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Pakistan: Muslime helfen beim Bau einer Marienkapelle

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Pakistan: Muslime helfen beim Bau einer Marienkapelle

In der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Gujranwala in Pakistan leben nur um die 50 christliche Familien, die grosse Mehrheit der Einwohner sind Muslime. Im Stadtviertel Butranwali greifen neuerdings Muslime ihren christlichen Nachbarn beim Bau einer Kapelle unter die Arme. Zarte Wurzeln der Freundschaft haben sich gebildet, an einem Ort, der noch vor wenigen Jahren Schauplatz von Spannungen war.

Anne Preckel / Andrea De Angelis – Vatikanstadt

„Den Beitrag unserer muslimischen Nachbarn für dieses heilige Unterfangen werden wir nie vergessen!“ Mit diesen Worten verleiht Pater Samran Anwar, Pfarrer der örtlichen St. Josef-Gemeinde, gegenüber Radio Vatikan seiner Freude über die interreligiöse Unterstützung Ausdruck.

Der Bau der Kapelle ist seit ein paar Wochen in Gang; die neue Gebetsstätte soll der Heiligen Jungfrau Maria geweiht werden. Der Umbau vorhandener Bausubstanz ist mit Kosten verbunden, und einen Teil davon übernimmt die muslimische Seite.

Die Geste sei „ein Beispiel wahrer Liebe und Geschwisterlichkeit“, freut sich Pater Samran. Er selbst konnte im vergangenen November bei der Grundsteinlegung der Kapelle assistieren.

„Ein Beispiel wahrer Liebe und Geschwisterlichkeit“

Gujranwala liegt 80 Kilometer nördlich von Lahore, der Provinzhauptstadt von Punjab. Was den Umgang mit religiösen Minderheiten betrifft, kamen von dort bis vor kurzem eher unschöne Nachrichten: Die Rede war von Spannungen im Verhältnis der Religionen und von der Verfolgung von Christen und anderen religiösen Minderheiten. Die Schenkung an die St. Josef-Gemeinde von Butranwali spricht dagegen eine andere Sprache:

„Das ist eine extrem positive und symbolische Geste. Sie gibt den Christen im ganzen Land Hoffnung“, urteilt Professor Mobeen Shahid im Interview mit Radio Vatikan. Er lehrt islamisches Denken und Religion an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom, hat zahlreicher Bücher über Pakistan verfasst und beobachtet das Verhältnis von Muslimen und Christen in Pakistan schon länger.

Vor 7 Jahren gab es noch Zusammenstösse

Vor sieben Jahren gab es im Stadtviertel Butranwali noch „Zusammenstösse zwischen jungen Christen und ansässigen Muslimen mit Verletzten“, berichtet Shahid. Das habe sich in den vergangenen Jahren zum Glück geändert. Zu verdanken sei dies unter anderem dem Ortspfarrer, der junge Gläubige ins Gespräch gebracht und sich dabei auch darum bemüht habe, Behörden und Institutionen einzubeziehen. Die Früchte dieser Dialog- und Friedensarbeit würden also langsam sichtbar, so Shahid.

„In dieser speziellen Region ist die Kirche besonders lebendig. Es gibt eine neue Gemeinde, die soeben eingerichtet wurde und die dem heiligen Franz von Assisi gewidmet ist. Und wo es vor sieben Jahren noch Zusammenstösse gab, konnten dank dem Ortspfarrer Dialog und Begegnung zwischen eben jenen Jugendlichen aufgebaut werden und auch zwischen der örtlichen Politik und den Religionsvertretern.“

Interreligiöse Cricket-Partien

Verständigung an der Basis sei dabei oft im Alltag möglich, betont Shahid: Das Bemühen um den interreligiösen Dialog speise sich „auch aus einfachen Gelegenheiten, die man vor Ort schaffen kann“. So habe es etwa Cricket-Partien mit jungen Christen und Muslimen gegeben – dieser Sport begeistert in Pakistan alle gleichermassen.

Wie hoch die Geldspritze von muslimischer Seite für die neue Kapelle war, gibt der Ortspfarrer nicht an. Auch wenn sie zum Abschluss des Kappellenbaus nicht ausreichen wird, freut sich Pater Samran Anwar einfach über diesen Griff unter die Arme, den noch vor wenigen Jahren kaum jemand in Gujranwala für möglich gehalten hätte.

In Lahore gibt es derzeit 27 christliche Gemeinden. Die Gemeinde des heiligen Josef in Gujranwala ist ein historisch bedeutendes Zentrum des Christentums in Ostpakistan und eine der ältesten in Lahore: Die Kirche wurde 1953 von belgischen Kapuziner-Missionaren errichtet.

vatican news – pr,21. Februar 2020

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