Die Hoffnung auf Einheit – Brüder in der Hoffnung

Franziskus und Bartholmaios I.: Ökumenisches Gebet im Phanar

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Franziskus und Bartholmaios I.: Ökumenisches Gebet im Phanar: ‘Und ich bitte um einen Gefallen: mich und die Kirche von Rom zu segnen’

Rom, kath.net, 29. November 2014

Am Vorabend des Festes des heiligen Apostels Andreas kam es zu einem ersten ökumenischen Höhepunkt der Apostolischen Reise von Papst Franziskus in die Türkei. Der Papst hielt zusammen mit dem ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., in der Patriarchalkirche des heiligen Georgs im Phanar ein Gebet für die Einheit. Zum Schluss beteten der Papst und der Patriarch gemeinsam das Vaterunser und erteilten den Schlusssegen: Franziskus auf Latein, Bartholomaios I. auf Griechisch. .

kath.net veröffentlicht die Worte von Papst Franziskus beim ökumenischen Gebet in der Patriarchalkirche St. Georg:

Eure Heiligkeit, viel geliebter Bruder,

der Abend bringt immer ein gemischtes Gefühl der Dankbarkeit für den vergangenen Tag und des bangen Sich-Überlassens angesichts der hereinbrechenden Nacht mit sich. Heute Abend ist meine Seele voller Dankbarkeit gegenüber Gott, der mir gewährt hat, hier zu sein, um zusammen mit Eurer Heiligkeit und dieser Schwesterkirche am Ende eines intensiven Tages des Apostolischen Besuchs zu beten; und zugleich erwartet mein Herz den Tag, den wir liturgisch begonnen haben: das Fest des heiligen Apostels Andreas, des Patrons dieser Kirche.

Mit den Worten des Propheten Sacharja hat der Herr uns in diesem Vespergebet einmal mehr das Fundament gegeben, das unserem Ausstrecken zwischen einem Heute und einem Morgen zugrunde liegt, den starken Fels, auf dem wir mit Freude und Hoffnung gemeinsam unsere Schritte tun können; dieses felsenstarke Fundament ist die Verheissung des Herrn: “Seht, ich werde mein Volk befreien aus dem Land des Sonnenaufgangs und aus dem Land des Sonnenuntergangs … und ich werde ihr Gott sein, unwandelbar und treu” (8,7-8).

Ja, verehrter geliebter Bruder Bartholomaios, während ich Ihnen meinen herzlichen Dank für Ihre brüderliche Aufnahme ausspreche, spüre ich, dass unsere Freude grösser ist, weil die Quelle jenseits liegt, nicht in uns, nicht in unserem Engagement und unseren Bemühungen, auch wenn es diese pflichtgemäss gibt, sondern in unserem gemeinsamen Vertrauen auf Gottes Treue, der das Fundament für den Wiederaufbau seines Tempels, die Kirche, legt (vgl. Sach 8,9). “Seht, der Same des Friedens” (vgl. Sach 8,12); seht, der Same der Freude: der Frieden und die Freude, die die Welt nicht geben kann, aber die Jesus, der Herr, seinen Jüngern verheissen und ihnen als Auferstandener in der Kraft des Heiligen Geistes gegeben hat.

Andreas und Petrus haben diese Verheissung vernommen, haben dieses Geschenk erhalten. Sie waren Brüder von Geblüt, aber die Begegnung mit Christus liess sie zu Brüdern im Glauben und in der Liebe werden. Und an diesem freudvollen Abend, bei diesem Gebet am Vorabend möchte ich vor allem betonen: Brüder in der Hoffnung. Welche Gnade ist es, Eure Heiligkeit, Brüder in der Hoffnung des auferstandenen Herrn zu sein! Welche Gnade – und welche Verantwortung – gemeinsam in dieser Hoffnung vorwärts zu schreiten, getragen durch die Fürsprache der heiligen Apostelbrüder Andreas und Petrus! Und zu wissen, dass diese gemeinsame Hoffnung nicht enttäuscht, weil sie nicht in uns und in unseren schwachen Kräften, sondern in der Treue Gottes begründet ist. Und ich bitte euch um einen Gefallen: mich und die Kirche von Rom zu segnen.

Mit dieser freudigen Hoffnung voll Dankbarkeit und banger Erwartung spreche ich Eurer Heiligkeit, allen Anwesenden und der Kirche von Konstantinopel meine herzlichen und brüderlichen Wünsche für das Fest Ihres heiligen Patrons aus.

kath.net veröffentlicht die Worte des ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomaios I. beim ökumenischen Gebet in der Patriarchalkirche St. Georg:

Eure Heiligkeit,

Wir preisen unseren allguten dreifaltigen Gott und empfangen Sie und Ihre ehrwürdigen Begleiter an diesem heiligen Ort, an dem sich der Bischofssitz unserer historischen Märtyrerkirche befindet, die von der göttlichen Vorsehung den Auftrag erhalten hat, den verantwortlichen Dienst der ersten Kirche unter den Orthodoxen Kirchen weltweit wahrzunehmen. Wir empfangen Sie in Freude, Ehrerbietung und Dankbarkeit, weil Sie geruhten, Ihre Schritte vom Alten ins Neue Rom zu lenken, und dadurch gewissermassen eine Brücke vom Westen in den Osten schlagen und die Liebe des Apostelfürsten seinem erstberufenen Bruder überbringen.

Ihr Besuch bei uns ist der erste seit dem nicht lange zurück liegenden Amtsantritt Eurer Heiligkeit auf dem Bischofsstuhl der “Vorsteherin der Liebe” und ist eine Fortsetzung entsprechender Besuche Ihrer verehrten Vorgänger Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Er bringt den Wunsch Eurer Heiligkeit und der heiligsten Kirche von Rom zum Ausdruck, dass der brüderliche und kontinuierliche Weg mit unserer orthodoxen Kirche zur Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft zwischen unseren Kirchen fortgesetzt wird. Deshalb begrüssen wir voller Freude und grosser Wertschätzung den Besuch Eurer Heiligkeit bei uns als historisches und für die Zukunft vielversprechendes Ereignis.

Dieser heilige Ort, an dem jahrhundertelang unter unterschiedlichen historischen Bedingungen die jeweiligen Ökumenischen Patriarchen das Mysterium der heiligen Eucharistie gefeiert haben und feiern, steht in der Nachfolge anderer bedeutender Kirchengebäude in unserer Stadt, an welchen wichtige kirchliche Gestalten ihren Dienst versehen haben, die bereits zur Schar der grossen Kirchenväter des gesamten Erdkreises gehören.

Darunter befinden sich auch die Vorgänger unserer geringen Person Gregor der Theologe und Johannes Chrysostomus, deren heilige Reliquien in dieser Kirche ruhen, gemeinsam mit jenen des heiligen Basilius des Grossen, der heiligen Grossmärtyrerin Euphemia, die den Tomos des IV. Ökumenischen Konzils bekräftigt hat, und anderer Heiliger der Kirche. Dass erstere Reliquien hier ruhen, ist der freundlichen Übergabe derselben durch die Kirche von Rom an das Ökumenische Patriarchat zu verdanken. Wir feiern in diesem Jahr das zehnjährige Jubiläum dieses gesegneten Ereignisses und sprechen Eurer Heiligkeit noch einmal unseren herzlichen Dank für diese brüderliche Geste Ihrer Kirche gegenüber unserem Patriarchat aus. Diese heiligen Kirchenväter, auf deren Lehren unser gemeinsamer Glaube des ersten Jahrtausends aufbaut, mögen unsere Fürsprecher beim Herrn sein, damit wir die volle Gemeinschaft zwischen unseren Kirchen wiederfinden, und so – in für die Menschheit und die Welt schwierigen Zeiten – Seinen heiligen Willen erfüllen. Denn wie der heilige Johannes Chrysostomus sagt: “Das ist es, was die Gläubigen zusammenhält und die Liebe fortführt, dies geschieht, auf dass sie eins seien, wie Christus sagt” (Kommentar zum Philipperbrief 4,3 P.G. 62, 208).

Wir sprechen noch einmal die Freude und Dankbarkeit der heiligen Kirche von Konstantinopel und unserer geringen Person über den offiziellen und brüderlichen Besuch Eurer Heiligkeit aus und wünschen Ihnen und Ihren ehrwürdigen Begleitern einen vom Herrn in allem gesegneten Aufenthalt in unserer Mitte, zum weiteren Wachstum unserer geschwisterlichen Verbindungen, zur Ehre Seines heiligen Namens.

“Dank sei Gott für sein unfassbares Geschenk” (2 Kor 9,15).

Herzlich willkommen, im Herrn geliebter Bruder!

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