Kirchweihfest Alpthal/SZ, 15. Juli 2017 – Homilie

Homilie von Bischof Vitus anlässlich des Kirchweihfests in Alpthal/SZ am 15. Juli 2017

Quelle
Christus Pantokrator  – Diverse Beiträge

Brüder und Schwestern im Herrn

„Ich glaube … an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“. So sprechen wir im grossen Glaubensbekenntnis. Ordentlicherweise ist es für die Sonntagsmesse vorgesehen, auch für Hochfeste. Heute, am Jahrestag der Kirchweihe, möchte ich den erwähnten Abschnitt kurz erläutern: „Ich glaube … an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“.
Wird mit dem Glauben an die Kirche von uns nicht etwas viel verlangt? Wie können wir diese Forderung einsichtig machen? Vor allem angesichts der vielen Kirchenaustritte? Kirchenaustritte sind oft Proteste. Proteste gegen korrupte Kirchenleute. Proteste gegen unbeliebte Personen. Proteste gegen Missbräuche. In einigen Fällen sind es auch Auswege aus dem Steuersystem. Manchmal sind sie Ausdruck der Gleichgültigkeit dem Glauben gegenüber. Gelegentlich ist es der Unglaube, welcher dazu veranlasst. So gibt es verschiedene Gründe, welche zu Kirchenaustritten führen. Aber immer geht es um die Kirche, eben auch um das Erbärmliche in der Kirche.

Sehr oft sind die Austritte auch eine Folge des mangelnden Glaubensverständnisses. In unserem Fall heisst das: Die meisten Getauften sind sich der vollen Bedeutung und Wirklichkeit der Kirche nicht bewusst. Sie verwechseln die Kirche mit einem Pfarrer, mit einer Person des kirchlichen Lebens, welche ihnen unsympathisch ist, mit unliebsamen, ja skandalösen Tagesgeschehnissen, welche von Kirchenleuten ausgehen. Deshalb stellt sich die Frage: Was ist die Kirche eigentlich? Dazu einige Hinweise.

Zunächst ist die Kirche ein Werk unseres Herrn. Dies ist die Grundlage für unseren Glauben an die Kirche. Jesus Christus hat die Kirche gewollt. Wer ein Jünger Jesu sein will, wird daher auch die Kirche als Werk unseres Herrn annehmen. Wir glauben an die Kirche, weil wir an Jesus glauben und weil wir fest davon überzeugt sind, dass Jesus mit und durch die Kirche sein Erlösungswerk vornimmt. Die Kirche ist das Werk Jesu für die Erlösten. In ihr sammelt Jesus die Erlösten. Deshalb ist es falsch, die Kirche mit irgendeiner Person oder einem Personenkreis gleichzusetzen. Wohl sammeln sich in der Kirche Menschen. Die Kirche ist gleichsam der geistige Raum, der die Menschen aufnimmt, welche zum Herrn gehören oder welche sich dem Herrn anschliessen möchten. Als Gemeinschaft tragen sie auch den Namen Kirche. Die Kirche ist aber, wie wir feststellten, zunächst der geistige Raum, der die Getauften aufnimmt. Die Kirche ist der Raum der Gnade. Deshalb lässt sich nicht sagen „ich bin die Kirche“ oder „wir sind die Kirche“. Man muss bescheiden sagen: Ich gehöre zur Kirche. Wir gehören zur Kirche. Wir gehören dazu durch die Taufe. Wir gehören dazu durch den Glauben. Wir dürfen am Leben der Kirche teilhaben und sind Glieder der Kirche.

Im Evangelium nennt Jesus nur zweimal die Kirche. Aber diese zwei Aussagen genügen, um zu verstehen, was Kirche in der Meinung von Jesus ist. Einmal spricht er davon im Zusammenhang mit dem Hirtenamt des Apostels Simon: „Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ (Mt 16,18). Jesus denkt an einen Bau, an ein Gebäude, an einen Raum. Das Amt des Apostels Simon wird zum Fundament für diesen geistigen Bau. Das Amt des Simon ist das Felsen-Amt. Simon soll durch sein Amt das Fundament der Kirche bilden. Dieses Amt ist heute gegenwärtig im Nachfolger des Apostels Simon, im Papst, dem Bischof von Rom. Auf diesem Fundament steht der geistige Bau der Kirche. Wer zur Kirche gehören will, kann sich diesem Fundament nicht entziehen. Er würde sich damit dem Herrn selber entziehen, welcher dieses Fundament gelegt hat. Die Kirche ist erbaut auf dem Amt der Gnade des heiligen Petrus.

Ein zweites Mal spricht Jesus von der Kirche im Zusammenhang mit der Zurechtweisung von fehlbaren Gliedern der Kirche: „Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir, damit die ganze Sache durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werde. Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Kirche (oft mit „Gemeinde“ übersetzt). Hört er aber auch auf die Kirche nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner“ (Mt 18,15-17). Hier sind mit dem Ausdruck Kirche jene Personen gemeint, welche eben die Kirche Jesu von ihrem Amt her vergegenwärtigen. Sie sind Träger der kirchlichen Autorität. In diesem Sinn haben es die Apostel und die Jünger verstanden. Schweres fehlerhaftes Verhalten kam vor die Apostel, so etwa im Falle des Betrugs von Hananias und Saphira (Apg 5,1-11). Aber auch in anderen Fragen hatte die Autorität der Apostel eigene Bedeutung, so als sie zur Firmung gerufen wurden (Apg 8,14-25). Die Apostel verkörpern die Kirche in einer besonderen Art und Weise. Aber auch sie können nicht sagen: Wir sind die Kirche. Sondern auch für sie gilt: Wir gehören zur Kirche. Wir sind Glieder der Kirche. Sie verwalten aber die geistlichen Güter, welche der Herr in den Gnadenraum der Kirche bereit hält.

Weil die Kirche der geistige Raum der Gnade ist, erweist sich ein Kirchenaustritt als schwerwiegend. Ich trenne mich ja nicht nur von Menschen und Strukturen, ich trenne mich vom geistigen Raum, den der Herr mit der Gabe seiner Gnade erfüllt, und in dem das Werk der Erlösung durch alle Zeiten wirksam ist. Ich entziehe mich dem Herrn selber, der sich für seine Kirche hingibt und sie von Flecken oder Falten oder anderen Fehlern immerzu reinigt (vgl. Eph 5,27). Aus diesem Grund wollen wir den Herrn bitten, dass er uns im Bekenntnis auch dieses Glaubensartikels erhalte und festige: „Ich glaube … an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“.

Amen.

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