Antony Blinken: Krisendiplomat mit jüdischem Hintergrund

Tagelang bereiste der US-Außenminister den Nahen Osten. Dass er selbst Jude ist, verleiht seinem Einsatz für Israel eine besondere Note

Quelle
Antony Blinken – Wikipedia
Afrika/Naher Osten (2093)

18.10.2023

Maximilian Lutz

Als der amtierende US-Präsident Joe Biden am Mittwoch in Israel eintraf, stellte dies den vorläufigen Höhepunkt der amerikanischen Gesten der Solidarität mit dem von der Terrororganisation Hamas brutal angegriffenen Land dar. Der bis dato auffälligste US-Vertreter, um die traditionell besondere Freundschaft der USA mit Israel zu bekunden, ist jedoch Bidens Außenminister Antony Blinken.

Der 61-jährige Demokrat reiste nur wenige Tage nach Kriegsausbruch in den Nahen Osten und traf während seines einwöchigen Aufenthalts zweimal mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sowie dem Präsidenten Izchak Herzog zusammen. Zudem führte ihn sein unermüdlicher Einsatz als Krisendiplomat nach Katar, Saudi-Arabien, in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Ägypten. Er traf auch den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman und den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi, um mögliche Auswege aus der kriegerischen Auseinandersetzung in Nahost auszuloten.

Sein Stiefvater überlebte drei Konzentrationslager

Was Blinkens Rolle dabei eine besondere Note verleiht: Er ist selbst Jude. Im Rahmen seines ersten gemeinsamen Auftritts mit Netanjahu vor der Presse thematisierte er diesen persönlichen Hintergrund. Sein Großvater Maurice Blinken sei vor Pogromen in Russland geflohen. Sein Stiefvater Samuel Pisar habe drei Konzentrationslager überlebt: Auschwitz, Dachau und Lublin-Majdanek. Diese Familiengeschichte lasse ihn auf einer persönlichen Ebene nachvollziehen, wie grauenvoll die Massaker der Hamas für Juden in Israel und auf der ganzen Welt seien.

Blinken, verheirateter Familienvater von zwei Kindern und seit über drei Jahrzehnten in der Außenpolitik erfahren, trifft damit genau den richtigen Ton. Anders als Präsident Biden, der bekannt dafür ist, sich mit spontanen Abweichungen vom Redemanuskript auch mal verbale Faux-Pas zu erlauben, gilt Blinken als Mann wohlüberlegter Worte und navigiert stets sicher auf dem internationalen Parkett. Eine Eigenschaft, die angesichts der globalen Konfliktlage von umso größerer Bedeutung ist.

Die eigene jüdische Identität in Israel zu thematisieren war für amerikanische Politiker übrigens nie selbstverständlich. Der erste jüdische Außenminister Henry Kissinger, der während des Yom-Kippur-Krieges 1973 ebenfalls nach Israel reiste, hielt mit seinem persönlichen Hintergrund eher hinterm Berg, um die arabische Seite nicht zu verstimmen. Ganz anders verhält sich Blinken nun 50 Jahre später. Die israelische Führung, die im Westen nicht nur uneingeschränkte Solidarität erfährt, dürfte es ihm danken.

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