Licht bringen in die Dunkelheiten
Ich wünsche mir das normale Leben zurück, so und ähnlich lauten viele Überschriften in Medien
Veröffentlicht am 16. Mai 2020 von Hubert Gindert
Ich wünsche mir das normale Leben zurück, so und ähnlich lauten viele Überschriften in Medien. Sie drücken die Sehnsucht nach dem Zustand vor der Corona-Pandemie aus. Um das zu erreichen, werden viele Schwierigkeiten in Kauf genommen, selbst Einschränkungen von Grundrechten.
Rückkehr zur „Normalität“ führt in die Vergangenheit zurück. Selbstverständlich sind Sicherung der Arbeitsplätze, Öffnung von Schulen und Kitas, Gaststätten, das Wiederaufleben von Sportveranstaltungen usw. berechtigte Interessen. Was bei diesen Überlegungen fehlt sind Fragen, was zur Corona-Krise geführt oder beigetragen hat.
Bischof Voderholzer hat in seiner Osterpredigt zu Recht gefragt: „Kann es nach der Pandemie ein folgenloses, weiter wie bisher“ geben? Er antwortete: „Das wird es nicht geben und darf es auch nicht geben. Zu gewaltig ist der Einschnitt, die Lektion, die der gesamten Menschheit erteilt wird“. Warum? Wenn die Menschen ihren Lebensstil nicht ändern, dann ist eine neue Katastrophe vorprogrammiert. Denn, so Voderholzer, „die Pandemie und ihre Auswirkungen sind die Folge einer Kette von Schuld und menschlichem Versagen, in der sich menschliche Hybris, Stolz, Leichtsinn und Profitgier zu einer unheilvollen Allianz verbinden“. Der Bischof zitierte einen Satz aus der Predigt von Papst Franziskus vom 27. März: „Wir haben“ – trotz allem – „unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden“.
Die Frage, die viele bewegt, die noch an die Existenz Gottes glauben ob Gott die Menschen mit der Pandemie bestraft, beantwortete der Bischof zielorientiert mit einer Gegenfrage: „Ist es nicht vielmehr so, dass wir uns selbst bestrafen, wenn wir uns nicht an den Lebensweisen Gottes orientieren? Wer sündigt, ist der Feind seines eigenen Lebens“.
Wir wissen, wer die Götzen einer säkularen Gesellschaft sind, die Gott missachten: Die Freiheit von jeder Bindung, sein zu wollen wie Gott.
Bischof Voderholzer verdeutlicht seine Feststellung mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 16. März 2020. Die absolute Autonomie des Menschen bis hin zum selbstbestimmten Tod, war der eigentliche Grund dieser Entscheidung. Damit wurde das bisherige Gebot der organisierten Beihilfe zum Suizid aufgehoben. Auf welch wackligen Füssen dieses Urteil des BVerfGs steht, kommt darin zum Ausdruck, dass vier Wochen danach wesentliche Grundrechte wie Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Reisefreiheit etc. vom Staat in einem Ausmass ausser Kraft gesetzt wurden, dass der frühere Präsident des BVerfGs, Prof. für Staatsrecht Hans-Jürgen Papier, eine „Erosion des Rechtsstaates“ sieht, falls die „extremen Eingriffe in die Freiheit aller noch lange dauern sollten“ (kath.net, 2.4.2020).
In einer säkularen Gesellschaft zählen viele Kirchen nicht zur „Grundversorgung“. Im veröffentlichten gesellschaftlichen Bewusstsein kommt Gott nicht vor.
In seiner Predigt forderte Bischof Voderholzer: Die „Zeit der Corona-Pandemie muss auch zur Zeit der Gewissenserforschung werden! Der Bischof wird konkret: „Das fängt an bei der Achtung der Positivität der Geschlechterdifferenz des Menschen, der von Gott als Mann und Frau geschaffen wurde. Hierher gehören alle Themen des Lebensschutzes an seinem Beginn und in Alter und Hinfälligkeit. Das hat Konsequenzen für einen ehrfurchtsvollen Umgang mit der Weitergabe des Lebens, Stichwort Fortpflanzungsmedizin. Mehr Achtung vor der Wirklichkeit von Vaterschaft und Mutterschaft“. Schliesslich fordert Voderholzer „eine neue zeitgemässe Formulierung einer Naturrechtslehre, die ausgeht von einer grösseren Wahrnehmung und Wertschätzung des von der Schöpfung Vorgegebenen“ – eine Ökologie für den Menschen. Damit stehen wir vor unserer Aufgabe!
Bischof Voderholzer erinnerte uns an den Kolosserbrief, österliche Menschen „suchen, was droben ist und von dorther Licht bringen in die Dunkelheiten unserer Gegenwart“. Sind wir dazu bereit?
Wir sollten nicht warten, bis eine Mehrheit im Parlament-von sich aus-die Abtreibungsregelung ändert, die „Ehe für Alle“ kippt, die Genderideologie als „Querschnittsaufgabe“ aus dem Verkehr zieht, oder die „Aktive Sterbehilfe“ aufhebt. Wozu wir aber beitragen können, ist, dass diese Irrwege für Korrekturen offen werden, indem das Gewissen der Menschen wachgerüttelt wird: Durch Gebet, finanzielle Hilfen und durch persönliche Teilnahme an Veranstaltungen und Demos, die ein neues Bewusstsein schaffen. Wir sollten uns dem nicht entziehen, indem wir sagen „das ist nicht unser Charisma“. Heute gilt es Notwendiges vom weniger Notwendigen zu unterscheiden und „Licht in die Dunkelheiten unserer Gegenwart zu tragen“!
Schreibe einen Kommentar