Heuer undercover: Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel

Impuls zum 15. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A — 16. Juli 2017

Unsere Liebe Frau von Arabien 2Zenit.org, 14. Juli 2017, Peter von Steinitz
Gedenktag unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel
Skapulier
Karmelblumen

Wir wissen ja: immer wenn ein Fest, das nicht den Rang eines Hochfestes hat, auf einen Sonntag fällt, geht die Liturgie des Sonntags vor.

In diesem Jahr ist das der Grund, warum das Fest Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel nicht gefeiert wird. Im Hintergrund ist es aber dennoch da. Ja, man könnte sagen: so recht nach der Art der Muttergottes, die am liebsten im Hintergrund bleibt und von dort auf ihren göttlichen Sohn hinweist.

Der hat uns allerdings im heutigen Sonntagsevangelium viel zu sagen. Er erzählt wieder einmal einGleichnis. Diesmal das vom Sämann, der seinen Samen – das Wort Gottes ist gemeint – auf verschiedene Böden sät, von denen die meisten es nicht annehmen.

Auf die Bitte der Jünger sagt Jesus im Anschluss im kleinen Kreis, warum er zu der Menge immer nur in Gleichnissen spricht. Wir wundern uns, denn er scheint in Kauf zu nehmen oder womöglich zu beabsichtigen, dass die Leute hören und doch nicht verstehen. Wir Menschen sind nun mal stur und schaffen es, die Worte Gottes nicht zu hören oder aber sie misszuverstehen, egal ob der Herr deutlich spricht oder in Gleichnissen verhüllt.

Mit der Marienverehrung verhält es sich ähnlich. Im Laufe der Kirchengeschichte gab es zahllose Marienerscheinungen. Wenn man die falschen, die es auch gibt, ausscheidet, bleibt in den überlieferten Worten der Gottesmutter eine Fülle von Anregungen, die die Worte Christi im Evangelium unterstreichen und interpretieren. Besonders häufig – weil besonders notwendig – das Wort von der Buße und der Umkehr.

Und was hat Maria mit dem Berg Karmel, der in Israel liegt, zu tun?

Auf dem Berge Karmel gab es schon in alter Zeit ein Phänomen echter Gottesverehrung (notabene: Marienverehrung führt immer zu intensiver Gottesverehrung). Der Prophet Elija verteidigte dort den einen wahren Gott, Jahwe, gegen die kanaanäischen Fruchtbarkeitsgötter Baal und Astarte. Ausserordentlich spannend, wie Elija völlig allein gegen vierhundertfünfzig Baalspriester antreten musste (nachzulesen im 1. Buch der Könige, Kapitel 18). Es ging darum, wer die wahre Religion hatte, die Verehrer des Baal oder die Verehrer Jahwes. Nach demokratischen Vorstellungen waren die Priester des Baal im Recht. Durch ein aufsehenerregendes Gottesurteil jedoch konnte Elija die Wahrheit Jahwes “beweisen”.

Heute möchte man sich auch manchesmal wünschen, dass Elias wiederkäme und den Menschen unserer Zeit den wahren Gott vor Augen führte.

Aber trotz des Gottesurteils auf dem Karmel blieben die Menschen seiner Zeit starrköpfig, und Gott schickte als Busse eine dreieinhalbjährige Trockenheit über das Land. Wieder begab sich Elija auf den Berg Karmel, um zu beten, dass der Herr es wieder regnen lassen möge. “Elija stieg zur Höhe des Karmel empor, kauerte sich auf den Boden nieder und legte seinen Kopf zwischen die Knie” (1 Kön 18,42). Dann liess er seinen Diener auf das Meer hinausblicken um zu sehen, ob die erlösenden Regenwolken bald kämen. Aber es war nichts zu sehen. Erst beim siebten Mal meldete der Diener: “Eine Wolke, klein wie eine Menschenhand, steigt aus dem Meer empor”. Kurz darauf der heiss ersehnte Regen. Die Kirchenväter haben in ihren Erläuterungen zum Alten Testament in dieser kleinen Wolke ein Sinnbild der Jungfrau Maria gesehen, die immer dem Erlöser vorausgeht.

Um Unsere Lieben Frau auf dem Berge Karmel, die also Jahrhunderte vor ihrem irdischen Leben schon sozusagen “undercover” verehrt wurde, ranken sich im Laufe der Kirchengeschichte viele Andachten und Anrufungen, vor allem in der spanisch sprechenden Welt. “La Vírgen del Carmen” ist Patronin der Schiffahrt, aber auch der Seelen im Läuterungsort.

Von den Päpsten oft bestätigt: das Tragen des Skapuliers.

Hierzulande ist die Verehrung der Muttergottes vom Karmel nicht so verbreitet wie in den Ländern spanischer Zunge. Es mag uns aber zu denken geben, dass die Gottesmutter bei ihrer letzten Erscheinung in Fatima, vor hundert Jahren, sich während des Sonnenwunders so gezeigt hat: als Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel, mit allen Insignien, dem Skapulier in der Hand und bekleidet mit einem braunen Bussgewand. Das war sozusagen der Schlusspunkt der Erscheinungen von Fatima. Man wird es so verstehen müssen: Tut Busse, kehrt um, hört auf, Gott zu beleidigen, der schon zu viel beleidigt worden ist. Wenn nicht, wird Unsägliches geschehen, für das das Sonnenwunder nur eine Ankündigung ist.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“. Der Fe-Medienverlag hat einige ZENIT-Beiträge vom Autor als Buch mit dem Titel „Der Stein, den die Bauleute verwarfen“ herausgebracht.

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