Das Christuskind als Sohn Gottes erkannt

“Die Heiligen Drei Könige – Mythos, Kunst und Kult”

Die Anbetung der Hl. Drei Könige
850 Jahre Hl. Drei Könige, Köln

Das Kölner Museum Schnütgen zeigt in einer prächtigen Ausstellung “Die Heiligen Drei Könige – Mythos, Kunst und Kult”.

Die Tagespost, 05. November 2o14

Von Constantin Graf von Hoensbroech

Im Jahr 1364 schrieb der Karmelitermönch Johannes von Hildesheim: “Freue Dich, glückliches Köln! Überall in der Welt wirst Du ihretwegen von den Menschen hochgeachtet und verehrt.” Johannes beschrieb damit die Bedeutung der Stadt, die sie seit der 200 Jahre zuvor erfolgten Übertragung der Gebeine der Heiligen Drei Könige gekommen hatte und die sie seitdem zu einer der bedeutendsten Pilgerstätten der Christenheit werden liess.

Auch heute kann sich Köln in besonderer Weise freuen, denn das Museum Schnütgen zeichnet in einer fulminanten Sonderausstellung “Die Heiligen Drei Könige – Mythos, Kunst und Kult” den Weg, den die Erzählungen über Caspar, Melchior und Balthasar als eines der zentralen Sujets in der Kunst genommen haben. Dabei empfängt die Ausstellung die Besucher genau dort, wo alles beginnt: Die prächtige karolingische Bibel aus dem neunten Jahrhundert ist genau auf der Seite aufgeschlagen, auf der der Evangelist Matthäus von den “magi ab oriente” (2,1–12) berichtet. Matthäus berichtet auch von einem Traum, in dem den Weisen bedeutet wurde, “nicht zu Herodes zurückzukehren”. Diese ebenso poetische wie berührende Darstellung wurde im zwölften Jahrhundert in Kalkstein als Teil eines Figurenkapitells ausgeführt. Erstmals überhaupt hat dieses einzigartige Objekt seinen angestammten Platz im Kapitelsaal der in Burgund gelegenen Kathedrale von St. Lazare in Autun verlassen und wird nun im Schnütgen-Museum gezeigt. Ebenfalls aus Frankreich kommt ein reichhaltig gestalteter Elfenbeinkasten aus dem neunten Jahrhundert. Die Kostbarkeit aus dem Pariser Louvre zeigt Szenen aus der Kindheit Christi, wobei der Auftritt der Weisen aus dem Morgenland auf den acht Tafeln auffallend häufig thematisiert wird.

Grandios ist auch die Leihgabe aus dem Bestand des Schottischen Nationalmuseums: ein aus dem vierten Jahrhundert stammendes Silbergefäss mit einer Darstellung der Anbetung des Christuskindes durch die Könige. Viele der Ausstellungsstücke liessen sich zudem noch als besonders oder einzigartig oder erstmals ausgeliehen beschreiben – doch wo soll man anfangen? Denn dies ist es, was die Kölner Schau so herausragend und international bedeutsam macht. Es ist einerseits die ausnahmslos faszinierende und hervorstechende Qualität der rund 130 Exponate. Andererseits sind es die teilweise exquisiten Adressen der rund 70 Sammlungen und Museen in Europa und New York, die sich an der Kölner Schau beispielsweise mit liturgischen Prachthandschriften, Altarbildern des Mittelalters, frühchristlichen Grabmälern, Evangeliaren, Gefässen, Schmuck- und Reliquienkästchen, Madonnendarstellungen, Gewändern und anderem mehr beteiligen. Die Objekte vom dritten bis zum 16. Jahrhundert erzählen von der Entwicklung und Darstellung sowie legendären Ausgestaltung der biblischen Überlieferung, die es über die ersten Christuspilger gibt.

“Die Weisen aus dem Orient waren die ersten, die in dem neugeborenen Jesuskind den Sohn Gottes erkannten, der Mensch geworden war, um durch seinen eigenen Tod und die Auferstehung die Menschen vom Tod zu erlösen. Deshalb kommt der Anbetung des Kindes durch die drei Weisen oder die Heiligen Drei Könige in der christlichen Kunst besondere Bedeutung zu”, heisst es dazu im Begleitheft. In diesem Sinne erfahren die Besucher etwa, wie es überhaupt zu drei Königen – Matthäus gibt keine Personenzahl und schreibt auch nicht von Königen – gekommen ist, warum einer der Könige später als Farbiger dargestellt wird oder wie das Bildmotiv Anbetung mit der thronenden Madonna entstand. Auf abwechslungsreiche Weise macht die Ausstellung so die Interpretation der Themen quer durch die Jahrhunderte sichtbar.

In einem eigenen Bereich wird auch die Bedeutung der Heiligen Könige für die Stadt Köln dargestellt. Ihretwegen wurden der gotische Dom gebaut und drei Kronen ins Stadtwappen aufgenommen. Dabei gab es in der Stadt bereits 100 Jahre vor der Ankunft der Reliquien schon mit den Reliefs an der riesigen Holztür von St. Maria im Kapitol eine bemerkenswerte Darstellung ihrer Geschichte. Eine bemerkenswerte Geschichte zeigen auch die Fotos von 1948, der einzige “Ausreisser” in die Neuzeit, auf denen sich durch die vom Krieg zerstörte Kölner Innenstadt eine Prozession hinter dem Schrein der Heiligen Drei Könige zieht. Den grossen und kleinen Ausstellungsbesuchern – mit dem Kindermissionswerk Aachen wurde ein umfangreiches Kinderprogramm konzipiert – sei eine individuelle “Prozession” in Köln empfohlen. Die sollte dann vom Museum direkt in den Dom und zum Schrein der Heiligen Drei Könige führen.

Museum Schnütgen, Cäcilienstrasse 29–33, bis 25. Januar, Di. bis So. von 10.00 bis 19.00, Do. bis 20.00 Uhr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel