Kardinal Kurt Koch: So geht echte Ökumene
Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, hat erneut dazu aufgerufen, in den Bemühungen um eine echte Ökumene nicht nachzulassen
Quelle
Kardinal Kurt Koch (280)
Von Rudolf Gehrig
Heiligenkreuz, 2. Oktober 2020 (CNA Deutsch)
Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, hat erneut dazu aufgerufen, in den Bemühungen um eine echte Ökumene nicht nachzulassen. Koch betonte, dass das eigentliche Ziel der Ökumene – die Einheit in der Eucharistie – der “zweifellos heikelste Punkt” sei. Doch dies wie auch die echte Einheit der Kirche könne nur dann geschehen, wenn eine generelle Umkehr stattfinde, so der Schweizer Kurienkardinal.
Kardinal Koch sprach am Donnerstagabend an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz im Wienerwald zum 25. Jahrestag der Ökumene-Enzyklika “Ut unum sint” des heiligen Papstes Johannes Paul II. In seinem Vortrag, den der katholische Fernsehsender EWTN.TV live übertragen hatte, würdigte Koch das Engagement des mittlerweile heiliggesprochenen Papstes für die Einheit der Christen.
Johannes Paul II.: Ökumene als Verpflichtung
Johannes Paul II. habe in den Spaltungen in der Christenheit “das schwerste Hindernis für die Verkündigung des Evangeliums” gesehen, sagte Koch. Daher verstehe es sich von selbst, “dass das ökumenische Bemühen mit einer missionarischen Sichtweise verbunden sein muss”. Der Kardinal erinnerte an die Worte Jesu, der um die Einheit seiner Jünger gebete hatte, “damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast” (Joh 17,21).
Koch hob die Bedeutung der Enzyklika “Ut unum sint” hervor, in der noch einmal “unmissverständlich betont” wurde, dass die Entscheidung der Kirche zur Ökumene unwideruflich sei. Er zitierte dabei aus dem Schreiben:
“Mit dem II. Vatikanischen Konzil hat sich die katholische Kirche unumkehrbar dazu verpflichtet, den Weg der Suche nach der Ökumene einzuschlagen und damit auf den Geist des Herrn zu hören, der uns lehrt, aufmerksam die ‘Zeichen der Zeit’ zu lesen.”
Diese “ekklesiologische Rechtsverpflichtung zur Ökumene” (Koch) ist sogar im Kirchenrecht “Codex Iuris Canonici” (CIC) verankert. Unter Canon 755 heisst es wörtlich:
“Aufgabe des ganzen Bischofskollegiums und besonders des Apostolischen Stuhls ist es, die ökumenische Bewegung bei den Katholiken zu pflegen und zu leiten; Ziel der ökumenischen Bewegung ist die Wiederherstellung der Einheit unter allen Christen; sie zu fördern, ist die Kirche kraft des Willens Christi gehalten.” (CIC, can. 755 §1)
Die Ökumenebewegung als “Gebetsbewegung”
Papst Johannes Paul II. hat in seiner Ökumene-Enzyklika zu einem “Dialog der Bekehrung” aufgerufen. Eine Einheit sei nur dann möglich, wenn “wir gemeinsam zu Jesus Christus umkehren”, wiederholte Kardinal Koch in seinem Vortrag das Anliegen des Papstes. Vor der Bekehrung der Anderen müsse immer zuerst die eigene Bekehrung stehen und die Bereitschaft “am Evangelium Jesu Christi Mass zu nehmen”.
Die glaubwürdigsten Zeugen seien die Märtyrer, so Koch. Dazu gehören auch jene Christen, die – obwohl sie “nicht in voller Gemeinschaft mit der Katholischen Kirche” standen – “ihren Glauben an Jesus Christus mit ihrer ganzen Existenz bis zum letzten Blutstropfen bezeugt haben”. Man könne deshalb von einer “Ökumene der Märtyrer” sprechen.
Damit es wieder zu einer Vereinigung der getrennten Christenheit kommen könne, brauche es vor allem Gebet. “Wir Christen können Spaltungen produzieren; dies zeigen die Geschichte und auch die Gegenwart”, sagte Kardinal Koch. Die Einheit könne sich die Kirche dagegen “nur vom Heiligen Geist schenken lassen”. Koch wörtlich:
“Die Ökumenische Bewegung ist von allem Anfang an eine Gebetsbewegung, eine Umkehrbewegung und eine Missionsbewegung gewesen. Diese drei Bewegungen haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Ökumenische Bewegung in den vergangenen Jahrzehnten voranschreiten konnte. Diese drei Bewegungen müssen auch in Zukunft lebendig bleiben, wenn die Ökumenische Bewegung jenen Herausforderungen begegnen will, vor denen sie heute steht.”
Der “heikelste Punkt” der Ökumene
Bereits in der Enzyklika “Ut unum sind” ist davon die Rede, wie lange der Weg sei, “der uns noch von jenem segensreichen Tag trennt, an dem die volle Einheit im Glauben erreicht sein wird und wir einträchtig miteinander die heilige Eucharistie des Herrn feiern können”.
Die Erreichung dieses Zieles sei der “zweifellos heikelste Punkt in der ökumenischen Situation”, so Kardinal Koch. Erst kürzlich hatte der “Ökumene-Minister” des Vatikans den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, für einen Vorstoss in Richtung “Mahlgemeinschaft” (Interkommunion) stark kritisiert (CNA Deutsch hat berichtet).
Koch bedauert, dass es keinen “wirklich tragfähigen Konsens” über das Ziel der ökumenischen Bewegung gebe. Es habe zwar “erfreuliche und weitgehende Konsense über viele strittige Einzelfragen des Glaubensverständnisses” gegeben, doch die teils zu unterschiedlichen “ökumenischen Zielvorstellungen” erschwerten weitere Schritte auf dem Weg zur endgültigen Einheit.
Die Eucharistie und das Papsttum
Nicht nur die katholische Lehre von der Eucharistie unterscheidet sich teilweise stark von den Aufassungen in anderen Denominationen. Auch der Primat des Papstes (die Auffassung, dass der Papst als Stellvertreter Christi die Christenheit führt) ist für viele christliche Gemeinschaften ein Hindernis für die Einheit. Kardinal Koch erinnert dabei an die Worte Johannes Pauls II. aus “Ut unum sint”, mit denen er anregt, als Kirche eine Form der Primatsausführung zu finden, “die zwar keineswegs auf das Wesentliche ihrer Sendung verzichtet, sich aber einer neuen Situation öffnet”.
Gleichzeitig erinnert Koch an die Zusammengehörigkeit von Primat des Bischofs von Rom und der Eucharistie. Um die “volle und sichtbare Gemeinschaft” in der Eucharistie zu erhalten, sei die Verbundenheit der verschiedenen Teilkirchen und der Bischöfe mit der Kirche von Rom und dem Papst ein “grundlegendes Erfordernis“, wie es in der Enzyklika von Johannes Paul II. heisst. Der Bischof von Rom – also der amtierende Papst – habe nach den Worten des heiligen Ignatius von Antiochien immer den “Vorsitz der Liebe”. Koch wörtlich:
“Da die Katholische Kirche den petrinischen Dienst des Bischofs von Rom als ein großes Geschenk betrachtet, das sie von Christus erhalten hat, das sie aber nicht für sich behalten darf, sondern in ökumenischer Gemeinschaft mit der ganzen Christenheit teilen möchte, muss ihr in Gemeinschaft mit Papst Johannes Paul II. in besonderer Weise daran gelegen sein, dass der Bischof von Rom als Promotor der ökumenischen Verständigung und Garant der Einheit der Kirche von den anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften so verstanden und angenommen werden kann.”
Letztlich stehe der Primat des Papstes “im Dienst der eucharistischen Einheit der Kirche” und trage dafür Sorge, dass die Kirche “immer wieder von der Eucharistie her Mass nimmt”, so Kurienkardinal Kurt Koch.
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