16. Sonntag im Jahreskreis C (21.07.2019)

In heiliger Gastfreundschaft Gott selbst aufnehmen und empfangen

Quelle

L1: Gen 18,1-10a; L2: Kol 1,24-28; Ev: Lk 10,38-42

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Gastfreundschaft war für die Christen von Anfang an etwas ganz Wichtiges. Ja, wir müssen hinzufügen: Dies gilt für die orientalischen Völker ganz allgemein, gerade auch schon in früher Zeit, und vor allem für das Volk Israel, das sich in seinen heiligen Überlieferungen auf die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob zurückführt.

Die Lesung aus dem Buch Genesis erzählt uns von der Gastfreundlichkeit Abrahams. Er empfängt drei Männer, und in diesem Ereignis begegnet ihm Gott, der Herr. Nach orientalischer Sitte lässt Abraham seine Gäste reichlich bewirten und unterhält sich mit ihnen. Sara, seine Frau, hält sich im Hintergrund auf und zieht von dort aus die Fäden, um den Gästen ein gutes Mahl zu bereiten.

Beim Abschied dieser drei Gäste sagt ihr Sprecher am Schluss im Namen Gottes zu Abraham: „In einem Jahr komme ich wieder zu dir. Siehe, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben.“ (Gen 18,10a)

Diese ist eine einzigartige Verheißung, von der alles Übrige abhängen wird: Abraham ist hochbetagt, und Sara ist längst unfruchtbar. Wie wird Gott dieses Versprechen erfüllen? Die Heilige Schrift berichtet uns im weiteren Verlauf, dass Sara in dieser Zeit tatsächlich ein Kind bekommen hat: Isaak. Er ist der Träger der göttlichen Verheißungen. Abraham jedoch gilt für Juden und Christen als Vater im Glauben; er wird übrigens auch von den Muslimen unter dem Namen Ibrahim hoch verehrt.

Von der Gastfreundschaft handelt auch das Evangelium dieses Sonntags: Jesus selbst ist in Betanien zu Gast. Dort sind die drei Geschwister zu Hause, mit denen Jesus befreundet ist: Maria und Martha sowie Lazarus. Das Lukasevangelium stellt die Gastfreundschaft und die aufmerksame Sorge der Martha für Jesus dar. Warum erweist Martha Jesus eine solche Ehre, sodass sie ganz davon eingenommen ist, für ihn zu sorgen? Ihr Herz ist von Glaube und Liebe zu Gott erfüllt, und so erkennt sie in Jesus den von Gott dem Vater in diese Welt gesandten Erlöser.

Das Evangelium gewährt uns aber auch Einblick in einen Konflikt zwischen den beiden Schwestern Maria und Martha, der ausgerechnet aufgrund dieser Sorge der Martha für Jesus entsteht. Maria nämlich scheint sich um die Arbeit zu drücken und hört einfach den Worten zu, die Jesus sagt. Jesus wiederum hat Gefallen sowohl am Dienst der Martha als auch am aufmerksamen Zuhören von Maria, die seine Worte im Herzen aufnimmt und auf diese Weise ihren Glauben an Gott bekundet. Ist es da nicht kleinlich, wenn hier Martha einen Streit beginnt? Vordergründig hat sie ja Recht: sie allein macht die ganze Arbeit für Jesus. Aber darf nicht auch Maria sich dem Herrn auf ihre Weise widmen, indem sie ihm einfach zuhört und so die Worte Gottes im Herzen aufnimmt? Tatsächlich sagt Jesus, sie habe den guten Teil erwählt, also eine richtige Entscheidung getroffen. Keine der beiden Schwestern ist zu tadeln, und Jesus anerkennt sowohl die Mühen der Martha als auch die Bereitschaft der Maria, das Wort Gottes anzunehmen und es im Herzen zu bewahren.

Gäste sollen uns immer willkommen sein, nicht nur dann, wenn sie als Touristen etwas dafür bezahlen, dass sie hier wohnen können und verpflegt werden. In diesen Tagen findet in Spitz der Marillen-Kirtag statt; die Einheimischen bemühen sich, den Gästen die Köstlichkeiten des Ortes zu präsentieren. Viele sind im Einsatz. Was wirklich zählt, ist die persönliche Begegnung, der Austausch der Menschen von Du zu Du. Und wenn dies gelingt, dann ist in verborgener Weise auch Gott der Herr hier anwesend. In den Gästen dienen wir Christus dem Herrn. So ist es Abraham widerfahren, dass er auf diese Weise Gott begegnet ist, indem er drei Gäste empfangen hat. Und Maria und Martha haben Christus, den Sohn Gottes, persönlich aufgenommen.

Nehmen wir uns immer wieder Zeit füreinander und nehmen wir uns auch gemeinsam Zeit für Gott! Wenn wir ihm dienen und im Gebet die Gemeinschaft mit ihm suchen, dann gewinnt auch die Qualität unserer zwischenmenschlichen Beziehungen. Wenn wir auf das göttliche Wort in Aufmerksamkeit hören, dann werden auch unsere menschlichen Worte wieder inhaltsreicher und gewichtiger werden.

Der Dienst, den wir in liebevoller Weise dem Mitmenschen erweisen, öffne unsere Herzen für Christus, der auch bei uns zu Gast sein will im Wort und Sakrament. Amen.

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