Regierung soll Rede und Antwort stehen

Mehr als 150 Abgeordnete thematisieren in Kleiner Anfrage ihre Sorge über Bluttest auf Down-Syndrom

Welt Down-Syndrom-Tag

Von Stefan Rehder

Berlin, Die Tagespost, 20. März 2015

Unter dem Titel “Vorgeburtliche Blutuntersuchung zur Feststellung des Down-Syndroms” haben gestern, einen Tag vor dem heutigen Welt-Down-Syndrom-Tag, mehr als 150 Abgeordnete aller im Parlament vertretenen Fraktionen eine 18 Fragen umfassende “Kleine Anfrage” in den Deutschen Bundestag eingebracht.

Von der Bundesregierung wollen die Parlamentarier darin unter anderem wissen, wie sich die “Zahl der mit Trisomie 21 lebend geborenen Kinder in Deutschland” während der letzten 15 Jahre entwickelt hat. Wie die Initiatoren der ersten interfraktionellen Anfrage seit der Wiedervereinigung, die tatsächlich von allem im Bundestag vertretenen Parteien getragen wird, in einer gemeinsamen Pressemitteilung erklärten, wollten die Abgeordneten um Corinna Rüffer (Bündnis 90/ Die Grünen), Hubert Hüppe (CDU), Dagmar Schmidt (SPD) und Kathrin Vogler (Linke) damit “das Augenmerk auf eine möglicherweise verhängnisvolle Entwicklung in der Pränataldiagnostik” lenken.

Die Volksvertreter fürchten, dass die “Massenanwendung eines scheinbar harmlosen Bluttests” dazu führen könne, “dass zukünftig deutlich weniger Kinder mit Down-Syndrom geboren werden”. Weiter heisst es in der Erklärung: “Uns alle eint die Befürchtung, dass die Möglichkeit, früh und risikoarm zu testen, eine gesellschaftliche Erwartung erzeugen könnte, diese Angebote zu nutzen. Eltern, die sich gegen den Test oder wissentlich für ein behindertes Kind entscheiden, könnten künftig immer mehr in Erklärungsnöte geraten.” Wie die Abgeordneten ausführen, stützen Erfahrungen aus anderen Ländern diese Sorge. So würde in Dänemark “seit 2005 allen Schwangeren angeboten, testen zu lassen, ob sie ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt bringen werden”. Bereits im Folgejahr hätten 84 Prozent der Schwangeren das Angebot angenommen. “Die Zahl der in Dänemark mit Down-Syndrom geborenen Kinder hat sich seither halbiert.”

In ihrer Erklärung sprechen sich die Abgeordneten zudem für “eine verstärkte Aufklärung” über “konkrete Unterstützungsangebote” aus, die Eltern von betroffenen Kindern nutzen können. Dies könne, so die Hoffnung der Volksvertreter, dazu beitragen, “Ängste und Vorurteile abzubauen und für gesellschaftliche Vielfalt zu werben”. Die Parlamentarier verwiesen zudem auf eine Stellungnahme des “Deutschen Ethikrats”, die den Titel “Die Zukunft der genetischen Diagnostik” trägt. In ihr habe das Gremium, das Bundesregierung und Bundestag in bioethischen Fragen beraten soll, “ein beunruhigendes Szenario entworfen, sollten derartige Tests auf breiter Basis zum Einsatz kommen”. Weiter heisst es in der Erklärung der Parlamentarier: “Wir möchten sicherstellen, dass keine Entscheidungen getroffen werden, ohne dass mögliche Folgen politisch bewertet wurden.” Derzeit berät der Gemeinsame Bundesausschuss über eine “Erprobung” eines solchen Bluttests. Am Ende einer solchen Erprobung könnte die Aufnahme des Tests in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen stehen Derzeit müssen die Schwangeren solche Tests selbst bezahlen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel