Freude für die Katholiken Ägyptens

Erste katholische Kirche auf dem Sinai: “Freude für die Katholiken Ägyptens”

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Bis zum letzten Moment wurde noch an der Innenausstattung gearbeitet, wurden Leisten verlegt und der Marmor poliert. Aber am Sonntagmorgen (15. Februar) war sie dann fertig: die erste katholische Kirche auf dem Sinai. “Das ist ein grosser Tag der Freude für die Katholiken in Ägypten”, so der koptisch-katholische Bischof Makarios von Ismailia, zu dessen Bistum Scharm al Scheich gehört, bei der Einweihung.

In dem berühmten Touristenort reihen sich hunderte Hotels entlang der Küste, die für ihre spektakulären Korallenriffe bekannt ist. “Wir haben auf dem Sinai einige Gottesdienstorte”, ergänzt Bischof Makarios, “aber das sind Kapellen oder sogar nur einfache Räume in normalen Häusern. Die Kirche ‘Unserer Lieben Frau vom Frieden’ ist das erste richtige Kirchengebäude, das allein zur Anbetung Gottes errichtet wurde.”

Kirchenbau ist Politikum

2003 war der Bauantrag für die Kirche gestellt worden. 2005 wurde der Grundstein gelegt. Dann ging es nur noch zögerlich voran: In Ägypten ist der Bau einer Kirche ein Politikum. Stets müssen viele Hindernisse überwunden werden. “Als es bei uns einmal nicht weiterging, sind wir zur Gattin des damaligen Staatspräsidenten Mubarak gegangen. Susanne Mubarak ging bei Ordensfrauen zur Schule. Sie hat sich für uns eingesetzt. Danach konnte der Gouverneur nichts mehr einwenden”, erinnert sich Bischof Makarios. “Madame Mubarak hat der Kirche auch den Namen gegeben. Wir wollten eigentlich einen anderen, Maria Stella Maris, Meerstern. Aber sie hat vorgeschlagen, ‘Unsere Liebe Frau vom Frieden‘ zur Patronin zu machen. Das haben wir gern umgesetzt.”

Gottesdienste auf Englisch und Italienisch

Pfarrer Bolos Garas ist seit 2010 Pfarrer in Scharm: “Als ich hier ankam, gab es noch keine Kirche, nur die Fundamente des Kellers. Da haben wir Zeltplanen gespannt und die Messe gefeiert. Nicht nur für mich ist es deshalb jetzt ein bewegender Augenblick, die Kirche endlich vollendet zu sehen. Einer unserer Gläubigen, ein betagter Italiener, kam kürzlich zu mir und meinte, dass er jetzt in Frieden sterben könne, weil er die Glocken im Turm hat läuten hören.” Pfarrer Bolos wird künftig jeden Sonntag drei Messen in der Kirche feiern: „Ich bin koptisch-katholischer Priester. Aber wir haben hier nur wenige koptisch-katholische Gläubige, eine Handvoll Familien. Die meisten unserer Gläubigen sind Touristen oder ausländische Gastarbeiter. Ich feiere die Messe sonntags deshalb nicht nur in meinem Ritus, sondern auch im römischen Ritus, auf Italienisch und auf Englisch.”

Die englischsprachige Messe wird von philippinischen Gastarbeitern besucht, die in den Hotels von Scharm arbeiten. “Die Kirche ist unser Zuhause. Obwohl wir so weit weg von unserer Heimat sind, fühlten wir uns in der katholischen Kirche sofort daheim. Wir freuen uns so über die Vollendung unserer schönen Kirche“, sagt Mary, eine Philippinin, die in einem Hotel angestellt ist. Die italienischsprachige Messe wiederum wird vor allem von italienischen Senioren besucht, die den Winter im milden Klima von Scharm verbringen. “Wir sind so glücklich. Scharm war immer schön. Aber jetzt hat dieser Ort ein echtes Herz für uns“, sagt Giovanni, ein Rentner aus dem norditalienischen Veneto. Sogar ein Kirchenchor hat sich aus der italienischen Rentnergemeinde gebildet. Sie haben auch während des Weihegottesdienstes am Sonntag gesungen.

200‘000 koptisch-katholische Christen

Der stundenlangen Feier im koptischen Ritus steht das Oberhaupt der etwa 200‘000 Mitglieder umfassenden koptisch-katholischen Kirche Ägyptens vor, Patriarch Ibrahim I. Sidrak. Auch der Gouverneur der Region nimmt an der Einweihung teil. In seinem Grusswort sagt er, wie wichtig es ist, dass die Christen ihren Gottesdienstort haben. “Das ist ein Ort, wo für den Frieden gebetet wird“, ruft er den Gläubigen zu.

Finanziell unterstützt wurde der Bau der Kirche vom internationalen katholischen Hilfswerk KIRCHE IN NOT. Pater Andrzej Halemba, verantwortlich für Projekte im Nahen Osten, erklärt warum: “Viele Katholiken hatten bislang keine richtige Anlaufstelle in Scharm. Das hat sich jetzt geändert. Und es könnte keinen passenderen Namen für diese Kirche geben als ‘Maria Königin des Friedens‘. Ägypten und die Region brauchen Frieden. Das hat auch der koptisch-orthodoxe Bischof in seinem Grusswort betont.” Bischof Makarios ergänzt: “Möge Gott die Wohltäter von KIRCHE IN NOT für ihre Grosszügigkeit segnen. Die Unterstützung von Katholiken aus aller Welt für eine Kirche, die wiederum Katholiken aus aller Welt dient, zeigt, dass wir eins sind im mystischen Leib Christi.”

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