Einstimmung auf Pfingsten in Maria Vesperbild

Im Allgemeinen verbindet  man mit verschlossenen Türen nichts Positives

KathTube: Erzbischof Thomas Gullickson, Apostolischer Nuntius in der Schweiz: Pontifikalamt in der Wallfahrtskirche Maria Vesperbild
Quelle: Maria-Vesperbild

Im Allgemeinen verbindet man mit verschlossenen Türen nichts Positives. Trotzdem lebt eine höchst ehrenwerte Branche ausgezeichnet von der Herstellung sicherer, starker Türen mit hocheffizienten Schlössern, die jedem Einbruchsversuch standhalten sollen. Nicht nur Angst, sondern auch ein kluger Blick in die Sparte „Einbruchdiebstahl” jeder Kriminalstatistik lässt rasch die Sehnsucht nach starken Türen, die gut schliessen, entstehen.

Die Apostel hatten sich mit Maria gut eingeschlossen. Recht hatten sie, war ihre Lage doch extrem unsicher. Sie hatten Angst, und diese Angst war nur zu berechtigt, deswegen waren die Türen fest verschlossen. In dieser Angst beten sie vereint mit Maria (vgl. Apg 1,14). Da geschieht es: Jesus tritt durch die Tür. Er tritt die Tür nicht ein, nein, er lässt sie verschlossen, er geht einfach durch sie hindurch, die Apostel empfangen den Heiligen Geist, und in seiner Kraft öffnen sie dann die Türen und gehen hinaus in die Welt. Genauer gesagt: Sie öffnen die Türen nicht, um die Welt hineinzulassen, sondern um in die Welt hinauszugehen, der Welt den Glauben an den Auferstandenen öffentlich, deutlich und in einer für jeden verständlichen Sprache zu verkünden. Das ist die Geburtsstunde der Kirche: Sie öffnet die Türen und erscheint vor aller Welt und für alle Welt.

Ebenso war es in einem abgeschiedenen Zimmer zu Nazareth, wo Maria „als Typus und klarstes Urbild der Kirche” (vgl. Lumen Gentium, Nr. 53) zur Braut des Heiligen Geistes geworden ist. Hinter den verschlossenen Türen von Jerusalem erfleht sie im Kreis der Apostel „mit ihren Gebeten die Gabe des Geistes, der sie schon bei der Verkündigung überschattet hatte” (vgl. Lumen Gentium, Nr. 59). So wie jeder Geburtstag auch die Mutter des „Geburtstagskindes” in den Blick rückt, danken wir am Geburtstag der Kirche auch der Mutter der Kirche, der Braut des Heiligen Geistes, „daher wird sie auch als überragendes und völlig einzigartiges Glied der Kirche, wie auch als ihr Typus und klarstes Urbild im Glauben und in der Liebe gegrüsst, und die katholische Kirche verehrt sie, vom Heiligen Geist belehrt, in kindlicher Liebe als geliebte Mutter” (Lumen Gentium, Nr. 53). So ist es auch kein Zufall, sondern entspricht der Gnadenordnung, wenn gerade an Pfingsten in vielen Marienwallfahrtsorten — so auch in Maria Vesperbild — die Braut des Heiligen Geistes am Abend mit einer Lichterprozession ganz besonders geehrt wird. Diese Lichterprozessionen haben in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation auch noch eine andere Botschaft: Sie sind eine machtvolle Demonstration für die Erhaltung des Pfingstmontags als staatlich geschützter Feiertag. Daher mein Tip zum Pfingstsonntag: Feiern Sie den Geburtstag der Kirche, danken Sie der Braut des Heiligen Geistes, bitten Sie um den ganz besonderen Schutz und die Hilfe der Mutter der Kirche und demonstrieren Sie dabei so ganz nebenbei für den Erhalt des Pfingstmontags als Feiertag. Aus dieser Gesinnung heraus werden sich die verklemmten Schlösser lösen, die Tore des Herzens werden sich öffnen. Aus den verschlossenen Türen von Jerusalem wird die „Pforte des Himmels”, so dürfen wir die Gottesmutter ja auch in der Lauretanischen Litanei grüssen.

Frohe Pfingsten!

Imkamp, W., Fit für die Ewigkeit, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg, 2009, S. 49 – 51

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