Apostel des Lebens

Ein Pfarrer aus Weissrussland und sein Einsatz für die Familie

Apostel des LebensQuelle

Sie beten jeden Tag für die ungeborenen Kinder. Am Anfang war Pater Piotr Bielewicz allein. Wie der heilige Pfarrer von Ars setzte er bei seiner Ankunft in der neuen Diözese (Pinsk/Weissrussland) in der leeren Kirche das Allerheiligste aus und betete.

Nach acht Jahren in der Ukraine hatte sein Orden der Oblaten der unbefleckten Jungfrau Maria den Missionar vor 13 Jahren zuerst nach Minsk und dann in die Provinz geschickt. Dort sammelt er Mitbeter, heilt seelische Wunden, rettet Kinder. Jetzt sind sie in der Kathedrale von Pinsk oft mehrere Dutzend.

Von den geretteten Kindern heisst eins Piotr-Rafael, die Dankbarkeit der Mutter schwingt da im Namen mit. Ein anderer kleiner Junge mit großen Augen heisst Wladimir und ein strahlendes Mädchen Swetlana und so weiter.

Aber etliche Kinder konnten sie nicht retten. Die Menschen in Weissrussland haben Angst vor Kindern, ihnen fehlt das Vertrauen in die Zukunft. Die meisten Frauen würden das Kind unter ihrem Herzen gern austragen. Aber “das Töten ist so gewöhnlich geworden, so selbstverständlich”, sagt Pater Piotr. Die Menschen „sehen nicht mehr, dass es auch die Seelen tötet. Deshalb müssen wir beten. Gott rettet.”

Pater Piotr spürt die Last der gottlosen Vergangenheit. In der Diözese ist er zuständig für Familien. Seine Arbeit stützt er auf das Gebet. Wenn er jetzt mit einer werdenden Mutter spricht, weiss er, dass er nicht mehr allein ist. Einer redet, einer betet – das ist die Devise. Er hat viele Grossmütter als Verbündete gewonnen. Er organisiert Wallfahrten mit tausenden Teilnehmern.

Bei den zahllosen Gesprächen im Beratungszelt fliessen häufig auch Tränen. Die Erkenntnis schmerzt, die Gnade heilt. Pater Piotr geht auch in die Schulen, redet mit den Jugendlichen über die Liebe, über Keuschheit und Enthaltsamkeit, über Ehe und Familie. Die meisten hören das zum ersten Mal. Manche Lehrer lachen ihn aus, die Schülerinnen sind fasziniert.

“Gegen Kultur des Todes kämpfen”

Pater Piotr legt die verschüttete Sehnsucht nach wahrer Liebe frei. Auch an der Universität lehrt er, was die Kirche sagt, angefangen bei der Enzyklika Humanae Vitae von Paul VI. bis hin zu den Predigten von Papst Franziskus. Gut zwanzig junge Leute helfen ihm mittlerweile bei der Organisation der vielen Gebetstreffen, Wallfahrten und Katechesen. Der Pater ist überzeugt: “Wir haben der Kultur des Todes den Kampf angesagt.”

Er selber kommt aus einer Familie mit sieben Kindern, er war das sechste. “Es ist die Logik des Teufels zu töten.” Nach zwei Kindern war es im kommunistischen Osteuropa selbstverständlich, den Müttern “Todesspiralen” einzusetzen, um die Einnistung befruchteter Eizellen zu verhindern oder das dritte Kind abzutreiben.

“Über 90 Prozent der Frauen haben in ihrem Leben wenigstens einmal abgetrieben.” Abtreibung ist kostenlos in Weissrussland. Es gibt keine Kontrollen, alles geschieht sozusagen planwirtschaftlich. “Es gehört Mut dazu, den Ärzten nein und dem Leben ja zu sagen.”

Pater Piotr bringt diesen Mut auf. “Ich gehe zu ihnen und fühle mit. Sie wollen doch das Leben. Ich sage ihnen: Habt keine Angst, Gott ist da!” Pater Piotr ist ein Apostel des Lebens und der Zivilisation der Liebe. Für seine Mission braucht er ein Auto, Broschüren, Bücher, Katechesematerial.

Vieles macht er selber, zum Beispiel eine kleine Zeitschrift für Kinder. Aber auch das kostet Geld, das er nicht hat. Er betet und weiss: “Gott lässt mich nicht allein.”

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