Papst Paul VI. vor der UNO

Menschen in der Zeit: Papst Paul VI. vor der UNO

Quelle
Ein Italiener auf dem mächtigsten Stuhl der katholischen Kirche
Vatikan: Ansprachen 1965

Der Montini-Papst schlug damals neue Wege ein: Er war der erste Pontifex der seinen Fuss auf amerikanischen Boden setzte. Überhaupt war es eine der ersten Auslandsreisen eines Papstes in der Neuzeit. Wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils wandte sich Paul VI. zum 20. Jahrestag der UNO an die Staatengemeinschaft, um den Auftrag des Konzils zum Dialog der Kirche mit der Welt zu unterstreichen. Seine USA-Reise stellte der Papst ganz in das Zeichen des Friedens.

Verehrte Hörerinnen und Hörer – die Originallänge dieser Päpstlichen Ansprache ist über 40 Minuten lang. Wir mussten zwangsweise die Rede auf unser Format auf die wichtigsten Aussagen hin kürzen.

Nous le savons, vous en êtes pleinement conscients. Ecoutez maintenant la suite de Notre Message. Il est tout entier tourné vers l’avenir. L’édifice que vous avez construit ne doit plus jamais tomber en ruines: il doit être perfectionné et adapté aux exigences que l’histoire du monde présentera. Vous marquez une étape dans le développement de l’humanité: désormais, impossible de reculer, il faut avancer.

Wir wissen es, Sie sind sich dessen völlig bewusst. Hören Sie jetzt den Fortgang Unserer Botschaft. Sie ist ganz und gar der Zukunft zugewandt. Das Bauwerk, das Sie errichtet haben, darf niemals in Ruinen fallen. Es muss vervollkommnet werden und ausgerichtet auf die Erfordernisse, die uns die Weltgeschichte zeigen wird. Sie markieren einen Abschnitt der menschlichen Entwicklung; nun aber, unmöglich zurückzufallen, muss man voranschreiten.

Votre Statut va plus loin encore: et Notre message s’avance avec lui. Vous existez et vous travaillez pour unir les nations, pour associer les Etats. Adoptons la formule: pour mettre ensemble les uns avec les autres. Vous êtes une Association. Vous êtes un pont entre les peuples. Vous êtes un réseau de rapports entre les Etats. Nous serions tenté de dire que votre caractéristique reflète en quelque sorte dans l’ordre temporel ce que notre Eglise Catholique veut être dans l’ordre spirituel: unique et universelle. On ne peut rien concevoir de plus élevé, sur le plan naturel, dans la construction idéologique de l’humanité. Votre vocation est de faire fraterniser, non pas quelques-uns des peuples, mais tous les peuples. Entreprise difficile?

Ihre Verfassung geht noch darüber hinaus und unsere Botschaft geht damit mit. Sie existieren und arbeiten, um die Nationen zu einen, um die Staaten zu verbinden. Wir nehmen diese Formel: um die einen mit den andern zusammenzufügen. Sie sind eine Vereinigung. Sie sind eine Brücke unter den Völkern. Sie sind ein Netz für Beziehungen unter den Staaten. Wir versuchen ernstlich zu sagen, dass Ihre Charakteristik, in gewisser Weise, in der zeitlichen Ordnung, das widerzuspiegeln vermag, was Unsere Katholische Kirche in der geistliche in Ordnung sein will: einzig und allgemein.

La logique de ce souhait qui appartient, peut-on dire, à la structure de votre Organisation, Nous porte à le compléter par d’autres formules. Les voici: que personne, en tant que membre de votre union, ne soit supérieur aux autres: Pas l’un au-dessus de l’autre. C’est la formule de l’égalité. Nous savons, certes, que d’autres facteurs sont à considérer outre la simple appartenance à votre organisme. Mais l’égalité aussi fait partie de sa constitution: non pas que vous soyez égaux, mais ici vous vous faites égaux. Et il se peut que, pour plusieurs d’entre vous, ce soit un acte de grande vertu: permettez que Nous vous le disions, Nous, le représentant d’une religion qui opère le salut par l’humilité de son divin Fondateur.

Die Logik dieses Wunsches, der, kann man sagen, aus der Struktur Ihrer Organisation selbst entstammt, bringt uns dazu, sie durch andere Formeln zu ergänzen. Man sehe: Dass niemand, so wahr er Mitglied Ihrer Vereinigung ist, anderen übergeordnet sein möge. Nicht der eine über dem andern. Das ist die Formel der Gleichheit.

Et ici Notre Message atteint son sommet. Négativement d’abord: c’est la parole que vous attendez de Nous et que Nous ne pouvons prononcer sans être conscient de sa gravité et de sa solennité: jamais plus les uns contre les autres, jamais, plus jamais! N’est-ce pas surtout dans ce but qu’est née l’Organisation des Nations-Unies: contre la guerre et pour la paix? Ecoutez les paroles lucides d’un grand disparu, John Kennedy, qui proclamait, il y a quatre ans:« L’humanité devra mettre fin à la guerre, ou c’est la guerre qui mettra fin à l’humanité ». Il n’est pas besoin de longs discours pour proclamer la finalité suprême de votre Institution. Il suffit de rappeler que le sang de millions d’hommes, que des souffrances inouïes et innombrables, que d’inutiles massacres et d’épouvantables ruines sanctionnent le pacte qui vous unit, en un serment qui doit changer l’histoire future du monde: jamais plus la guerre, jamais plus la guerre! C’est la paix, la paix, qui doit guider le destin des peuples et de toute l’humanité!

Hier erreicht Unsere Botschaft ihren Höhepunkt. Zunächst negativ: Das ist das Wort, dass Sie von Uns erwarten und das wir nicht aussprechen können, ohne seine Schwere und seine Feierlichkeit zu kennen: Niemals mehr die einen gegen die andern, niemals, niemals mehr. Ist das nicht über allem das Ziel, für das die Organisation der Vereinten Nationen geboren wurde? Gegen den Krieg und für den Frieden? Hört auf die erleuchteten Worte eines großen Verstorbenen: John Kennedy, der ausrief, vier Jahre ist es her: Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, sonst setzt der Krieg der Menschheit ein Ende. Dazu braucht es keine langen Reden, um die oberste Zielsetzung Eurer Institution zu proklamieren. Es genügt daran zu erinnern, wieviel Blut von Millionen Menschen, wieviele unerhörte und unzählbare Leiden, wieviele nutzlose Schlächtereien und entsetzlichen Trümmer den Pakt stützen, der Euch eint, in einem Schwur, der die zukünftige Geschichte der Menschheit verändern muss: Jamais plus la guerre niemals wieder Krieg! Der Friede ist es, der Friede, der die Bestimmung der Völker anleiten muss und so die der ganzen Menschheit!

Les voies en sont tracées devant vous: la première est celle du désarmement. Si vous voulez être frères, laissez tomber les armes de vos mains.

On ne peut pas aimer avec des armes offensives dans les mains. Les armes, surtout les terribles armes que la science moderne vous a données, avant même de causer des victimes et des ruines, engendrent de mauvais rêves, alimentent de mauvais sentiments, créent des cauchemars, des défiances, de sombres résolutions; elles exigent d’énormes dépenses; elles arrêtent les projets de solidarité et d’utile travail; elles faussent la psychologie des peuples.

Die Wege dahin sind Ihnen vorgezeichnet: Der erste ist der Weg der Abrüstung. Wenn Ihr Brüder sein wollt, dann lasst die Waffen aus Euren Händen fallen. Man kann nicht lieben mit Angriffswaffen in den Händen. Die Bewaffnung, vor allem die schrecklichen Waffen, die moderne Wissenschaften Euch gaben, sogar noch bevor sie Opfer und Ruinen verursachen, erzeugen sie böse Träume, ernähren böse Gefühle, erzeugen Angstträume, Misstrauen, dunkle Entschlüsse; sie erfordern maßlose Kosten; sie vereiteln Projekte der Solidarität und der nützlichen Arbeit; sie verstören das Seelenleben der Völker.

Parler d’humanité, de générosité, c’est faire écho à un autre principe constitutif des Nations-Unies, son sommet positif: ce n’est pas seulement pour conjurer les conflits entre les Etats que l’on œuvre ici; c’est pour rendre les Etats capables de travailler les uns pour les autres. Vous ne vous contentez pas de faciliter la coexistence entre les nations: vous faites un bien plus grand pas en avant, digne de Notre éloge et de Notre appui: vous organisez la collaboration fraternelle des Peuples. Ici s’instaure un système de solidarité, qui fait que de hautes finalités, dans l’ordre de la civilisation, reçoivent l’appui unanime et ordonné de toute la famille des Peuples, pour le bien de tous et de chacun.

Von Menschlichkeit und Großzügigkeit zu sprechen, das heißt, auf ein anderes konstitutives Prinzip der Vereinten Nationen zu antworten, ihren positiven Gipfelpunkt: Man arbeitet hier nicht nur, um Konflikte zwischen den Staaten zu bereinigen; es geht darum, die Staaten zu befähigen, füreinander zu arbeiten. Sie beschränken sich nicht darauf, die Koexistenz zwischen den Nationen zu erleichtern: Sie machen einen guten Schritt vorwärts, würdig von uns gelobt und unterstützt zu werden. Sie organisieren die brüderliche Zusammenarbeit der Völker. Hier entsteht ein System der Solidarität, das bewirkt, dass hohe Zielsetzungen, in der Ordnung der Zivilisation, die einmütige und geordnete Unterstützung der gesamten Völkerfamilie empfangen; zum Wohl aller und jedes einzelnen davon. Das ist es, was an der Organisation der Vereinten Nationen besonders schön ist, ihr sehr echt menschliches Gesicht: Das ist das Ideal, von dem die Menschheit träumt, auf ihrer Pilgerfahrt durch die Zeiten. Das ist die größte Hoffnung der Welt.

Überdies ist es notwendig, jedem Menschen ein Leben entsprechend seiner Würde zuzusprechen. Und das ist es, was Sie vorantreiben müssen. Wäre das nicht eine Erfüllung, in Unseren Augen, und Ihnen zu danken, für die prophetische Ankündigung, die sich so gut zu Ihrer Institution fügt: Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen (Jes. 2,4) ? Wären von Euch nicht doch die wunderbaren Kräfte der Erde und die staunenswerten Erfindungen der Wissenschaft zu nutzen, nicht mehr als Werkzeuge des Todes, sondern als Werkzeuge des Lebens für eine neue Ära der Menschheit?

Ein Wort noch, meine Herren, ein letztes Wort. Niemals so sehr wie heute, in einer Epoche, die so sehr vom menschlichen Fortschritt geprägt ist, nie war auch der Appell an das moralische Bewusstsein des Menschen so notwendig. Denn die Gefahr kommt weder vom Fortschritt noch von der Wissenschaft, denn beide, gut genutzt, können im Gegenteil eine große Zahl schwerer Probleme lösen, die die Menschheit plagen. Die wahre Gefahr bezieht sich auf den Menschen, der immer machtvollere Mittel besitzt, geeignet ebenso zur Zerstörung wie zu höchsten Eroberungen.

Mit einem Wort: Das Gebäude der modernen Zivilisation muss auf geistlichen Prinzipien auferbaut werde, die nicht nur fähig sind zu unterstützen, sondern auch zu erhellen und zu beseelen. Und diese unverzichtbaren Prinzipien der höchsten Weisheit können nicht anders als auf Gott beruhen, das ist unsere Überzeugung,

rv 18.10.2015 ap

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