Schutzengelkirche ohne Schutzengel

‘Das Heiligtum Gottes ist allein das Eigentum des Herrn‘

tempelreinigung xpChristus Pantokrator xpp‘Keiner hat das Recht, es zu verkaufen! Wenn das grosse Leiden vorbei ist, kommt die Zeit, da sich diese Tempel wieder füllen werden!‘
Und jetzt Rorschach? Was glauben wir eigentlich noch? Welche Kirche folgt als nächste? Anm. Redaktion

Quelle
Kochnische statt Beichtstuhl

Die Schutzengelkirche dürfte Gossauern noch in guter oder vielleicht weniger guter Erinnerung sein. In dieser Kirche wurden jene Kinder notiert, die nicht am Gottesdienst teilnahmen.

Andreas Cavelti, Herausgeber der “Oberberger Blätter”, schmunzelt in Erinnerung an die Kinder- und Jugendgottesdienste in der Schutzengelkirche. An allen Kirchenbänken sei eine Tafel befestigt gewesen. Der Verantwortliche für die Kirchenbank habe die Aufgabe gehabt, zu notieren, wer nicht auf seinem für ihn reservierten Platz sass. Für jene, die geschwänzt hätten, gab es natürlich ein Nachspiel.

Cavelti erinnert sich auch an die vielen Nischen und Ecken der Kirche, die als Verstecke für Verschiedenstes gedient haben.

Umstrittene Kirche

Die neugotische Schutzengelkirche wurde 1871 als Jugendkirche gebaut. Der Bau war umstritten gewesen. Der Gossauer Pfarrer, Domherr und Dekan Theodor Ruggle (1829–1891) wehrte sich vehement und vergeblich gegen die Realisierung dieser Jugendkirche. Er plädierte vielmehr für eine Erweiterung der Pfarrkirche.

An der Kirchbürgerversammlung vom 6. Mai 1883 wurde beschlossen, eine Jugendkirche zu bauen. Mit grossen Emotionen, viel Leidenschaft und Verbitterung hatten sich Befürworter und Gegner vor der Versammlung bekämpft. Weitere Kämpfe folgten. Doch die Kirche wurde gebaut und zwar unter der Leitung und nach Plänen des St. Galler Architekten August Hardegger (1858–1927).

Während und nach der Fertigstellung der Kirche habe es ständige Auseinandersetzungen mit Baumeistern und Handwerkern gegeben, schreibt Karl Schmuki in seinem Beitrag «In 80 Jahren vom Ansichtskarten-Sujet zum Abbruchobjekt» in den neuen «Oberberger Blättern».

Dem Untergang geweiht

Immer wieder war in Protokollen von baulichen Mängeln die Rede. 1931 wurde festgestellt, dass sich die Kirche «in einem reparaturbedürftigen Zustand befindet».

1934 wurden die Kosten für eine Renovation auf 130 000 Franken geschätzt. Nichts wurde unternommen. 1950 belief sich der Kostenvoranschlag auf 400 000 Franken. Die notwendigen Arbeiten wurden immer wieder vertagt. Die Schutzengelkirche war dem Untergang geweiht und wurde im Juli 1972 abgebrochen. (rb)

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