Grenzenlose Liebe und Barmherzigkeit sind von Gott

Grenzenlose Liebe und Barmherzigkeit sind von Gott – die Gebote aber auch

Impuls zum 6. Ostersonntag im Jahreskreis B — 10. Mai 2015

Münster, 8. Mai 2015, zenit.org, Msgr. Dr. Peter von Steinitz

In medio virtus, bei jeder Tugend gilt es das rechte Mass zu halten, die Extreme zu vermeiden. Beispiel: die Tugend der Tapferkeit, des Mutes. Das Extrem zur einen Seite wäre die Feigheit, das zur anderen Seite die Tollkühnheit, der Leichtsinn. Das Richtige liegt in der Mitte.

Oder die Tugend der Grosszügigkeit – sie könnte auf der einen Seite in Verschwendung ausarten, auf der anderen in Berechnung und Geiz.

Einzig die Tugend der Liebe ist masslos. Niemals kann man sagen: dieser oder jener Mensch liebt, aber er liebt unmässig. Es ist gerade das Privileg der jungen Menschen, dass sie dies sozusagen wie von selbst verstehen. Wenn sie denn wirklich verliebt sind. Kein junger Mann wird zu seiner Angebeteten sagen: Ich liebe dich, will aber zusehen, dass ich nicht übertreibe. Wirkliche Liebe übertreibt immer.

Im heutigen Sonntagsevangelium gibt uns der Herr das Mass für die Liebe an, wie er sie möchte. Im Alten Bund galt noch die Maxime: “Du sollst den Herrn deinen Gott lieben mit all deinen Kräften, und deinen Nächsten wie dich selbst!“ Da fast jeder Mensch sich selber liebt (abgesehen von dem Fall krankhaften Selbsthasses), ist es schon ein hoher Anspruch, den Nächsten mit dieser Liebe zu lieben. Jesus aber setzt, wie so oft, den Standard höher: wir sollen den Nächsten so lieben wie er ihn liebt. Da seine Liebe grenzenlos ist, müssen wir uns schon sehr bemühen, um unseren Nächsten mit solcher Liebe zu lieben.

Gleichzeitig aber sehen wir am Beispiel des Herrn selber, dass die Liebe – und das gleiche gilt für die Barmherzigkeit – grenzenlos sein soll, aber nicht sinnlos. Was die barmherzige Liebe des himmlischen Vaters betrifft, so sehen wir das deutlich am Gleichnis des verlorenen Sohnes. Der Vater verzeiht dem reuigen Sohn sofort und uneingeschränkt, da er erkennt, dass er seinen Irrtum einsieht. Er hat sich danach gesehnt, ihm seine Liebe wieder zu schenken. Dennoch ist er nicht hinter dem Sohn hergegangen auf seinem Weg in die Sünde – der hätte das nicht gewürdigt, sondern als Schwäche angesehen – schon gar nicht, wie neulich jemand sagte, bis zu den Schweinetrögen.

In Kürze beginnt das Jahr der Barmherzigkeit, eine grossartige Idee von Papst Franziskus. Nicht ganz einfach wird es sein, wie die Synodenväter im Oktober mit dieser Idee umgehen werden. Denn Barmherzigkeit muss grenzenlos sein, aber sie kann im konkreten Fall die Gebote Gottes nicht ausser Kraft setzen. Denn gerade die Gebote, wie sie uns in der Hl. Schrift des Alten und Neuen Bundes überliefert sind, sind ja selber Zeichen der Barmherzigkeit Gottes. Wenn Christus die Unauflöslichkeit der Ehe in so strenger Form bekräftigt, dann tut er es ja nicht aus Hartherzigkeit, sondern aus Erbarmen mit den Ehepartnern.

Im deutschen Katholizismus spukt verständlicherweise der Ausspruch Luthers herum, die Ehe sei ein “weltlich Ding”. Das ist nicht richtig. Sie ist ein göttlich Ding, Abbild des Bundes Christi mit der Kirche. Wenn daher im Vorgriff auf die Ergebnisse der Synode und wieder einmal im “vorauseilenden Gehorsam“ bekannt gegeben wird, dass in den deutschen Bistümern diese von einigen angestrebte “freie“ Handhabung der Dinge längst praktiziert wird, so liegt hier eine Fehlentwicklung vor, und es muss zurück gerudert werden. Viele Dinge der kirchlichen Praxis können den Bischofskonferenzen überlassen werden. Aber niemals kann eine Bischofskonferenz sich als kirchliches Lehramt etablieren und gleichzeitig vom offiziellen Lehramt des Papstes in Gemeinschaft mit allen Bischöfen abweichen.

Und nicht vergessen: das Amt des Priesters in seiner dreifachen Ausprägung – Bischof, Priester, Diakon – ist von Christus verbindlich eingesetzt worden.

Sie sind göttlichen Rechtes.

Eine Bischofskonferenz ist es nicht!

Msgr. Dr. Peter von Steinitz, war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten.

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