Rom: Ernstfall des Glaubens

Überraschung der Heilig-Land-Reise des Papstes

DieTagespost, 06. Juni 2014

Von Markus Reder

Es war die Überraschung der Heilig-Land-Reise des Papstes:

Franziskus kündigte ein Gebetstreffen mit Israels Staatspräsident Schimon Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Rom an. Offenbar war ein solches Friedensgebet bereits während der Pilgerreise des Pontifex ins Auge gefasst worden, hatte sich da aber nicht realisieren lassen.

Darum also jetzt in Rom und am Pfingstsonntag. Dass auch Patriarch Bartholomaios sein Kommen angekündigt hat, gibt dieser historischen interreligiösen Begegnung zusätzlich ökumenisches Gewicht.

Franziskus selbst hat klargestellt, es geht nicht um Politik, sondern um Gebet. Was nicht heisst, dass Gebete nicht die Welt verändern können. Petrus lädt führende Vertreter zweier verfeindeter Lager – einen Juden und einen Muslim – “in sein Haus ein”, um zu beten. Das ist viel mehr als ein starkes Zeichen, eine grosse Geste oder gut inszenierte vatikanische Symbolpolitik. Das ist der Ernstfall des Glaubens. Die mächtigsten Politiker der Welt haben sich am Nahost-Konflikt die Zähne ausgebissen. An einem Konflikt, dessen Lösung der Schlüssel zur Befriedung eines internationalen Krisenherdes wäre. Und was macht der Papst? Er lädt zum Friedensgebet nach Rom. Ist das frommer, aber naiver christlicher Pazifismus? Nein, das ist gross! Tatsächlich hat die Kirche ein Angebot, das Washington und all die anderen politischen Player, die mit ihren unterschiedlichen Interessen in Nahost unterwegs sind, nicht im diplomatischen Gepäck haben: Jesus Christus. Er ist es, der nach seiner Auferstehung den Jüngern seinen Frieden verheissen hat. Jetzt an Pfingsten feiert die Kirche Gottes Geist, den Geist des Friedens und der Versöhnung.

Ein schlichtes Gebetstreffen in den vatikanischen Gärten verändert nicht über Nacht die Welt. Frieden fällt nicht vom Himmel. Die Entscheidung über Krieg und Frieden fällt aber auch nicht an Konferenztischen, sondern in den Herzen von Menschen. Den Himmel zu bestürmen, er möge seinen Geist der Versöhnung in die Herzen giessen, dazu sind an diesem Sonntag nicht nur die Christen in aller Welt aufgerufen. Es gibt keinen besseren Termin dafür als Pfingsten.

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