Einer, der er selbst geblieben ist *UPDATE

Zum 90. Geburtstag des deutschen Papstes

Benedikt Gänswein xpQuelle
Einer, der er selbst geblieben ist
Benedikt zum 90sten – Die Stimme des Papstes zum Nachhören
‘Deus Caritas est’
*KathTube – Münchner Kirchenradio – Herzlichen Glückwunsch zum 90. Geburtstag, Papa Emeritus Joseph Ratzinger
Der Herr verurteilt die Sünde, nicht den Sünder – Papst Benedikt XVI.

Guido Horst

“Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine grosse Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person.”
Papst Benedikt XVI.

Mit dem unten zitierten Satz beginnt die erste Enzyklika von Benedikt XVI., “Deus caritas est”. Das Christentum entdeckt nicht derjenige, der Theologie studiert oder Gefallen findet an der Gestalt des Papstes, sondern der in der Kirche, besser in den Menschen der Kirche, Jesus Christus begegnet. So hat das Christentum begonnen.

Einfache Fischer trafen den Herrn. Der erste Eindruck von der Begegnung mit dem Nazarener war so tief und existentiell dass er sie nicht mehr losgelassen hat.

Das ist die Methode des Christentums. Heute wie vor zweitausend Jahren. Die Kirche hat an Attraktivität verloren, weil diese Methode nicht mehr funktioniert – wenigstens in unseren Breitengraden und in unseren innerkirchlichen Diskussionen. Geht es um Christus – oder geht es darum, Recht zu haben, sich als Hüter der Wahrheit zu fühlen oder dem richtigen Papst zu folgen? Leben die gläubigen Katholiken so, dass ein anderer – ein Freund, das Kind, der Schüler – in ihm Jesus Christus erkennen und begegnen kann?

Vier Jahre Franziskus. Am 13. März 2013 trat Jorge Mario Bergoglio zum ersten Mal als Nachfolger Petri auf die Loggia des Petersdoms. Und seither haben wir – innerkirchlich!! – eine heftige Debatte um die Person des neuen Papstes. Aber führt diese Diskussion auchzum Zentrum, zu Jesus Christus? Der Lateinamerikaner auf dem Petrusstuhl hat für ein ganz neues Klima gesorgt, in dem man “Rom“ nicht laufend verteidigen muss. Auch in Deutschland scheint der dort so eingebürgerte “antirömische Affekt“ wie weggeblasen zu sein. Stattdessen pilgern nicht zuletzt die Politiker zu ihm. Aber wichtiger sind wohl die einfachen Leute. Sie sehen in Franziskus einen der ihren und schätzen seine einfachen Gesten der Zuneigung gegenüber Älteren und Kranken, gegenüber Flüchtlingen und Armen. Der Papst, der ein steifes Protokoll und einen höfischen Stil nicht mag, kommt bei den Leuten an und wird überall da, wo er erscheint, mit Begeisterung begrüsst.

Also vier Jahre Franziskus und die Frage lautet, ob es auch einen “Franziskus-Effekt“ gegeben hat: Werden die Kirchen wieder voller, entscheiden sich mehr junge Menschen für eine geistliche Berufung, haben die Beichtväter wieder mehr zu tun, fangen Menschen wieder an zu beten, die einst damit aufgehört haben, oder wächst der Zusammenhalt in christlichen Gemeinden und Familien?

Zumindest im deutschsprachigen Raum – das gilt aber auch für Italien und vielleicht für ganz Europa – ist dieser geistige Ruck wohl ausgeblieben. Zu sehr bemühen die Medien – aber auch Stimmen im kirchlichen Raum – das Bild eines Reform-Papstes, der es den “Kräften der Beharrung“ in Kirche und Kurie mal zeigt und “endlich“ frischen Wind in die Catholica bringt: Verzeihende Barmherzigkeit statt hartherziger Verbotsmoral, Lockerungen beim Zölibat und der Sakramentenpastoral (wiederverheiratete Geschiedene), Annäherung an den Diakonat der Frau, mehr Mitbestimmung in den Ortskirchen statt römischem Zentralismus, Armut und Bescheidenheit im Vatikan statt Luxus und Prasserei der Kardinäle.

Das ist ein Zerrbild, das nicht der Wirklichkeit entspricht. Ein Zerrbild, das zudem eben nicht geeignet ist, eine Renaissance des Glaubens und der kirchlichen Praxis einzuleiten, sondern Kirche nur als Schauplatz eines Machtkampfes beschreibt, bei dessen Betrachtung man sich gemütlich zurücklehnt, ohne sich im Geringsten motiviert zu fühlen, persönlich im Glaubensleben zu wachsen. Wie oft hat Franziskus im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit dazu eingeladen, mit einer guten Beichte den Weg zurück zu Gott wieder aufzunehmen. Doch wer Franziskus nur als Reformer-Papst sehen will, der alte Strukturen aufbricht und innerkirchliche Elfenbeintürme schleifen will, kommt eben nicht auf die Idee, sich ganz persönlich von der Verkündigung des Papstes packen zu lassen. Und das geht nur, wenn man – im Papst oder irgendeinem anderen Getauften – Jesus Christus begegnet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel