Der nächste Kriegsschauplatz

Jordanien sichere Heimat für die arabischen Christen

Stephan BaierQuelle
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Die Tagespost, 04. Februar 2015

Von Stephan Baier

Mit der brutalen Ermordung eines jordanischen Piloten und der provokativen Veröffentlichung eines Videos davon hat die Terrormiliz “Islamischer Staat” dem haschemitischen Königreich den Fehdehandschuh ins Gesicht geschlagen. Jordanien weiss, dass es sich jetzt kein Zeichen der Schwäche leisten kann.

Das zeigen die Hinrichtungen von zwei islamistischen Terroristen, der Blitzbesuch des Königs bei Obama und die Rufe nach Rache. Gerade weil Jordanien fragil ist, könnte jeder Eindruck von Zögerlichkeit oder Schwäche der Anfang vom Ende des Königreichs sein. Bisher verstand es König Abdullah II. mit viel Geschick, sein Land aus dem Chaos herauszuhalten, in dem der Orient gerade versinkt. Das war immer schon ein heikler Balanceakt: Der König verteidigt die Rechte der Palästinenser und steht zum Frieden mit Israel, ist Amerikas Verbündeter und grenzt sich sanft von Washingtons Nahost-Politik ab, stammt selbst von Mohammed ab und beschützt die Christen in seinem Reich.

Abdullah II. kritisierte Syriens Diktator Assad öffentlich immer wieder, liess sich aber nicht ganz in den Stellvertreterkrieg der Regionalmächte um Syrien hineinziehen. Damit ist es jetzt vorbei: Der Terror der Islamisten, die seit 2003 Angst und Schrecken im Irak verbreiten sowie seit vier Jahren Syrien in Blut und Tränen tauchen, droht nun auf Jordanien überzugreifen. Damit gerät ein Land ins Wanken, das ein regionaler Garant des Friedens für Israel, ein Verbündeter des Westens und eine sichere Heimat für die arabischen Christen ist. Gerade für die Christen der Region wird es immer und immer enger: Seit Washingtons Einmarsch 2003 ist der Irak für sie unsicheres Terrain, seit 2011 auch Syrien. Der Libanon, in dem Christen dank der Proporz-Verfassung bislang gut leben konnten, gerät angesichts der Flüchtlingsströme aus Syrien in immer stärkere wirtschaftliche und soziale Turbulenzen. So ist das Königreich Jordanien heute der letzte arabische Staat, in dem die Christen des Orients sich noch sicher fühlen können. Wenn dieser letzte Dominostein nun auch noch fällt, dann bleibt ihnen nur mehr die Auswanderung.

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