“Ihre Unterstützung ist mehr als notwendig”
XII. Pater-Werenfried-Jahresgedenken von Kirche in Not in Köln
Angesichts zahlreicher Anschläge und blutiger Angriffe in Nigeria durch die Terrorgruppe “Boko Haram” hat der nigerianische Erzbischof Ignatius Ayau Kaigama eine stärkere Unterstützung der Kirche in dem westafrikanischen Land gefordert.
“‘Boko Haram‘ greift Nigeria und andere Teile Afrikas an, um das Christentum zu schwächen oder zu zerstören – Ihre Unterstützung ist mehr als notwendig”, rief er den Besuchern beim Pater-Werenfried-Jahresgedenken am Samstag in Köln zu.
Trotz der Bedrohungen und Angriffe durch “Boko Haram“ gäben die Christen in Nigeria nicht auf. Zwar seien bereits viele Christen im Norden geflohen und lebten nun zum Teil in anderen Bistümern, aber die Gottesdienste an Weihnachten und zum Jahreswechsel seien eine Demonstration des Glaubens gewesen, berichtete der Erzbischof von Jos in Zentralnigeria.
Dennoch breite sich “Boko Haram” aus. Die Gewalt richte sich nicht mehr nur gegen Christen oder die Regierung, sondern auch Moscheen oder öffentliche Plätze seien Ziele. “Sie töten die Menschen, denen sie eigentlich helfen wollen. Das ist irrational”, sagte er vor rund 400 Wohltätern des Hilfswerks im Kölner Maternushaus. 2014 sei das “blutigste Jahr” gewesen, seitdem “Boko Haram” 2009 mit gewalttätigen Aktionen begonnen habe.
Immer öfter gebe es aber auch Stimmen führender Muslime für eine Zusammenarbeit mit den Christen, wie man den Einfluss von Boko Haram gemeinsam verhindern könne. “Das einzig Gute ist das sich entwickelnde Bewusstsein, dass gute Christen und gute Muslime zusammenarbeiten müssen, um das Böse – Boko Haram – zu stoppen.”
Der Erzbischof dankte den Wohltätern des Hilfswerks ausdrücklich für die grosse Unterstützung der Christen in dem westafrikanischen Land. “Wir fühlen, dass wir ein Teil der grossen katholischen Familie sind.“
In seiner Predigt wies der Erzbischof aus Nigeria auch darauf hin, dass es eine subtile Christenverfolgung auch durch Christen gäbe, durch Gleichgültigkeit und Passivität.
Erzbischof Kaigama leitete nicht nur einen Gottesdienst im gut gefüllten Kölner Dom zu Beginn der Veranstaltung von Kirche in Not, sondern war auch als Experte zum Podiumsgespräch „Islamismus ausser Kontrolle: Wer stoppt die Fanatiker?“ eingeladen, an dem auch der Islam-Experte des Vatikan, Samir Khalil Samir SJ, teilnahm.
Der Jesuitenpater hofft, dass Muslime zukünftig eher bereit seien, eine Neuinterpretation des Korans und der Tradition zuzulassen. “Es gibt derzeit im Islam keine Hermeneutik“, stellte er klar, da die Worte des Korans als direkte göttliche Eingebungen angesehen würden.
Es gäbe zwar auch im Alten Testament Passagen, die zu Gewalt aufriefen. Allerdings sei dies eine Rechtsprechung von vor 3000 Jahren, und weder bei Juden noch Christen sei diese heute noch in Kraft. Bei der Mehrheit der Muslime sähe das allerdings anders aus. Im Islam würden auf politische Fragestellungen religiöse Antworten gesucht.
Um gewalttätigen Islamismus zu verhindern, müsse man neben der Entwicklung eines neuen Verständnisses des Korans auch mehr für Erziehung und die Bildung der Menschen tun, forderte Samir Khalil Samir.
In einem zweiten Podiumsgespräch ging es um die Bedeutung und Zukunft der Familie sowie den Einfluss des Gender-Mainstreamings in der Gesellschaft. Eingeladen zum Thema “Die christliche Familie – das Fundament Europas!?” waren die Publizistin Birgit Kelle und die Sprecherin der “Initiative Familienschutz“, Hedwig Freifrau von Beverfoerde.
“Ohne Familie funktioniert kein Staat“, stellte Freifrau von Beverfoerde klar. Einerseits begrüsse sie die Einrichtung der Kindertagesstätten, gleichzeitig prangert sie allerdings an, dass diese von der Politik ausdrücklich bevorzugt würden. “Die Familienbindung wird geschwächt. Das Leben und die Menschen werden auseinanderdividiert“, bedauerte sie.
Sie wandte sich auch ausdrücklich gegen die vorgesehenen Bildungspläne in einigen Bundesländern, in denen Schulen im Unterricht sexuelle Vielfalt vermitteln sollen, die jedoch nicht klar definiert sei. So könne beispielsweise auch Pädophilie Unterrichtsthema sein.
Birgit Kelle, vierfache Mutter, unter anderem eines neunjährigen Kindes, das in der Grundschule Sexualkunde hat, fragt, welchen Nutzen es habe, wenn der Sohn in diesem Alter gezwungen werde, seine Sexualität zu hinterfragen. Die Folge wäre eher eine Verwirrung des Kindes, sagte sie.
Kelle stellte in ihren Redebeiträgen auch die teilweise Absurdität des Gender-Mainstreamings in der Gesellschaft vor. Dabei ginge es nicht einmal ansatzweise um Gleichberechtigung, so Kelle.
Zwar gäbe es bereits seit 20 Jahren das Thema “Gender-Mainstreaming“, allerdings werde erst heute den Menschen dessen Relevanz bewusst. Als Beispiele nannte sie die Einführung von Ampelweibchen oder Unisextoiletten und bedauerte vor allem die grosse finanzielle Unterstützung des Gender-Mainstreamings mit öffentlichen Geldern.
Bei Recherchen zu einem neuen Buch fand sie heraus, dass zwischen 2007 und 2013 die Europäische Union mehr als 3,5 Milliarden Euro für die Förderung des Gender-Mainstreamings ausgegeben habe. Zudem gebe es 214 Lehrstühle für Gender-Mainstreaming in Deutschland.
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