Warum hier und nicht in Deutschland?

Priesterweihe in Frankreich. Für die Familien der Neupriester war die Liturgie ein beeindruckendes Erlebnis

Quelle
Geschichte der Gemeinschaft – Communauté Saint-Martin (communautesaintmartin.org)
Priesterweihe der Petrusbruderschaft in Ottobeuren
Historische Kirche in Frankreich durch Brand schwer beschädigt
St. Martin

Am Hochfest der Geburt des heiligen Johannes des Täufers wurde mein Bruder für die französische Priestergemeinschaft Saint-Martin zum Priester geweiht.

Es war ein unbegreiflich schönes Ereignis für meine Familie und für meinen Bruder: Er hat sich und sein Leben vollkommen dem Dienst an unserem Herrn und seiner Kirche hingegeben.

Schon die Diakonenweihe im vergangenen Jahr hatte uns mir ihren Eindrücken förmlich erschlagen. Auch dieser Festtag hat uns nicht enttäuscht: In der aus allen Nähten platzenden, typisch gotischen französischen Basilika in Évron erklingen lateinische Heilig-Geist-Lieder. Selbst zum Ende des Einzugsliedes sehen wir den Weihespender noch nicht, denn ein Großteil der Priestergemeinschaft ist zu diesem Anlass gekommen. Im Chorraum sitzen weitaus mehr junge als nicht mehr ganz so junge Priester Schulter an Schulter: Auch hier fehlt es an Platz. Die meisten von ihnen – es sind bestimmt über 100 – tragen einheitlich schlichte Messgewänder, die Hauptzelebranten natürlich ausgenommen.

Der Sinn für Schönheit und Andacht ist selbst im Detailreichtum des Festschmuckes zu erkennen. Auf jeder einzelnen Altarkerze wurde händisch die gemeinschaftseigene Abbildung des heilige Martin aufgebracht, gespiegelt an der Mitte des Altares schaut jeder von ihnen nach der Wandlung auf den erhobenen Heiland.

Der Mangel an Familiarität als Ursache oder Ergebnis

Die neu geweihten Priester der Gemeinschaft stehen als Konzelebranten in Purpurrot und Weiß um ihren Weihespender Jean-Pierre Batut, den Bischof von Blois an der Loire, der zur allgemeinen Überraschung seine Predigt zu Teilen in fast perfektem Deutsch hält. Später erfahren wir, dass er vor seiner Berufung Deutschlehrer war.

Unter den zehn neu geweihten Diakonen und den sieben Neupriestern stammen insgesamt drei aus Deutschland. Auch unter dem Seminaristen finden sich einige deutschsprachige, viele von ihnen haben zuvor Erfahrungen in deutschen Seminaren gemacht. Mir stellt sich die offensichtliche Frage: Wieso verlassen so viele ihr Heimatland, um, wie im Fall meines Bruders, 800 Kilometer entfernt in das priesterliche Leben hinein erzogen und ausgebildet zu werden? Vielleicht ist es das Familiäre der geistlichen Gemeinschaft, die auch ich dort bei jedem Besuch erfahren durfte. Ist der Mangel davon in Deutschland eine Ursache oder ein Ergebnis? Klar ist: Es mangelt.

Treue Bindung

Die letzten beiden Versprechen der Diakone vor ihrer Priesterweihe gelten dem Gehorsam gegenüber dem Bischof und ihrer Bindung an ihren Erlöser: “Seid ihr bereit euch Christus, dem Herrn, von Tag zu Tag enger zu verbinden und so zum Heil der Menschen für Gott zu leben?” “Oui, je le veux, avec le grâce de Dieu.” (“Ja, mit der Gnade Gottes bin ich bereit”). Er ist es, der sie mit einem heiligen Ruf gerufen hat, nicht aufgrund ihrer Taten, sondern aus eigenem Entschluss und aus genau dieser Gnade, die uns schon vor ewigen Zeiten in Christus Jesus geschenkt wurde (2Tim 1,9).

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Johannes Moussong
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