Got­tes Liebe – Das Sakra­ment der Ver­ge­bung

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

BarmherzigkeitKathTube: Das Sakrament der Busse und Vergebung

Geliebte im Herrn!

In die Nacht der Sünde leuch­tet das Erbar­men Got­tes. Es gibt für den reui­gen Sün­der eine Befrei­ung von sei­ner Schuld. Gott hat dafür gesorgt, dass, wer reu­mü­tig zu ihm zurück­kehrt, Ver­ge­bung emp­fan­gen kann. “Ich will nicht den Tod des Sün­ders, son­dern dass er sich bekehre und lebe.” Sün­den ver­ge­ben kann allein Gott, denn er ist es der mit der Sünde gekränkt wird, gegen den die Sünde auf­steht, den die Sünde trifft. Aber Gott bedient sich bei der Ver­ge­bung der Sün­den der Men­schen. Er hat seine Ver­ge­bungs­ge­walt in mensch­li­che Hände gelegt, und zwar zuerst in die Hände sei­nes Soh­nes, unse­res Herrn Jesus Chris­tus.

Sie alle ken­nen die Geschichte, wie Jesus in Kapharnaum in einem Hause weilte, dicht umrun­det von den Men­schen, die seine Pre­digt hör­ten. Da kamen Män­ner mit einem Gelähm­ten, wahr­schein­lich ein Schlag­an­fall­mann. Sie konn­ten zu Jesus nicht vor­drin­gen, weil die Menge dicht gedrängt um ihn stand. Was taten sie? Sie deck­ten das Dach ab und lie­ssen ihn von oben aus dem Dache mit Sei­len hinab, da an die Stelle, wo Jesus stand. Jesus sah sich den Mann an, und er wusste sofort: Der Mann ist dop­pelt krank. Er hat nicht nur ein kör­per­li­ches Lei­den, son­dern er ist auch krank an sei­ner Seele. Er hat Sün­den auf sich. Des­we­gen heilt er zuerst die grö­ssere Krank­heit, die Krank­heit der Seele: “Mein Sohn, deine Sün­den sind dir ver­ge­ben.” Die Umste­hen­den waren betrof­fen; sie waren ent­setzt. Wer kann Sün­den ver­ge­ben als Gott allein? Er läs­tert Gott! Jesus aber zeigt, dass er die Voll­macht hat, Sün­den zu ver­ge­ben. “Was ist leich­ter“, sagt er, “zu sagen: Deine Sün­den sind dir ver­ge­ben oder: Nimm dein Bett und geh nach Hause?“ Nun, zu sagen ist natür­lich leich­ter: Deine Sün­den sind dir ver­ge­ben. Aber wenn auf das Sagen das Tun fol­gen soll, wenn das, was gesagt ist, auch gesche­hen soll, dann ist natür­lich das Risiko viel grö­ßer, wenn man sagt: Nimm dein Bett und geh nach Hause. Und das eben sagt jetzt der Herr. Er spricht zu dem Gelähm­ten: “Nimm dein Bett und geh nach Hause!“ Und der Gelähmte steht auf, nimmt sein Bett und geht nach Hause. “Alle waren ausser sich vor Stau­nen“, so heisst es im Evan­ge­lium. Alle waren ausser sich vor Stau­nen. Denn durch diese Wun­der­hei­lung hatte er bewie­sen, dass er im Besitz der Sün­den­ver­ge­bungs­ge­walt ist.

Jesus ist der Sün­der Hei­land. Er ist gekom­men, zu suchen und selig zu machen, was ver­lo­ren war. Er nimmt sich der Zöll­ner und Sün­der an. Den Levi beruft er zum Apos­tel, und bei dem Zachäus kehrt er ein in sein Haus, weil er sich bekehrte. “Nicht die Gesun­den bedür­fen des Arz­tes“, so sagt er, “son­dern die Kran­ken.“ Er ver­zeiht dem Schä­cher am Kreuze, und er lässt dem Petrus sei­nen Ver­rat nach. Mit einem Blick, mit einem Blick, den Petrus nie mehr ver­ges­sen hat, trifft ihn der Herr mit­ten ins Herz, und er geht hin­aus und wei­net bit­ter­lich. Er ver­zeiht der Ehe­bre­che­rin und der Sün­de­rin, die seine Füsse beim Gast­mahl mit Öl salbt und sie mit ihren Haa­ren trock­net. Er ver­giesst sein Blut zur Ver­ge­bung der Sün­den und stirbt am Kreuze als der Sün­den Hei­land. Er befreit uns von aller Unge­rech­tig­keit.

Diese Sün­den­ver­ge­bungs­ge­walt hat der Herr sei­nen Apos­teln ver­macht. Es war am Tage sei­ner Auf­er­ste­hung. Da steht er plötz­lich mit­ten unter ihnen im Abend­mahls­saal und gibt ihnen den Frie­den. Aber er gibt ihnen nicht nur den Frie­den, er gibt ihnen mehr. Er gibt ihnen die Sün­den­ver­ge­bungs­ge­walt. Er haucht sie an: “Emp­fan­get den Hei­li­gen Geist!“ Denn der ist es, der die Sün­den ver­gibt. “Wel­chen ihr die Sün­den nach­las­sen wer­det, denen sind sie nach­ge­las­sen, und wel­chen ihr sie behal­ten wer­det, denen sind sie behal­ten.“ Da hat er die Apos­tel mit der herr­lichs­ten Gewalt, die man sich den­ken kann, begabt, mit der Gewalt im Namen Got­tes und in der Kraft Got­tes Sün­den nach­zu­las­sen. Die Apos­tel haben diese Gewalt aus­ge­übt. Wir wis­sen, dass in Ephe­sus die Men­schen zu Pau­lus ström­ten, um von ihren Sün­den befreit zu wer­den. Und auch im Johan­nes­brief ist die Rede davon. “Wenn wir unsere Sün­den beken­nen, dann ist Gott getreu und gerecht. Er ver­gibt uns unsere Sün­den.“

Die Apos­tel haben diese Gewalt auch ihren Nach­fol­gern wei­ter­ge­ge­ben. Von Anfang an hat in der Kir­che eine Sün­den­ver­ge­bungs­ge­walt exis­tiert. Wir wis­sen aus Brie­fen des hei­li­gen Augus­ti­nus, dass er im Bischofs­amte als Ver­ge­ber der Sün­den tätig war. Er weist ein­mal den Ein­wand zurück: “Ich bekenne meine Sün­den allein Gott“, sagt ihm einer. “Ja, wie willst du denn das machen“, sagt er, “wenn Jesus gesagt hat: Wel­chen ihr die Sün­den nach­las­sen wer­det, denen sind sie nach­ge­las­sen? Da ist doch noch eine Zwi­schen­stufe. Da ist doch noch eine Instanz zwi­schen dir und Gott.“ Und das sind die­je­ni­gen, denen die Sün­den­ver­ge­bungs­ge­walt über­ge­ben ist.

Das Sakra­ment der Busse, das Sakra­ment der Sün­den­ver­ge­bung, ist von Chris­tus ein­ge­setzt. Die Apos­tel haben es ihren Nach­fol­gern wei­ter­ge­ge­ben. Noch heute emp­fängt jeder Pries­ter bei der Pries­ter­weihe die Gewalt, Sün­den nach­zu­las­sen. Dass diese Gewalt von Gott kommt, das wird an der Spen­de­for­mel des Busssa­kra­men­tes deut­lich. In der alten For­mel hiess es: “Ich spre­che dich los von dei­nen Sün­den in der Voll­macht (auc­to­ri­tate) Got­tes. Der Herr spre­che dich los durch seine Voll­macht, und ich spre­che dich los in sei­ner Voll­macht.“ In der neuen For­mel ist das anders aus­ge­drückt. Aber auch darin ist ent­hal­ten, dass die Ver­ge­bung durch Gott geschieht. “Durch den Dienst der Kir­che schenke dir Gott Ver­zei­hung und Frie­den!“ Die Kir­che leis­tet nur einen Dienst, aber frei­lich einen uner­läss­li­chen Dienst, einen über alles erha­be­nen Dienst, einen von Gott über­tra­ge­nen Dienst. Die Sün­den­ver­ge­bung aller­dings kommt von Gott.

Für die­je­ni­gen, die nach der Taufe in Sün­den fal­len, hat Gott das Sakra­ment der Busse ein­ge­setzt. Es ist nicht von Men­schen erfun­den. So etwas kön­nen Men­schen nicht erfin­den. So etwas kön­nen Men­schen ande­ren nicht auf­er­le­gen, das ist aus­ge­schlos­sen. Das Sakra­ment der Busse ist von Chris­tus ein­ge­setzt. Es ist der not­wen­dige und grund­sätz­lich ein­zige Weg, um von den Sün­den frei­zu­kom­men.

Ein Sakra­ment besteht immer aus einem äusse­ren Zei­chen und einer inne­ren Gnade. Das äussere Zei­chen des Busssa­kra­men­tes sind die Akte des Pöni­ten­ten, also Reue, Beicht, Genug­tu­ung, und die Los­spre­chung des Pries­ters. Das Buss­ge­richt ist ein wirk­li­ches Gericht, denn der Pries­ter sitzt, und Sit­zen ist ein Zei­chen der rich­ter­li­chen Funk­tion. Der Pries­ter lässt sich die Sün­den ankla­gen. Nicht ein frem­der Mensch klagt einen ande­ren an, son­dern der Sün­der selbst klagt sich an. Es gibt also eine echte Anklage im Buss­ge­richt. Er kommt frei­wil­lig. Nie­mand zwingt ihn, und nie­mand treibt ihn. Der Pries­ter als Rich­ter glaubt dem Sün­der. Wir Pries­ter haben ein Prin­zip, und das heisst: “Poe­n­i­tenti est creden­dum“ – dem Pöni­ten­ten muss man glau­ben. Es gibt also kein Zeu­gen­ver­hör, durch das bestä­tigt wird, was der Sün­der bekannt hat. Nein, der Sün­der bekennt, und der Pries­ter glaubt ihm. Und wenn er fin­det, dass sein Bekennt­nis voll­stän­dig ist, dass seine Reue echt ist, dass er einen erns­ten Vor­satz hat, dann endet die­ses Gericht mit einem Frei­spruch. Es ist also ein Gericht der Gnade, anders als in den welt­li­chen Gerich­ten. Es ist ein Gericht der Gnade, für das am Ende der Frei­spruch steht.

Das Bussge­richt war von Anfang an als Ohren­beichte ein­ge­rich­tet. Das ist ein unschö­nes Wort. Es wird vor allem von den Pro­tes­tan­ten gebraucht, um die Beichte madig zu machen. Aber wir wis­sen, was damit gemeint ist: Es ist das geheime Bekennt­nis der Sün­den gemeint. Geheim war das Bekennt­nis immer, wenn auch manch­mal die Busse öffent­lich war. Eine geheime Busse ist zwar die Regel, aber bei beson­ders schwe­ren Sün­den war die Busse öffent­lich. Heute ist sie gewöhn­lich nicht mehr öffent­lich, obwohl man natür­lich auch sehen kann, was einer für eine Busse bekom­men hat, wenn er bei­spiels­weise den Kreuz­weg geht nach der Beichte. Da sieht man, dass er auf­er­legt bekom­men hat, den Kreuz­weg zu beten. Von Ambro­sius wis­sen wir, wie er selbst oft Beicht hörte und Trä­nen ver­goss über die Sün­den und über die Sün­der. Er hatte Trauer über die Sün­den, und er hatte Mit­leid mit den Sün­dern.

Wenn das alles in Ord­nung befun­den wird, dann erteilt der Pries­ter die Los­spre­chung. Im Namen Got­tes spricht er dem Sün­der die Ver­ge­bung zu. Und das ist die grosse Wir­kung der Los­spre­chung: Es wer­den alle Sün­den ver­ge­ben, alle bereu­ten Sün­den; die schwe­ren und die läss­li­chen wer­den ver­ge­ben, das über­na­tür­li­che Leben der Gnade zieht wie­der ein in die Seele. Mit der Sünde wird ver­ge­ben die ewige Strafe. Wer nach reui­ger Beichte los­ge­spro­chen wird, dem ist die ewige Strafe, die Höl­len­strafe, mit Sicher­heit ver­ge­ben. Er hat sie nicht mehr zu fürch­ten. Es wer­den auch viele zeit­li­che Stra­fen ver­ge­ben. Nicht alle, denn die brau­chen wir, damit wir gezüch­tigt wer­den, damit wir heil­sam gezüch­tigt wer­den. Des­we­gen wer­den nicht alle zeit­li­chen Stra­fen mit der Los­spre­chung ver­ge­ben. Und schliesslich wer­den mit der Los­spre­chung Gna­den, hel­fende Gna­den erteilt, damit wir die Sünde mei­den kön­nen. Das Busssa­kra­ment schaut eben auch in die Zukunft. Es wird auch dazu gespen­det, dass wir künf­tig die Sünde mei­den, dass wir die Gele­gen­heit zur Sünde mei­den. Auf diese Weise ist das Busssa­kra­ment also wahr­haft zukunfts­träch­tig.

Ach, meine lie­ben Freunde, könn­ten die Beicht­stühle reden! Wie viele tau­send Men­schen haben hier den Frie­den gefun­den, sind hier für den Him­mel geret­tet wor­den, haben sich hier die Kraft geholt, die Sünde zu mei­den! Ich denke mit gro­sser Dank­bar­keit und Freude zurück, als ich im Jahre 1951 anfing, das Pries­ter­tum aus­zu­üben in einer Dias­por­a­ge­meinde in der dama­li­gen DDR (der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik). Was hat­ten wir da für gute, reuige, büssende Men­schen! Ich hatte eine Menge Jugend­li­cher, die alle vier Wochen treu und red­lich ihre Sün­den bekann­ten. Wir Pries­ter waren pau­sen­los im Beicht­stuhl beschäf­tigt, vor der Messe, wäh­rend der Messe – wenn der Pfar­rer die Messe las, hörte ich Beichte, wenn ich die Messe las, hörte er Beichte. Es war eine Zeit, wie sie heute kaum noch vor­stell­bar scheint. Denn das Busssa­kra­ment ist zum ver­lo­re­nen Sakra­ment gewor­den! Und das ist viel­leicht das Schlimmste an der gan­zen nach­kon­zi­li­a­ren Kata­stro­phe.

Auch der Mensch muss bei der Busse, beim Busssa­kra­ment, mit­tun. Gott kommt ihm ent­ge­gen, indem er ihm die Ver­zei­hung anbie­tet. Aber auch der Mensch muss etwas tun, näm­lich er muss Reue, Bekennt­nis und Genug­tu­ung leis­ten. Reue ist ein Schmerz der Seele und ein Abscheu vor der Sünde und der Vor­satz, sie künf­tig nicht mehr zu bege­hen. Schmerz der Seele über die Sün­den, Abscheu vor der Sünde und Vor­satz, künf­tig nicht mehr zu sün­di­gen. Die Reue muss inner­lich und über­na­tür­lich sein. Inner­lich, das heisst, man muss im Her­zen die Sün­den bereuen, man muss im Her­zen Schmerz über die Sün­den emp­fin­den. “Zer­reisst nicht eure Klei­der”, sagt der Herr im Alten Tes­ta­ment, “son­dern zer­reisst eure Her­zen!“ Das ist gemeint, wenn wir sagen, die Reue muss inner­lich sein; denn Gott schaut auf das Herz. Sie muss aber auch über­na­tür­lich sein. Man kann auch aus natür­li­chen Grün­den die Sün­den bereuen, weil man schwach gewor­den ist, weil man sich an die Tröge der Schweine bege­ben hat, weil man das eigene Men­schen­tum geschän­det hat, weil man sich bloßssge­stellt hat vor ande­ren, weil man die Fol­gen der Sünde spürt. Das ist natür­li­che Reue. Die ist ja nicht schlecht, aber sie reicht nicht. Wenn die Reue wirk­sam sein soll, muss sie über­na­tür­lich sein. Sie muss dar­auf sehen, dass die Sünde Gott tan­giert, dass die Sünde gegen Gott auf­steht, und das muss ihr leid tun, das muss ihr Schmerz berei­ten. Da unter­schei­den wir wie­der zwei Arten der Reue. Wir unter­schei­den die Furch­treue und die Lie­bes­reue. Die Furch­treue besteht darin, dass wir es bedau­ern, von Gott zeit­lich oder ewig gestraft zu wer­den. Das ist auch eine echte Reue, denn wir wol­len ja schliess­lich mit Gott in Frie­den leben und nicht straf­wür­dig sein, nicht von ihm gepei­nigt wer­den mit zeit­li­chen oder gar mit ewi­gen Stra­fen. Also die Furch­treue ist nicht wert­los, wie Luther behaup­tete. Nein, die Furch­treue hat auch ihre Stelle. Aber sie wird weit über­bo­ten durch die Lie­bes­reue. Die Lie­bes­reue geht her­vor aus der Liebe zu Gott. Weil wir Gott undank­bar gewe­sen sind, weil wir das höchste und lie­bens­wür­digste Gut gekränkt haben, des­we­gen tut es uns leid. “Dich liebt, o Gott, mein gan­zes Herz, und dies ist mir der grösste Schmerz, dass ich betrübt dich, höchs­tes Gut. Ach, wasch mich rein mit dei­nem Blut!“ Lie­bes­reue, sie geht her­vor aus der Liebe, aus der Liebe zu Gott. Wir haben ja das schöne Reue­ge­bet, das wir hof­fent­lich alle ken­nen, das wir in der Kind­heit gelernt haben, wo Furch­treue und Lie­bes­reue zusam­men­ge­fasst sind: “Alle Sün­den mei­nes Lebens tun mir leid, weil ich dadurch ver­dient habe, von dir zeit­lich oder ewig gestraft zu wer­den.“ Das ist die Furch­treue. “Weil ich so undank­bar gewe­sen bin, und weil ich dich, das höchste und lie­bens­wür­digste Gut, dadurch belei­digt habe.“ Das ist die Lie­bes­reue. Die Lie­bes­reue sol­len wir nicht nur erwe­cken, wenn wir zur Beichte gehen, son­dern auch jeden Tag. Jeden Tag am Abend, wenn wir Rück­schau hal­ten auf das Tages­ge­sche­hen, sol­len wir die Lie­bes­reue erwe­cken. Die Lie­bes­reue ist eine grosse Kraft, meine lie­ben Freunde. Wer die Lie­bes­reue erweckt mit dem Ver­lan­gen, sobald wie mög­lich zu beich­ten, dem wer­den schon in die­sem Augen­blick die Sün­den ver­ge­ben. Die Lie­bes­reue ist ein gewal­ti­ges und herr­li­ches Got­tes­ge­schenk.

Sie ken­nen alle die geist­li­che Kom­mu­nion. Wenn man nicht zum Altarsa­kra­ment hin­zu­tre­ten kann aus irgend­wel­chen Grün­den, dann erweckt man die Sehn­sucht danach. Das ist die geist­li­che Kom­mu­nion. Man möchte Jesus emp­fan­gen, man möchte ihm sich schen­ken, und auf diese Weise emp­fan­gen wir in der geist­li­chen Kom­mu­nion die Gaben, die auch in der sakra­men­ta­len Kom­mu­nion gege­ben wer­den. Ähn­lich ist es mit der Lie­bes­reue. Wenn wir nicht zur Beichte gehen kön­nen, weil viel­leicht kein Pries­ter da ist, dann ver­mö­gen wir mit der Lie­bes­reue in den Stand der Gnade zu kom­men und emp­fan­gen die Wir­kun­gen, die wir sonst vom Busssa­kra­ment emp­fan­gen wür­den. Natür­lich bleibt die Pflicht, die Sün­den zu beken­nen. Es bleibt die Pflicht, das Busssa­kra­ment spä­ter zu emp­fan­gen; aber die Sün­den sind durch die Lie­bes­reue ver­ge­ben. Das Sakra­ment wirkt gewis­ser­ma­ssen vor­aus, indem es in der Lie­bes­reue die Kraft ent­fal­tet, Sün­den zu ver­ge­ben.

Die Reue muss dann laut wer­den im Bekennt­nis. Beich­ten heisst ja beken­nen, von bijä­hen, dem alten deut­schen Wort bijä­hen – beken­nen. Die Beichte muss voll­stän­dig sein, sie muss auf­rich­tig sein. Ganz töricht, wenn im Pro­tes­tan­tis­mus behaup­tet wird, die Pries­ter hät­ten das Bekennt­nis ein­ge­führt. O, meine lie­ben Freunde, wir sind ja die Erst­be­trof­fe­nen von der Pflicht zum Bekennt­nis der Sün­den. Wir gehen ja viel öfter zur Beichte als Ihr. Wir sind gehal­ten, oft (fre­quen­ter) zur Beichte zu gehen, und wir tun es. Also wir sind zuerst betrof­fen. Aber die Beichte, das Bekennt­nis, ist auch des­we­gen not­wen­dig, weil nur so der Pries­ter fest­stel­len kann, ob er die Sün­den nach­las­sen kann, oder ob er sie behal­ten muss. Erst das Bekennt­nis öff­net ihm den Blick. Näm­lich wenn er fest­stellt, dass jemand kei­nen Vor­satz hat, dass jemand die Gele­gen­heit zur Sünde nicht mei­den will, kann er nicht los­spre­chen. Er muss Reue und Vor­satz vor­wei­sen. Das kann man eben nur erken­nen, wenn das Bekennt­nis erfolgt. Also das Bekennt­nis ist von Chris­tus ein­schluss­weise ein­ge­setzt, als er den Pries­tern die Voll­macht gab, Sün­den zu ver­ge­ben.

Es muss noch ein Letz­tes geleis­tet wer­den vom Sün­der, vom Büsser, näm­lich die Genug­tu­ung. Ein­mal hat mich ein Herr gefragt: “Ja, warum muss ich jetzt noch eine Genug­tu­ung leis­ten? Hat nicht Chris­tus die Genug­tu­ung geleis­tet?“ Ja selbst­ver­ständ­lich. Er hat eine über­flie­ssende Genug­tu­ung geleis­tet. Aber wir müs­sen an die­ser Genug­tu­ung Anteil gewin­nen. Wir müs­sen mit die­ser Genug­tu­ung uns ver­ei­ni­gen, und das geschieht eben dadurch, dass wir eine Busse auf uns neh­men. Eine Busse. O, dazu, meine Freunde, wäre viel zu sagen. Denn die leich­ten Gebets­bu­ssen, die seit Jahr­zehn­ten üblich sind, sind eigent­lich dem Ernst des Bussge­sche­hens, dem Ernst des Buss­ge­rich­tes nicht ange­mes­sen.

Wir haben als ange­hende Pries­ter das Prin­zip gelernt: Leichte Busse für leichte Sün­den, schwere Busse für schwere Sün­den. Das ist rich­tig. Das habe ich jahr­zehn­te­lang mei­nen Pries­ter­kan­di­da­ten vor­ge­tra­gen. Leichte Busse für leichte Sün­den, schwere Busse für schwere Sün­den. Es gibt eine gewisse Ent­schul­di­gung für die heute auf­er­leg­ten leich­ten Bussen, näm­lich den Leu­ten fällt alles schwer. Ihnen fällt schon schwer, wenn man sagt. sie sol­len einen Rosen­kranz beten. Mich fragte mal jemand im Beicht­stuhl: “Einen gan­zen?“ Ja, aller­dings einen gan­zen. Man kann auch meh­rere Rosen­kränze zu beten auf­er­le­gen. Nein, meine lie­ben Freunde, wir wol­len das Busssa­kra­ment nicht zum Gespötte machen, und des­we­gen ist es ange­bracht, im Busssa­kra­ment etwas auf­zu­ge­ben, was tat­säch­lich dem Büsser schwer­fällt. Leichte Busse für leichte Sün­den, schwere Busse für schwere Sün­den.

Das, meine lie­ben Freunde, ist das Busssa­kra­ment, über dem das grosse Wort steht: Gott ist die Liebe. Ich habe ein­mal einen Beicht­stuhl gese­hen, über dem zwei Engel ange­bracht waren, ein Engel, der weinte, ein ande­rer Engel, der sich freute. So ist es, wenn man das Bussa­kra­ment rich­tig ver­wal­tet und rich­tig emp­fängt. Man geht hin­ein, wei­nend und kla­gend über die eigene Schuld, und man kommt her­aus, erlöst und befreit von der Schuld. Got­tes Weis­heit und Got­tes Liebe hat über unsere Schuld gesiegt.

“Komm, Sün­der, komm, ich wart auf dich mit aus­ge­streck­ten Hän­den. Mit dir will ich ver­söh­nen mich. Tu deine Bos­heit enden.”

Amen.

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