Liebe will gelernt sein

Die internationale katholische “Good love”-Stiftung sammelt und propagiert Programme zur Sexualerziehung auf Grundlage des christlichen Menschenbildes

Quelle
TeenSTAR.ch
Jesus & Gender – david-brunner.de
Das unheilvolle  Erbe Kentlers

14.04.2023

Cornelia Huber

Eltern und andere Erziehungsverantwortliche bei einer verantwortungsvollen Sexualerziehung zu unterstützen, ist das Anliegen der Goodlove Foundation. “Wir hoffen, dass die Stiftung ein wirksamer Weg sein kann, um Familien bei der christlichen Erziehung ihrer Kinder unter uneingeschränkter Achtung der christlichen Anthropologie und der Lehre der Kirche zu helfen”, so würdigt das römische Dikasterium für Laien, Familie und Leben die neue Laien-Initiative.

Goodlove geht auf das nachsynodale Schreiben Amoris Laetitia (“Die Freude der Liebe”) aus dem Jahr 2016 zurück, wie der spanische Präsident der Goodlove-Foundation, Antonio Crespo, der “Tagespost” erläutert. “Als Vater von sechs Söhnen interessiert mich das Thema der Sexualerziehung und Gefühlsbildung besonders. Mit meiner Frau bin ich seit langem in der Familienpastoral engagiert und wir haben zusammen mit der Spanischen Bischofskonferenz ein entsprechendes Programm entwickelt”, erzählt Crespo. Schließlich wurde das Ehepaar 2017 gemeinsam mit mehr als 25 Experten aus der ganzen Welt vom Dikasterium für Laien, Familie und Leben zu einem Austausch über die päpstlichen Anregungen aus Amoris Laetitia in den Vatikan eingeladen. In Amoris Laetitia beschreibt der Papst die Familie als “Ort des Schutzes, der Begleitung, der Führung” und als eine “erste Schule der menschlichen Werte, wo man den rechten Gebrauch der Freiheit lernt.”

Liebe und Sexualität gehören zusammen

Die Sexualerziehung ordnet Papst Franziskus in den “Rahmen einer Erziehung zur Liebe, zum gegenseitigen Sich-Schenken” ein. Sie solle ein Schamgefühl fördern als eine “natürliche Verteidigung des Menschen, der seine Innerlichkeit schützt und vermeidet, zu einem bloßen Objekt zu werden”, und zur “Wertschätzung des eigenen Körpers in seiner Weiblichkeit oder Männlichkeit” beitragen, “um in der Begegnung mit dem anderen Geschlecht sich selbst zu erkennen”.

In der Folge des Experten-Treffens kam es zur Gründung von Goodlove. Ein Meilenstein war der Start der Plattform www.goodlove.org auf dem Weltfamilientreffen im letzten Jahr, die das Ehepaar Crespo in Rom präsentierte. Dabei sagte das Ehepaar, die heutige Sexualerziehung werde vielfach als eine technische Angelegenheit betrachtet, aber “die Erziehung zur Sexualität darf nicht ohne Erziehung zur Liebe geschehen”.

Programme aus zehn Ländern

Auf der Plattform werden nun Programme aus zehn Ländern, beispielsweise Peru, Venezuela und Chile, aber auch Kenia, Frankreich und Deutschland empfohlen. Goodlove freut sich über weitere Programme, die dem Netzwerk beitreten möchten, ebenso wie über weitere Freiwillige und Spenden zur finanziellen Unterstützung.

Die Überprüfung der Programme durch ein internationales Experten-Gremium stellt sicher, dass die Programme die Kriterien von Goodlove erfüllen: “Eltern und junge Leute bei der Sexualerziehung unterstützen, in Übereinstimmung mit der katholischen Lehre”, so Crespo. Das große Ziel der Initiative: “dass junge Menschen ihre Berufung zur Liebe erkennen”. Deswegen hat Goodlove als Logo das Unendlichkeitszeichen ausgewählt. Es steht für die Eigenschaften wahrer Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, eine lebenslange, komplementäre und absolute Beziehung.

Den Weg dahin beschreiten die Programme in unterschiedlicher Weise. So vermittelt “alive to the world” Werteerziehung vom Kindergarten bis zum Schulabschluss. Die Buchreihe “Leben, lieben, lernen” bietet eine ganzheitliche Bildung, die Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis achtzehn Jahren in ihrer körperlichen, seelischen und geistigen Dimension wertschätzt. Ein Schwerpunkt liegt auf der Bedeutung des verantwortungsvollen Umgangs mit sich selbst und anderen. Ziel der Buchreihe ist es, dass Kinder und Jugendliche lernen, Beziehungen erfolgreich zu leben und emotionale Gesundheit und psychologische Reife erwerben. Auch eine Sexualerziehung, die Körper, Geist und Seele verbindet, ist Bestandteil des Programms.

Kindern und Jugendlichen Werte vermitteln

Mit einer Unterrichtsstunde pro Woche ist das Programm geeignet zum Einsatz in der Schule, etwa im Religionsunterricht oder konfessionsneutralen Ethikunterricht, oder in freiwilligen Kursen der offenen Ganztagsschule sowie in Kinder- und Jugendgruppen. Auch zu Hause können Eltern, Paten und Großeltern den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen Werte nahebringen, die vielleicht an anderer Stelle nicht gelehrt werden.

Die Buchreihe schildert eine kontinuierliche Geschichte über eine vielfältige Gruppe von Charakteren, die mit den Schülern groß werden. Durchhaltevermögen, Resilienz, Teamfähigkeit, Fairness, Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Selbstdisziplin und Empathie – und wie diese Eigenschaften erreicht werden können – werden in der Sprache der jeweiligen Altersgruppe dargestellt.

Die komplette Serie von dreizehn Bänden ist in spanischer und englischer Sprache erhältlich. Auf Deutsch gibt der Verein Wertevollwachsen e.V. derzeit sieben Bände der Reihe heraus. Diese sind auch auf der digitalen Lernplattform www.blinklearning.com zu finden. Der Vorteil daran: zusätzliche interaktive Übungen für die Schüler sowie die Möglichkeit der Lernzielkontrolle oder der Ergänzung durch selbstgewählte Schwerpunkte oder Inhalte für die Lehrer. Bei Evaluationen der spanischen Version der Buchreihe wurden positive Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein der Schüler und den Klassenzusammenhalt bei Grundschülern in Mexiko und Peru sowie Mittelstufenschülern in Peru und Venezuela festgestellt, wie der Verein Wertevollwachsen in der Beschreibung des pädagogischen Konzepts hervorhebt.

Sexualität und Sinn des Lebens

Einen etwas anderen Akzent setzt das französische Programm “Grammaire de la vie”. In einem dreitägigen Kurs für Eltern, Lehrer, Katecheten, pastorale Betreuer, Priester und Erzieher beschäftigen sich die Teilnehmer mit der “Grammatik des Lebens für eine ganzheitliche Ökologie” und erfahren, wie sie die 2015 veröffentlichte Umwelt-Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus in das eigene Leben integrieren können. Auf der Grundlage einer ganzheitlichen Anthropologie zur Liebe und zur Selbsthingabe zu erziehen ist Inhalt des 2016 ins Leben gerufenen Ausbildungskurses.

“Der Ausbildungsweg beantwortet klar die großen Fragen der Männer und Frauen unserer Zeit auf einfache Weise, in Form einer Meditation, eines Weges, der christlichen Vision der Umweltökologie und des Menschen. Es ist eine ausgezeichnete Grundlage für die pastorale Tätigkeit bei Ehepaaren und Jugendlichen”, schreibt Kardinal Robert Sarah im Vorwort des Kleinen Handbuchs zur Ökologie des Menschen. Konkret bietet der Ausbildungsgang Antworten auf folgende Fragen: Was ist der Sinn meines Körpers? Wie kann man seinen Körper lieben? Haben meine Wünsche einen Sinn? Wie kann ich meine Triebe verstehen? Ist dauerhafte Liebe möglich? Was ist der Sinn meines Lebens?

Anwendbare Pädagogik

“Grammaire de la vie” richtet sich zunächst an Erwachsene. Im Anschluss können die Teilnehmer die Pädagogik ganz oder teilweise dort anwenden, wo sie tätig sind: in der Familie, in der Schule, bei Jugendgruppen, in den Pfarreien oder bei der Ehevorbereitung. Eltern gibt der Kurs Werkzeuge an die Hand, um ihre Kinder für die Ökologie des Menschen zu sensibilisieren, denn “die Familie ist unsere erste Ökologie”, der “Ort des Lernens der Grammatik des Lebens”, wie “Grammaire de la vie” formuliert.

“Es ist eine positive, einfache und fortschreitende Pädagogik, die die nach Sinn dürstenden Jugendlichen erreicht”, meint eine Jugendgruppenleiterin zu dem Programm. Andere Teilnehmer äußerten: “Ich heirate nicht nur, weil ich sie liebe… sondern auch, weil ich mich dafür entscheiden will, zu lieben.” sowie “Zu lernen, sich um den anderen zu kümmern, ist eine Quelle der Freude.”

Orientierung in der Persönlichkeitsentwicklung

Auch TeenSTAR (Sexuality Teaching in the Context of Adult Responsibility) gibt jungen Menschen Orientierung im Bereich Persönlichkeitsentwicklung, Freundschaft, Liebe und Sexualität. Von der österreichischen Gynäkologin Hanna Klaus ins Leben gerufen, ist das Programm aktuell in fast 30 Ländern aktiv, in Deutschland steht in Kürze der fünfzehnte Jahrestag bevor. TeenSTAR berücksichtigt die aktuellen Erkenntnisse der Humanmedizin, Soziologie, Entwicklungspsychologie, Neurobiologie und Pädagogik und behandelt die sechs Aspekte Körper, Gefühle, Verstand, Beziehung, Umfeld und Seele/Geist.

In Kursen und Workshops beschäftigen sich Kinder und Jugendliche mit Themen wie Selbstwert und Selbstannahme, dem Verhalten der Geschlechter zueinander oder “Nein” sagen lernen. TeenSTAR geht von einer positiven Sichtweise des Körpers und der Beobachtung der eigenen Fruchtbarkeit aus. So können Reifungsschritte altersgemäß verstanden und leichter in die Gesamtpersönlichkeit integriert werden. Ziel ist es, dass die jungen Menschen zu ihrer geschlechtlichen Identität und einem verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Sexualität finden und ihre Liebes? und Beziehungsfähigkeit reift.

Selbstannahme und Verantwortung

Die Kurse werden über einen längeren Zeitraum altersdifferenziert für Jugendliche ab 12 Jahren angeboten. Hier bleibt genügend Zeit, das neue Wissen im Bereich Fruchtbarkeit und Sexualität zu verarbeiten und den eigenen Standpunkt zu entwickeln. Die Jugendlichen werden ermutigt, sich für den Prozess ihrer persönlichen Entwicklung Zeit zu lassen. “Ich fühle mich jetzt sicherer und weiß besser, was ich will”, bestätigt die siebzehnjährige Lisa auf einem Info-Flyer der Organisation. Viel Zeit ist für Fragen und Diskussionen in der Kursgruppe vorgesehen. In diesem geschützten Raum entwickeln die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Werte und Lebensziele. Dabei wird eine wertschätzende Sprache über Sexualität eingeübt. “Ich fand es super, dass wir einfach alles fragen konnten und die Leiter uns ernst nahmen”, wird Christoph (vierzehn Jahre alt) auf dem Flyer zitiert.

Und auch das Erziehungsrecht der Eltern wird bei TeenSTAR ernst genommen: Vor allen Kursen und Workshops findet ein Elternabend statt, auf dem die Erziehungsberechtigten umfassend informiert werden. Nur mit ihrem Einverständnis können ihre Kinder an den schulischen oder außerschulischen Angeboten des Vereins teilnehmen.

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