moderne Kultur versucht, Mann und Frau in ein und denselben Topf zu stecken, aber das behindert Gaben, Gnaden und Talente, die nur weiblichen und männlichen Schöpfungen Gottes eigen sind.

In den turbulenten Jahren nach dem Konzil hielten die Besuche beim Allerheiligsten Sakrament meinen Glauben am Leben. Meine Frau und ich liebten beide das Priestertum und die heilige Eucharistie. Wir ermutigten junge Männer, ernsthaft über eine Berufung zum Priestertum nachzudenken, und begannen, für junge Männer, die wir kennenlernten, zu beten. Als der heilige Johannes Paul II. zum Papst gewählt wurde las ich, dass er jeden Morgen eine Stunde in seiner Privatkapelle in eucharistischer Anbetung verbrachte. Das beeindruckte mich und ich überlegte, ob ich nicht auch häufiger Anbetung halten sollte. Auch die Idee, andere in unserer Gemeinde zu ermutigen, während der eucharistischen Anbetung für Berufungen zu beten, nahm Gestalt an.

Eine Fragenliste für die Anbetung

Im Jahr 1995 feierte Papst Johannes Paul II. im Central Park, also im Herzen von New York City, eine Messe für Zehntausende von Menschen. Seine berühmten Worte “Habt keine Angst, habt keine Angst, habt keine Angst” klingen mir immer noch im Herzen. Der heilige Papst forderte uns auf, mutig voranzugehen und das Evangelium zu verkünden, indem wir die Gaben und Talente nutzten, die er uns gegeben hatte. Ich verbringe gerne mehrmals pro Woche eine Stunde in der frühen Morgenanbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten Sakrament. Normalerweise beginne ich mit dem Morgengebet der Kirche, den Laudes. Als Benediktiner-Oblate bete ich oft für Priester. Wenn ich das Stundengebet bete, bete ich es für einen unbekannten Priester irgendwo auf der Welt, der an diesem Tag, aus welchem Grund auch immer, beschlossen hat, sein Stundengebet nicht zu beten. Ich weiß, dass ich Gnaden erhalte, wenn ich das Stundengebet bete, aber was noch wichtiger ist: Ich bitte Jesus, nicht zuzulassen, dass der unbekannte Priester, für den ich bete, die Gnaden verliert.

Eines Tages hatte ich vergessen, meine Lesebrille mitzubringen, sodass ich weder die Gebete des Stundengebets noch die Bibel oder eines der vielen Bücher lesen konnte, die in der Kapelle auslagen. Nur eines davon war in Großdruck für ältere Menschen mit Sehproblemen. Es handelte sich um ein Buch eines bekannten protestantischen Predigers, das jemand auf das Bücherregal der Kapelle gestellt hatte. Widerwillig las ich ein paar Seiten, bevor mir klar wurde, dass dies genau die Worte waren, die ich hören musste. Es gab nichts, was meinem Glauben widersprach, keinen Angriff auf meine Kirche, sondern nur die Liebe eines Mitchristen zu Jesus. Ich erkannte, dass Gott wollte, dass ich an diesem Abend Teile dieses speziellen Buches lese, um mir mehr über seine Liebe zu mir beizubringen.

Seit diesem Tag richte ich während der Anbetung oft Fragen an Jesus. Ja, ich bringe auch eine ganze Liste mit Gebetsanliegen mit. Ich bitte Jesus, kranke Familienmitglieder und Freunde zu heilen oder jemandem zu helfen, an eine gute katholische Universität zu gehen, eine Ehe zu retten oder jemanden zu unserem Glauben zu bringen. Aber immer öfter führe ich ein Gespräch mit Jesus und bitte ihn, mir Aspekte unseres Glaubens zu erklären. Ich bekomme die Antwort vielleicht nicht sofort in der Kapelle, aber ich habe festgestellt, dass innerhalb kurzer Zeit jemand etwas sagt oder ich etwas lese oder etwas im katholischen Fernsehen kommt, das meine Frage vollständig beantwortet. Anbetung ist zu einer Beziehung geworden.

Es ist äußerst wichtig, während der Anbetung ausreichend Phasen der Stille einzuhalten, sodass unser Geist zur Ruhe kommt. Zeit in der Stille zu verbringen, gibt Jesus Gelegenheit zum Reden. Wenn wir hingegen nur reden, werden wir Jesus nie sprechen hören.

Der Verfasser lebt mit seiner Familie in Connecticut, USA. Die Craigs haben mit der persönlichen Ermutigung von Papst Johannes Paul II. das Apostolat Anbetung für Berufungen mitbegründet. Er ist Benediktineroblate und wird einen Vortrag bei Adoratio Heroldsbach 2024 halten und im Anschluss eine “Anbetung für Berufungen und zur Heiligung der Priester” leiten

Übersetzung aus dem Englischen von Andrea Borneis.

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