20. April – Sel. Jakub Anastasius Pankiewicz

Jakub Pankiewic gehört zu den 108 Märtyrern des Zweiten Weltkriegs, die von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999 in Warschau seliggesprochen wurden

Quelle
Sel. Bronislaw Kostkowski

20.04.2023 – Claudia Kock

An der Donau bei Linz liegt das Renaissanceschloss Hartheim, das seit Beginn des 20. Jahrhunderts als Pflegeanstalt für geistig behinderte Menschen diente. Von 1940 bis 1944 war in den Räumlichkeiten eine von sechs Euthanasieanstalten des nationalsozialistischen Regimes untergebracht. Fast 30.000 Menschen wurden hier ermordet, darunter zahlreiche körperlich und geistig behinderte sowie psychisch kranke Menschen, aber auch arbeitsunfähige Häftlinge aus Konzentrationslagern. Auf einem Transport vom Konzentrationslager Dachau nach Hartheim kam der Franziskaner Jakub Panciewicz auf grausame Weise ums Leben. Er gehört zu den 108 Märtyrern des Zweiten Weltkriegs, die von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999 in Warschau seliggesprochen wurden. Über sein genaues Todesdatum herrscht Uneinigkeit: Während die Märtyrerliste von Dachau den 20. Mai angibt, fällt sein Gedenktag nach dem “Martyrologium Romanum” auf den 20. April.

Klostergründung in Lodz

Jakub Pankiewicz wurde am 9. Juli 1882 in einer Bauernfamilie in Nowotaniec im äußersten Südosten Polens geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Sanok und Lwiw trat er am 1. Februar 1900 mit 17 Jahren in den Franziskanerorden ein, wo er vier Jahre später die Ordensprofess ablegte und den Namen “Anastasius” erhielt. Nach der Priesterweihe am 1. Juli 1906 war er zunächst als Prediger und Beichtvater, als Novizenmeister und in der Ordensausbildung tätig und anschließend als Kaplan für die Franziskanerinnen und als Administrator in einer Pfarrei. Im Ersten Weltkrieg diente er als Militärseelsorger für polnische Soldaten in Ungarn.

Ab 1919 war Pater Pankiewicz Prior des Klosters in Krakau, von wo aus er das Projekt einer Gründung in Lodz verfolgte, die er 1930 verwirklichte: Mit Hilfe von Spenden polnischer Katholiken in Kanada erwarb er in einem Armenviertel der Stadt ein Stück Land, wo ein Kloster, eine Kirche und eine Schule entstanden, in der mittellose Kinder und Jugendliche kostenlos unterrichtet wurden. Gleichzeitig half Pater Pankiewicz drei polnischen Frauen bei der Gründung einer franziskanisch inspirierten Gemeinschaft, aus der sich die Kongregation der “Antonius-Schwestern von Christus, dem König” entwickelte. Sie wurde 1959 approbiert und ist bis heute in Polen tätig, vor allem im Bereich des Lebensschutzes.

Dem Deutschen Reich einverleibt

Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde Lodz, das ein großes Industriegebiet besaß, als Teil des “Reichsgaus Wartheland” dem Deutschen Reich einverleibt, und die Franziskaner wurden aufgefordert, den Ort zu verlassen. Als Pater Pankiewicz sich weigerte, wurde er am 2. Februar 1940 zusammen mit weiteren Mitbrüdern aus dem Kloster vertrieben und fand Zuflucht beim Friedhofsleiter, der ihn in seine Wohnung aufnahm. So feierte er in der Friedhofskapelle weiterhin die Sonntagsmesse für die Gläubigen.

Anfang April 1940 wurde Pater Pankiewicz verhaftet, aber nach knapp drei Wochen wieder freigelassen. Er ließ sich davon nicht einschüchtern, sondern feierte weiterhin am Friedhof die Messe und kümmerte sich um die Seelsorge.

Nicht mehr arbeitsfähig eingestuft

Im Oktober 1941 wurde er erneut festgenommen und zusammen mit anderen Priestern in das Konzentrationslager Dachau transportiert. Hier wurde der mittlerweile 61-Jährige nach einem harten Winter am 18. Mai 1942 als “nicht mehr arbeitsfähig” eingestuft und zusammen mit 60 weiteren “Invaliden” in einen Lastwagen verfrachtet, der sie nach Hartheim bringen sollte, um dort vergast zu werden. Dabei geschah etwas, das ein Zeuge später folgendermaßen beschrieb: “Beim Einsteigen in das Transportauto streckte er seine Hände aus, um einem Mithäftling zu helfen. Die SS-Männer schlugen in diesem Moment mit Gewalt die eiserne Autotüre zu, und dabei wurden beide Hände des Priesters abgeschlagen. Er starb auf diesem Transport. Das Todesdatum wird in verschiedenen Quellen unterschiedlich angegeben.”

Schloss Hartheim ist seit 2003 eine Gedenkstätte. Dort befindet sich auch ein Friedhof, auf dem die Asche und weitere Überreste der Ermordeten beigesetzt sind.

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