Venezuela

Venezuela: „Sie antworten nie. Sie sind absolut totalitär“

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Venezuela – Gebet für Frieden inmitten Massenprotesten
Kardinalstaatssekretär Parolin fordert Neuwahlen in Venezuela

Ein Gebets-und Fastentag für Venezuela, unmittelbar nach einem Generalstreik gegen Präsident Maduro, bei dem mindestens zwei junge Menschen gewaltsam starben: die Lage in Venezuela wird immer dramatischer. Gebet und Fasten sind in dieser politisch heillos verfahrenen Situation ein „starkes, mächtiges Instrument“ gläubiger Menschen, sagte uns der Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Urosa Savino.

„Nur der Herr kann uns helfen, diese politische, wirtschaftliche und soziale Krise zu lösen. Deshalb haben wir das venezolanische Volk eingeladen, zum Herrn zu beten für Frieden, Dialog, für eine Verhandlungslösung.“

Die Opposition hatte am Donnerstag zu einer 24-stündigen Massenkundgebung aufgerufen. Der Protest richtet sich gegen die Pläne des sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro, eine verfassunggebende Versammlung zusammentreten zu lassen. Am Sonntag hatten die konservativen und rechten Regierungsgegner eine symbolische, nicht autorisierte Volksbefragung veranstaltet. Daran sollen sich mehr als 7 Millionen der rund 19 Millionen Wahlberechtigten im In- und Ausland beteiligt haben, und 95 Prozent hätten gegen die Verfassungsänderung gestimmt. Kardinal Urosa Savino hält das symbolische Referendum für ein legitimes Mittel.

„Es ist eine demokratische Demonstration der Verweigerung eines schlechten politischen Instruments: eine verfassungsgebende Versammlung, die gegen den Willen der Mehrheit des Volkes zusammentritt. Wenn dieses Vorhaben weitergeht, wäre das sehr schwerwiegend, ja tragisch für die Nation Venezuela.“

Kardinal: „Sie antworten nie. Sie sind absolut totalitär“

Die venezolanische Verfassung ist jung, sie wurde unter dem 2013 gestorbenen, ebenfalls sozialistischen Präsidenten Hugo Chávez verabschiedet. Ziel seines Nachfolger Maduro ist es nun, mit einer neuen Verfassung das venezolanische System umzubauen und die Macht der Regierungspartei auf die wenigen Institutionen auszudehnen, die sich ihrem Einfluss noch entziehen, etwa auf das Parlament.

Wie der Kardinal von Caracas erklärt, haben auch die Bischöfe des Landes sich jüngst an Präsident Maduro mit der Bitte gewandt, von der Verfassungsänderung Abstand zu nehmen. „Geantwortet haben sie nicht“, sagt der Kardinal und kann ein bitteres Lachen nicht unterdrücken. „Sie antworten nie, sie hören nicht auf die anderen, sie haben keine Sympathie für Meinungen, die nicht den ihren entsprechen. Sie sind absolut totalitär.“

Nicht nur die Massenproteste seiner Bevölkerung lässt Maduro an sich abperlen, sondern auch internationale Kritik, betont die für Venezuela zuständige Referentin des katholischen Hilfswerks Misereor, Almute Heider, im Gespräch mit uns: „Die internationale Kritik scheint ihm vollkommen egal zu sein. Er ist ideologisch geblendet oder verblendet und hat einen vollkommen anderen Blick auf die Vorgänge, sodass für ihn und seine Anhänger der venezolanische Staat nur dann ein Rechtsstaat und ein gerechter Staat ist, wenn der Sozialismus des 21. Jahrhunderts, den sein Vorgänger Hugo Chávez als Programm ausgerufen hat, auf Biegen und Brechen und vor allem nach seinen Vorstellungen verwirklicht wird.“

Die Aussichten, Maduro zum Einlenken zu bringen, schätzt Heider „als äusserst gering ein“. Die Situation sei auch ohne Generalstreik schon so schlimm gewesen, „dass ein Einlenken Maduros längst überfällig war. Wenn er es bis jetzt nicht getan hat, wird ihn auch ein Generalstreik nicht dazu bringen.“

rv 21.07.2017 gs

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