Eine Theologie, die zu Gott führt *UPDATE
Eine Theologie, die zu Gott führt – Tagung befasst sich mit Benedikt XVI.
Quelle
Fundatio Christiana Virtus e.V. (fundatio-christiana-virtus.de)
*Die Debatte zwischen Kirche und Freimaurerei im Schatten des Mailänder Doms (ilmessaggero.it)
Theologie
Von Anna Diouf
Balderschwang – Montag, 28. August 2023
“Seine Theologie führt zu Gott.” – So beantwortet Ralph Weimann, Theologieprofessor aus Rom, kurz und prägnant die Frage, was das prägendste Moment der Theologie Benedikts XVI. sei. Eine knappe und doch hinreichende Begründung, warum es sich lohnt, diese Theologie zu untersuchen und zu ergründen. Genau dies hat der Verein “Fundatio Christiana Virtus” nun initiiert, und sich mit der Tagung “Die bleibende Bedeutung Benedikts XVI.” dem Schaffen Joseph Ratzingers / Benedikts XVI. gewidmet.
An die hundert Teilnehmer hatten sich dazu vom 20. bis zum 25. August 2023 in dem kleinen Dorf Balderschwang versammelt. Der Ort nahe der österreichischen Grenze ist Sitz des Senders Radio Horeb, deutscher Zweig der Radio Maria-Weltfamilie. Dementsprechend konnten Menschen aus aller Welt über Radio Horeb, Radio Maria, und durch den Kooperationspartner EWTN.TV auch über Fernsehen und YouTube an der Tagung teilnehmen.
Als Experten hatte Ralph Weimann, Organisator der Tagung und selbst Referent, Kurt Kardinal Koch und Prälat Markus Graulich SDB gewinnen können. An vier Thementagen, die die Aspekte Offenbarung, Liturgie, Erlösung und Maria in den Blick nahmen, erörterten sie in je drei Vorträgen und einer abendlichen Diskussions- und Fragerunde Kernelemente der Theologie Joseph Ratzingers / Benedikts XVI. Ein ambitioniertes Programm, in dessen Rahmen die Referenten allerdings weit über eine bloße Darstellung seines Denkens hinausgingen. Vielmehr nahmen sie seine Schriften, aber auch seine Glaubenserfahrung und sein Lebenszeugnis zum Anlass, um ein Panorama der katholischen Glaubenslehre zu entwerfen.
Jeder einzelne Vortrag zeichnete sich nicht nur durch fachliche Exzellenz aus, sondern beeindruckte zugleich durch Allgemeinverständlichkeit und Stringenz: Ganz im Sinne der schlichten Klarheit, die auch das Denken Joseph Ratzingers auszeichnet, wurden die jeweiligen Themen facettenreich und präzise betrachtet.
Die jeweilige Schwerpunktsetzung stand den Referenten frei: So vereinte das Tagesthema “Erlösung” so unterschiedliche Vorträge wie “Erlösung und Ewiges Leben“ von Weimann und “Jesus Christus – Erlöser oder Befreier?” von Graulich: Während Weimann die “letzten Dinge” katechetisch vermittelte und erörterte, warum die Frage nach dem Ewigen Leben in Kirche und Gesellschaft kaum noch gestellt wird, untersuchte Graulich die Defizite der Befreiungstheologie im Hinblick auf Transzendenz und auf die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen. Den Teilnehmern bot sich hier also ein weites Spektrum an Themen, die jedoch vielfache Anknüpfungspunkte untereinander aufwiesen: Warum und in welcher Weise sind Eucharistie und Caritas aufeinander bezogen? Warum gehören Exegese und Liturgie zusammen? Was genau ist Offenbarung? Welche Position kommt Maria innerhalb der Gemeinschaft der Heiligen zu? Diese und viele weitere Fragen eröffneten einen Blick auf die Schönheit und Größe des katholischen Glaubens.
Durchgehend stach die Aktualität des Denkens Joseph Ratzingers hervor. Insbesondere seine Einsicht in die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils, und die Notwendigkeit, dieses im Einklang mit Schrift und Tradition zu lesen, erweist sich als bleibender Auftrag. Kardinal Koch zeigte hier auf, dass der von Benedikt XVI. geprägte Begriff der “Hermeneutik der Reform” Kontinuität und Diskontinuität in ihrer Beziehung zueinander betrachtet. Damit schlage er einen Weg ein, der Diskontinuität weder per se verteufelt, noch sie zum Ausweis gelungener Reform erklärt, wie dies in gewissen kirchlichen Kreisen oftmals üblich sei: “Diese Hermeneutik nimmt deshalb nicht nur Kontinuität wahr, sondern rechnet auch mit Diskontinuitäten”, so Koch, der mit einem Zitat aus einer Ansprache an das Kardinalskollegium und die Mitglieder der Römischen Kurie beim Weihnachtsempfang 2005 anschloss: “Genau in diesem Zusammenspiel von Kontinuität und Diskontinuität auf verschiedenen Ebenen liegt die Natur der wahren Reform. […] Die Kirche ist ein Subjekt, das mit der Zeit wächst und sich weiterentwickelt, dabei aber immer sie selbst bleibt, das Gottesvolk als das eine Subjekt auf seinem Weg.“
An vielen Stellen wurde evident, wie treffend Ratzinger schon in frühen Schriften die Glaubenskrise der Moderne bzw. Postmoderne analysiert und ihre Entwicklung zum Teil geradezu prophetisch vorhergesehen hat. Die Tagung beließ es jedoch nicht bei der Problemanalyse, sondern deutete Lösungsansätze zumindest an. Insbesondere ein besseres und umfassenderes Verständnis des Glaubens seitens der Getauften, und eine vertiefte Glaubenspraxis, die das Wissen in echte, gelebte Gottesbeziehung umsetzt, wurden als Parameter benannt, um die Krise zu überwinden. Denn gleich ob Marienverehrung, Volksfrömmigkeit, die Frage nach der Erlösung oder nach der Bedeutung der Heiligen Schrift: Dass mangelnder Glaube, mangelndes Wissen und mangelnde Praxis einander bedingen und verschärfen, konnte in vielen Bereichen nachvollziehbar dargelegt werden.
Hier erwies sich die im Leben Benedikts XVI. aufscheinende Einheit von Denken, Glauben und Handeln als Vorbild. Immer wieder wurde deutlich, dass “Mitarbeiter der Wahrheit” – der bischöfliche Wahlspruch Benedikts XVI. – nicht allein theologisch oder philosophisch zu verstehen ist, sondern eine Haltung kennzeichnet, die sich auch praktisch äußert: Nicht zuletzt in einer großen Demut und im Respekt vor dem “Glauben der Einfachen”, wie ihn Graulich in einem Vortrag erläuterte. Ein Glaube, der letztlich auch dem großen Denker und Theologen Ratzinger zu eigen war, der, wie Weimann ins Gedächtnis rief, seinen irdischen Weg mit den Worten “Herr, ich liebe dich” zu vollenden vermochte. Eine zu Herzen gehende Einfachheit, die gerade nicht im Gegensatz zu seinen intellektuellen Einsichten steht, sondern belegt, dass auch die Ratio auf Christus und die Vollendung in seiner Liebe hinzielt.
Trotz der Fülle an Themen konnten auch vier intensive Tage das theologische Erbe Benedikts XVI. nur ansatzweise aufschließen: Hier liegt also lediglich der Beginn der Aufbereitung seines Werkes und Wirkens vor. Angesichts der Fülle, Tiefe und Relevanz der hier vorgelegten Beiträge zur Theologie Benedikts kann kein Zweifel darüber bestehen, dass diese in der Tat von bleibender und von prägender Bedeutung für die Kirche ist.
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